
Albrecht Dürer und Lucas van Leyden –Wenn die Heuschrecke im Detail steckt
Was gibt es Neues von Albrecht Dürer? Ha, er hat das Emoji erfunden! Malta feiert Weihnachten mit einem neuen Satz Dürer-Briefmarken. In Nürnberg will der Albrecht Dürer-Flughafen durch zwei neu angebrachte Dürer-Logos mehr Passagiere anlocken. Super Plan, Glückwunsch! Auf der Dürer-Straße in Bayreuth hingegen werden die frisch eingebauten Haltelinien überarbeitet, weil es beim Darüberfahren zu unschönen Klackgeräuschen gekommen war. Bei all diesen Neuigkeiten könnte die Ausstellung über die grafische Kunst Albrecht Dürers und Lucas van Leydens in der Staatsgalerie Stuttgart leicht untergehen. Wir wollen einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, dass das nicht passiert.


Sagte man, Dürer sei der größte Künstler, den Deutschland je hervorgebracht hat, so lehnte man sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster. Er war, siehe sein Selbstporträt als Akt (1500-1512), ein selbstbewusster und zweifelsohne auch -verliebter Mann. Und das muss man wohl auch sein, um eine Zeitenwende in der Kunst einzuläuten. Dürer etablierte die Druckgrafik durch Meisterwerke wie Adam und Eva (1504) überhaupt erst als Medium der künstlerischen Produktion.
Ich persönlich schätze an Dürer (abgesehen von seinen mathematisch sicher einwandfreien, aber am Ende des Tages doch ulkigen Jesuskindern) besonders seine Liebe zum vermeintlich Nebensächlichen. 5 Sekunden – wer findet die Heuschrecke in Die Heilige Familie mit der Heuschrecke?

Dürer reicherte seine Bilder systematisch mit Details an und rückte sie nicht selten unter der Hand in den Vordergrund.
Lucas van Leyden, Holländer und zwanzig Jahre jünger als Albrecht Dürer, war ein großer Liebhaber der Kunst des Meisters, seines Hell-Dunkels, seiner Kompositionsgabe. Er gefiel sich darin, dessen Schöpfungen umzugestalten und sie in seine eigene Formensprache zu übersetzen. Deshalb wird er gerne als reiner Nachahmer abgetan. Tatsächlich führte er die Ideen Dürers bloß konsequent fort und gab den vermeintlichen gesellschaftlichen Seitenaspekten – den Armen und Ausgestoßenen, den adipösen Hundeliebhaberinnen und Wichten mit Eulen auf der Schulter – den Raum, der bereits bei Dürer angelegt war.
Und auch die ulkigen Gesichter durften nicht fehlen. Nur Mathematisch einwandfrei waren sie nicht mehr.

Kupferstich, 10,3 x 7,3 cm. The Metropolitan Museum of Art, New York.
Lust auf noch mehr Dürer’sche Suchbilder und ein bisschen Farbe? Der Dürer-Band aus der Kollektion Mega Square hat beides.
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