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Die Kunst Vietnams

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Die Kunst Vietnams (ASIN: B07CFKV332) von Catherine Noppe und Jean-François Hubert, herausgegeben von Parkstone International.

Am äußersten Rand der Landmasse gelegen, die man üblicherweise Südostasien nennt, befindet sich Vietnam sozusagen an der Nahtstelle zwischen zwei Welten. China im Norden und Laos und Kambodscha im Westen binden es in einen zweifachen Einflussbereich ein, der seit 1840 im Französischen durch den Begriff »Indochina« bezeicnnet wird. Mit einer Küste von mehr als zweitausend Kilometern Länge ist Vietnam dem Meer zugewandt und hat über das Südchinesische Meer Zugang zu den Philippinen und Indonesien, aber auch zu China und Japan; damit eröffnen sich Vietnam die seit dem 15. Jahrhundert intensiv genutzten Handelsmöglichkeiten.

Die Kunst Vietnams 1

Das Klima ist tropisch, aber während der Norden vier verschiedene Jahreszeiten kennt und im Sommer und Winter vom Monsun heimgesucht wird, gibt es im mittleren Landesteil nur zwei Jahreszeiten, eine trockene und eine regenreiche

 »Zwei Reiskörbe an einer Stange« – dieses Bild wird auch von den Vietnamesen selbst am Häufigsten gebraucht, um die Silhouette ihres Landes auf geographischen Karten zu beschreiben. Die Stange, dieses lange, auf der Schulter getragene, längs gespaltene Bambusrohr, mit dem alles Mögliche transportiert wird, ist dabei das Tru’o’ng So’nGebirge, früher »Kordillere von Annam« genannt, das Rückgrat des Landes und wichtigste Grenze zu den westlichen Nachbarn. Die beiden Reiskörbe dagegen, die an ihren beiden äußersten Enden hängen, sind das Delta des Roten Flusses (Sông Hông) im Norden des Landes und das Mekong-Delta (Cu’u Long) im Süden. Man übersieht leicht, dass dieses Tiefland, das durch die Bewässerung besonders gut für den Reisanbau geeignet (zwei jährliche Ernten im Norden, dagegen drei im Süden und dazwischen Gemüseanbau) und deswegen sehr dicht bevölkert ist, nur einen Teil Vietnams bildet, das bei einer Fläche von fast 330.000 km2 doppelt so viel Gebirge wie Ebenen aufweist und in dem sich der höchste Berg Südostasiens, der Fan Si Pan (3.143 m) erhebt.

Neben dem dicht bewaldeten und praktisch unbewohnten Tru’o’ng So’n-Gebirge hat das Land im Norden, in Zentralvietnam, auch mittlere Höhenlagen und in der Mitte und im Süden Hochebenen, deren Ausläufer sich im Südchinesischen Meer verlieren; der Pass von An Nam eröffnet ebenso den Zugang zur gesamten Region Zentralvietnams wie der zwischen Hue und Da Nang gelegene “Wolkenpass”.

Nguyên Phan Chanh, Junges Mädchen wäscht Gemüse, Gouache auf
Seide, 1931. 63 x 50 cm.
Privatsammlung (Frühere Sammlung von
Dokteur Montel)

Die drei Regionen Nord (Bac bô), Mitte (Tru’ng Bô) und Süd (Nam Bô) wurden in der Kolonialzeit Tonkin, An Nam und Cochinchina genannt. Der Name Tonkin, den das heutige Hanoi im sechzehnten Jahrhundert trug, stammt von ‘Dông Kinh’, »Hauptstadt des Ostens« ab; An Nam, »Befriedeter Süden«, ist ein Name, den bereits die Chinesen der Epoche Tang (618 – 906) dem Land gaben; und was den von den Europäern erfundenen Begriff »Cochinchina« anbelangt, so ist er ebenfalls von Dông Kinh abgeleitet. Obwohl diese drei Regionen auch heute noch in der Kultur eine tragende Rolle spielen, ist, wie wir noch sehen werden, die Polarität zwischen den Regionen des Tieflands und denen der Hochebenen heute von weitaus größerer Bedeutung.

Victor Tardieu, Strasse der Geldwechsler in Hanoi, Öl auf Tafel.
21 x 27 cm.

Die Kalkstein-Gebirgsketten im Norden des Landes und die phantastischen kleinen Inseln in der Bucht von Ha Long – der Drachen, der ins Meer steigt – haben Ähnlichkeit mit den geologischen Formationen des chinesischen Guangxi. Sie sind ebenso wie die Gebirge im Zentrum mit unzähligen Höhlen durchsetzt, die schon sehr früh als heilige Stätten galten, da sie den Eingang zum Erdinnern bilden.

Bucht von Ha Long

Stalaktiten und Stalagmiten mit sonderbaren Formen erhielten entsprechend ihrer Form Namen wie: Trommel, Gecko, Elefant, Schildkröte, »Herz Buddhas«; und in einer vor kurzem entdeckten Grotte auf einer kleinen Insel in der Bucht von Ha Long fand man erstaunlicherweise sogar ein an den früheren Präsidenten Ho Chi Minh erinnerndes Profil. Schon in vorgeschichtlicher Zeit brachten die beiden großen Flüsse, der Rote Fluss und der Mekong, dem Land auf vielerlei Weise Nutzen und prägten seine Kultur. Der in der chinesischen Provinz Yunnan entspringende Rote Fluss hat eine Länge von 1.200 Kilometern; der in nordsüdlicher Richtung fließende Mekong mit seiner Länge von etwa 4.200 km entspringt dagegen auf der Hochebene Tibets, fließt durch China und entlang den heutigen Grenzen zwischen Laos und Myanmar (Burma) sowie Laos und Thailand und durchquert schließlich noch Kambodscha, bevor er sich in ein riesiges Delta ergießt

Die Wassermassen dieser großen Flüsse sind nicht nur Quelle des Lebens und ermöglichen die Bewässerung der Reisfelder, sondern bringen auch bedrohliches Hochwasser, gegen das die Menschen mit immer ausgeklügelteren Deichsystemen ankämpfen.

Paysages

Neben den großen Flüssen und ihren Nebenflüssen bahnen sich zahlreiche Wasserläufe meist von Nordwest nach Südost ihren Weg durch die Gebirge zum Südchinesischen Meer und durchqueren dabei die schmalen Küstenstreifen. Diese Flüsse ernähren einen großen Teil der Bevölkerung mit Fischen, Schnecken und verschiedenen Schalentieren. Man braucht nur einen Blick auf die Ikonographie der Keramik und des weiß- blauen Porzellans oder der glasierten Keramik aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert zu werfen, um die vitale Bedeutung dieses Elements zu begreifen. Dabei werden die Reichtümer des nahe gelegenen Meeres jedoch keineswegs verachtet: in Form riesiger Ansammlungen von Muschelschalen haben vorgeschichtliche Küstenkulturen an den Ufern im Norden und in Zentralvietnam ihre Spuren hinterlassen, und noch heute wird dort mit einem viereckigen Senkgarn gefischt.

Ein vom Fluss verstecktes Boot Thu Bon, Hoi An.

Im Vietnamesischen bedeutet der Ausdruck dât nu’o’c – Land und Wasser – einfach »Heimat«. Aus ihrem Zusammenwirken entsteht Vietnam, in viele kleine Teile zersplittert, reich an Kontrasten und Eigenarten, das als Folge dieser besonderen geographischen Beschaffenheit nur schwer zu politischer Einheit findet. Dieser erstaunlichen geographischen Vielfalt entspricht die Verschiedenheit der Menschen, die für ganz Südostasien charakteristisch ist.

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