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Der Traum vom Orient

Jean-Auguste-Dominique Ingres provokantes Gemälde Das türkische Bad, das erstmals postum 1905 auf dem Salon de l’Automne zusehen war, erstaunte unter anderem den Maler Félix Vallotton und faszinierte ihn sofort. Das Meisterwerk des Neoklassizisten, einem Vorbild Vallottons, inspirierte ihn zu einer eigenen Interpretation des Gemäldes im Jahre 1907. In Vallottons Version sieht der Betrachter sechs nackte Frauen in einem gekachelten Dampfbad. Eine im Wasser stehende Rückenfigur trocknet sich gerade den Oberkörper, während eine weitere Person lasziv auf den Fliesen liegt und eine am rechten Bildrand sitzende Blondine, kurioserweise mit einem Dackel im Arm, scheinbar abwesend ins Leere starrt. Hinter ihr befinden sich drei weitere Frauen, die jede für sich und isoliert von den anderen das heiße Bad miterleben. Wie bereits der Titel des Bildes verrät, ist als Vorbild für das Sujet und die Darstellungsweise eindeutig Ingres zu nennen, der von Vallotton besonders deutlich in den weiblichen Rückenansichten im Vordergrund seines Bildes und in der Nacktheit seiner Frauen zitiert wird, obwohl Vallotton sein Vorbild auch stark karikiert und seinem Bild etwas Ironisches verleiht, indem er beispielsweise dem Dackel eine bildimmante Position verleiht.

Félix Vallotton: Das türkische Bad, 1907 Öl auf Leinwand, 130,5 x 195,5 cm Musée d’art et d’histoire, Genf Jean-Auguste-Dominique Ingres: Das türkische Bad, 1862, Öl auf Leinwand. 108 x 110 cm Musée du Louvre, Paris
Félix Vallotton: Das türkische Bad, 1907
Öl auf Leinwand, 130,5 x 195,5 cm
Musée d’art et d’histoire, Genf
Jean-Auguste-Dominique Ingres: Das türkische Bad, 1862,
Öl auf Leinwand. 108 x 110 cm
Musée du Louvre, Paris

Ingres‘ Türkisches Bad zeigt einen orientalischen Harem in einem Hamam, den er sich so aus Erzählungen, Reiseberichten sowie seiner Fantasie ausmalte. Ein Jahr nach der Fertigstellung des Bildes entschied sich Ingres, das Bild zu einem Tondi (nach dem Vorbild Raffaels, seinem großen Idol) umzugestalten und somit eine vollkommen neue Perspektive der Bildkomposition zu bewirken. Das Kunstwerk entsprach nun einer Sicht durch ein Schlüsselloch, sodass der Betrachter zum Voyeur wird und einen heimlichen, verbotenen Anblick auf die nichtsahnenden Frauen erhascht, die ihre Nacktheit ungeniert zur Schau stellen.

Das Bildmotiv des Türkischen Bades wird bei beiden Künstlern nur als Staffage benutzt, um Frauenakte in verschieden Posen darzustellen. Somit verwenden beide stereotypische Modelle als Vorlage für ihre Bildarrangements. Sowohl Ingres‘ als auch Vallottons weibliche Akte wirken entrückt und isoliert. Es findet keine Interaktion zwischen ihnen statt; jede ist für sich allein. Sie wirken in der gesamten Gruppenkonstellation verloren und einsam.

Das Sujet des türkischen Bades setzt auf der einen Seite Ingres dem Titel folgend in einem fantastischen, orientalischen Ambiente und auf der anderen Seite Vallotton in einem zeitgenössischen, westlichen, puristisch gehaltenen Interieur um. Die für die Kunstwerke gewählten Farben sind kalt, blass und gedämpft, sie wirken konträr zur warmen Atmosphäre des Sujets. Die Stile sind durch eine glatte Oberfläche, eine kühle Atmosphäre und die Dominanz der Linie, der Genauigkeit der Kontur, gekennzeichnet.

Vom 14. Februar bis zum 1. Juli 2014 ist im Van Gogh Museum Amsterdam die Einzelausstellung Félix Vallotton: Feuer unter Eis zu besichtigen. Mehr vom Werk Vallottons können Sie in Natalia Brodskaïas Buch Vallotton des Verlags Parkstone-International entdecken.

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One Comment

  • Klaus H. Carl

    ok., get my approval with best regards, Klaus

    Am 19. M�rz 2014 10:56 schrieb Parkstone International :

    > Parkstone International posted: “Jean-Auguste-Dominique Ingres > provokantes Gem�lde Das t�rkische Bad, das erstmals postum 1905 auf dem > Salon de l’Automne zusehen war, erstaunte unter anderem den Maler F�lix > Vallotton und faszinierte ihn sofort. Das Meisterwerk des Neoklassizisten, > einem “

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