
Indien und seine Kunst
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Die Kunst Indiens von Vincent A. Smith, herausgegeben von Parkstone International.
Beim Thema Indienforschung muss man wegen der hier zu behandelnden enormen Materialvielfalt eine deutliche Zurückhaltung üben. Angesichts dieser Komplexität habe ich mich auf eher subjektive Ergebnisse gestützt, die auf meinen persönlichen Erfahrungen und Interpretationen beruhen und daher mehr oder weniger unwissenschaftlich sind.

Gouache und Gold, 31,2 x 23,4 cm; Folio 42 x 25 cm. Erwerb in London durch M. Techener; Collection du département des Estampes et de la
Photographie de la Bibliothèque nationale de France, Paris.
Spricht man von Indien, einem Land, das mit seiner enormen Größe dem Betrachter mehr Schönheit bietet als viele andere Länder der Welt, so ist ein beschreibender Tonfall durchaus gerechtfertigt. Der Subkontinent Indien ist ein ungemein vielfältiges Land und kann daher weder ethnologisch noch geographisch und erst recht nicht kulturell als Einheit betrachtet werden. Dies führt zu der Vermutung, dass das Indien vieler Schriftsteller eher ihrer Vorstellung als der eigentlichen Realität entspricht. Die durch den Wunsch nach Farbe und Bewegung geweckte Anziehungskraft des Bildhaften ist bei den heutigen, über beschränkte Horizonte und eine von ökonomischer Notwendigkeit begrenzte Lebenserfahrung lächelnden Generationen weit verbreitet.
Kanha, Folio des Salim-Albums. Portrait des
Kishn Das Tunwar, 1590, Mogul-Dynastie (Akbar),
Patan, Gujarat. Aquarell-Deckfarbe und Tinte auf Papier,
23,8 x 15,1 cm. Sammlung Nasli und Alice Heeramaneck, Schenkung
von Paul Mellon, Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, Virginia.Portrait einer mogulischen, feinen Dame, um 1630,
Mogul-Dynastie (Schah Jahan), Patan, Gujarat. Aquarell-Deckfarbe
auf Papier, 33,2 x 21 cm. Sammlung Nasli und Alice Heeramaneck,
Schenkung von Paul Mellon, Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, Virginia.
Dort in Indien lässt sich überall Zauber finden, dort scheinen die Forderungen nach Notwendigkeiten leichter erfüllt zu werden, dort verläuft das Leben im Rhythmus des tropischen Wechsels der Jahreszeiten, dort wird das Brot direkt aus dem reichen Schoß der Erde geerntet. Farben bereichern den Tag und springen ins Auge, etwa das plötzliche Erstrahlen einer Frucht oder einer Blume im Sonnenschein oder auch die kaleidoskopische Menge in engen Straßen. Eine tropische Stadt zu betreten ist so, wie im Traum in das Leben eines toten Jahrhunderts einzutreten.

Fassade: roter Sandstein mit weißer Marmoreinlage. Mehrauli, Delhi.
Diese Bewegung existiert nicht ohne Parallelen, und das Bildhafte und die Interpretation spielen in ihrer Darstellung eine bedeutende Rolle; es lässt sich tatsächlich etwas Präraffaelitisches in ihr finden. Der heutige Materialismus wird von der indischen Spiritualität kontrolliert. Kunst und Handwerk stehen überall in Blüte und im Mittelpunkt der sozialen Ordnung des Dorfes. Indien wird aus der Asche Indiens erstehen. An dieser Stelle kann daher behauptet werden, dass es keinen besseren als den jetzigen Zeitpunkt gibt, um einen Überblick über die Kunst Indiens zu geben, damit sowohl die Wertschätzung als auch der verlorene Austausch zwischen Orient und Okzident besser eingeschätzt werden können.

Mogul-Dynastie (Shah Jahan). Weißer Marmor, Jaspis, Jade,
Quarz, Türkisgestein, Lapislazuli, Saphir, Karneol etc. Agra, Uttar Pradesh.
Die Nationalisierung dieses Themas wurde in der Tat von einigen Autoren ausführlich erläutert. Sie steht jedoch im Gegensatz zum Geist einer wahren Kritik und einer vollen Wertschätzung. Der Gegensatz von östlicher Spiritualität und westlichem Materialismus ist eine rückhaltlose Verallgemeinerung, während die Forderung nach einer metaphysischen Basis für jede Art von Kunst genauso nutzlos und inkonsequent ist wie die Forderung nach der Existenz der ewigen, unveränderlich klassischen Maßstäbe. Kunst kann nicht festgelegt werden, zumindest solange nicht, wie die Geisteswissenschaften, auf denen unsere Kultur beruht, eine Bedeutung haben. Geographische Unterschiede sollten heutzutage für eine Würdigung kein Hindernis sein, sondern vielmehr ein zusätzlicher Anreiz, da doch für die meisten von uns die Entdeckungsreisen innerhalb der Zeiten des örtlichen Fahrplans stattfinden. Es ist dabei bedauerlich, dass in den Köpfen vieler der Osten zwar eine romantische, aber relativ unbestimmte Assoziation hervorruft, die das Außergewöhnliche betont und dazu führt, dass an die Stelle der Wertschätzung nur Neugier tritt.
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Weiterführende Literatur:


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