
Barocky – Wie Peter Paul Rubens Rambo schuf
Vergesst Picasso, Dalí oder Chaim Soutine. Die coolste Sau der Kunstgeschichte war Peter Paul Rubens (1577-1640). Rubens war Barockmaler und zwar einer der besten. (Einer der besten? Nun ja, da waren auch noch Velázquez, Rembrandt, Vermeer und Caravaggio…) Rubens war außerdem – von der Geschichte hat der ein oder andere vielleicht schon gehört – Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone. In dieser Rolle hat er 1630 mal eben die zankenden Spanien und England befriedet. Das ringt einem dann doch ein anerkennendes Kopfnicken ab. Und wenn ich euch erzähle, dass er Sylvester Stallone zu Rambo gemacht hat? Dann müssen wir hier und jetzt wohl über die Urkraft der Malerei des Peter Paul Rubens sprechen.

Sylvester Stallone war einmal ein kleiner Junge. Man glaubt es nicht, aber es war so. Keine Muskeln, keine Boxhandschuhe, keine Maschinengewehre – bloß ein kleiner Junge mit einer Lähmung im Gesicht. Eines Tages besuchte der vorpubertäre Sylvester das Kunstmuseum seiner Heimatstadt Philadelphia. Vom Schicksal mit einem schmächtigen Kinderleib geschlagen, vermöbelte er niemanden, sondern betrachtete die Bilder. Und da sah er ihn, den Gefesselten Prometheus von Peter Paul Rubens.

Mit seiner „Wucht“, seiner „Bewegung“ und seiner „außergewöhnlichen Körpersprache“ stählte dieses Bild den Willen des Hänflings augenblicklich. Sylvester Stallone hatte seine Berufung gefunden. Und nietete in den folgenden knapp 60 Jahren mehr Menschen um als Spanien und England in einem ganzen Jahrtausend.

Tatsächlich trifft Sylvester Stallone da was. Also inhaltlich. Rubens nämlich erkannte, lange vor unserem Goethe, die erzählerische Wucht des Mythos vom Titanen, der sich im Namen der Menschheit gegen die Götter auflehnt und dafür drakonisch bestraft wird. Rubens‘ Prometheus fügt sich nicht in sein Schicksal, er ringt mit ihm. Der Adler möchte man dann doch irgendwie auch wieder nicht sein. Damit bildet dieses Bild keine Ausnahme. Bei Rubens gibt’s ordentlich Kasalla.

Rubens liebte den malerischen Exzess und das Drama. Der amerikanische Maler Thomas Eakins sagte einmal, Rubens sei „der fieseste, der vulgärste, der lauteste Maler, der jemals diese Welt betreten hat“. Entsprechend voll sind seine Farben, entsprechend stürmisch seine Pinselstriche gesetzt. Rubens‘ Werke pulsieren schon von Weitem. Das setzt sich fort bis in seine Landschaftsbilder, ein doch eigentlich recht friedvolles Genre. Nicht so bei Rubens.

Die Welt könnte so schön sein. Eine Waldlichtung, die Sonne scheint, Schäfchenwolken am Himmel, die Vögel zwitschern. Aber da: Pferdegetrappel, Hundegebell, Männergebrüll und im Zentrum des Geschehens – alle Blicke, alle Bewegungen führen dorthin – ein Wildschwein im Todeskampf. Das Auge weiß kaum, wo es zuerst hinschauen soll. Rubens hat es geschafft, ein ruheloses Landschaftsgemälde zu fabrizieren. Noch ins schönste Idyll platzt der ungeschlachte Mensch herein und murkst etwas ab.
Hauen wir der Wahrheit ins Gesicht:

Ohne „Rocky“ Rubens hätte es „Rambo“ Stallone nie gegeben!
Andere Maler waren friedfertiger als Rubens. So zum Beispiel Jan Brueghel der Ältere. Landschaftsmalerei in all ihren Facetten gibt es bis zum 15. Januar 2017 in der Dresdener Kunsthalle im Lipsiusbau zu sehen. Und hier unser bescheidener Beitrag zur Materie:
Vielleicht inspiriert das ein oder andere Bild ja auch euch…
Arik Jahn

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