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Leonardo Da Vinci – Der Architekt

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Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Leonardo Da Vinci Künstler, Denker und Wissenschaf tler von Eugène Müntz, herausgegeben von Parkstone International.

Das Sforza-Denkmal hatte, obwohl es unvollendet geblieben war, Leonardo sofort einen vorderen Rang unter den Bildhauern eingebracht, ebenso wie das Abendmahl ihn auf den höchsten Platz unter den Malern gehoben hatte. Angesichts der Weite und Vielfalt seines Wissens in den exakten Wissenschaften war es nur natürlich, dass der Künstler darauf brannte, sich auch in der Architektur zu versuchen. Und tatsächlich interessierte er sich ebenso stark für Probleme der Konstruktion wie für solche der Ästhetik, weshalb er auch die Ursachen für Risse in Wänden und Nischen untersuchte und die Natur von Bögen erforschte etc. Die Akustik von Kirchenbauten beschäftigte ihn ebenfalls; er bemühte sich, eine architektonische Kombination zu entdecken, die es der Stimme des Predigers ermöglichen würde, die entfernteste Ecke des Gebäudes zu erreichen, und er erfand das teatro da predicare, einen Vorlesungssaal in der Form eines Amphitheaters. Unter seinen Entwürfen findet sich auch der Plan einer Stadt mit einem Straßensystem auf zwei unterschiedlichen Ebenen für unterschiedliche Aufgaben.

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Entwurf für den Tiburio, Mailänder Dom, ca. 1450-1500.
Biblioteca Ambrosiana, Mailand.

 

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Studien von Kirchen mit Plänen des Mittelschiffes, 1485-1490.
Feder und Tinte, 23,3 x 16,2 cm. Bibliothèque de l’Institut denFrance, Paris.
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Studien von antiken Gebäuden, Arenen und Kirchen mit Plänen des Mittelschiffes.
Stift und Tinte. Biblioteca Ambrosiana, Mailand.

Leonardo hatte schon bald Gelegenheit, sich auf diesem neuen Feld zu beweisen. Die Vollendung der Kathedrale von Mailand hatte über viele Jahre die Aufmerksamkeit aller an der gotischen Architektur interessierten Menschen beansprucht. Die Baumeister aus Straßburg sowie Bramante, Francesco di Giorgio Martini und viele andere hatten Ratschläge erteilt und Pläne erarbeitet. Leonardo schrieb sich 1487 ebenfalls in die Liste dieses großen Wettkampfs ein, die die Begeisterung der letzten Verfechter des Mittelalters hervorrief. Er widmete sich der Kuppel, die das Querschiff krönen sollte, dem “tiburium“. Aber alles spricht dafür, dass sein im gotischen Stil gehaltener Entwurf abgelehnt wurde, so dass seine anschließenden Forschungen rein platonischer Natur waren. Leonardo nahm aber begierig andere, offensichtlich wesentlich bescheidenere Arbeiten an. Am 2. Februar 1494 erstellte er, während er sich im Sforzesca aufhielt, einen Entwurf für eine Treppe aus 25 Stufen, von denen jede zwei Drittel einer “braccia“ hoch und acht “braccia“ breit sein sollte. Am darauf folgenden 20. März ging er nach Vigevano, um die Reben zu untersuchen. Vielleicht fertigte er bei dieser Gelegenheit eine Studie einer Treppe aus 130 Stufen in dem Herrenhaus an.

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Photographie: Treppen des Schlosses in Chambord.
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Photographie: Treppen des Schlosses in Blois.

Obwohl wir Leonardo kein Gebäude eindeutig zuschreiben können, ist es einfach, aus seinen Skizzen zu erkennen, wie seine Entwürfe in Stein ausgesehen haben bzw. hätten. Sie hätten vor allem durch das perfekte Gleichgewicht der durch eine organische und lebendige Beziehung mit dem zentralen Bauwerk verbundenen Teile jenen Sinn für Harmonie aufgewiesen, der diesen Puristen “par excellence“ auszeichnete. Der Meister scheint Kirchen nach einem konzentrischen Plan, d.h. mit nach dem von den Byzantinern bevorzugten System so eng wie möglich um eine das gesamte Bauwerk dominierende Kuppel gruppierten Schiffen und Kapellen, bevorzugt zu haben. Er skizzierte eine große Anzahl derartiger Bauwerke auf den von Monsieur de Geymüller veröffentlichten Bögen und gruppierte vier, sechs oder sogar acht Kuppeldächer um die zentrale Kuppel. Der für die Herzogin Beatrice d’Este entworfene Garten besaß ebenfalls ein Kuppelgewölbe. Sein Meisterwerk auf dem Feld der runden Architektur ist ein gleichermaßen majestätischer wie einfacher Entwurf für ein Mausoleum (vielleicht von dem zu Beginn des 15. Jahrhunderts noch existierenden in Halikarnassos inspiriert). Monsieur de Geymüller zufolge hätte schon dieser eine Entwurf genügt, um Leonardo zu einem der größten Architekten aller Zeiten zu zählen.

Derselbe Experte sagt auch, dass Leonardo als Architekt der direkte Nachkomme von Brunellesco war. Er erkannte dies selbst, indem er den Plan von San Spirito in Florenz zeichnete, eine Seitenansicht der Kirche San Lorenzo in derselben Stadt skizzierte und einen fast mit jenem für die berühmte Kapelle der Engel identischen Plan komponierte, drei von Brunellescos Meisterwerken. In seinen Plänen für Kirchen war er deutlich von der Kuppel und der Laterne von Santa Maria dei Fiori beeinflusst. Und schließlich entlieh er sich von Brunellesco auch das Prinzip des doppelten Gebälks. Es ist möglich, dass ein anderer seiner florentinischen Landsleute, Leone Battista Alberti, bis nach seiner Ankunft in Mailand nur wenig Einfluss auf ihn ausübte und sich ihm nur vermittelt durch Bramante mitteilte, der sich in so vielerlei Hinsicht als Nachfolger und Exponent Albertis erwies. Bramante übte aber vor allem in seinem klassischen und weniger seinem lombardischen Stil einen tiefen Eindruck auf den Meister aus.

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Architekturstudie, 1481-1499. Feder und Tinte, 14,5 x 22 cm.
Musée du Louvre, Paris.
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Studien für die Villa Caprini, ca. 1506.
Feder und Tinte, 21,2 x 15,2 cm. Biblioteca Reale, Turin.

Leonardo der Architekt träumte wie Leonardo der Maler von kollossalen, fast schimärischen Werken. Die von ihm geplante königliche Totenstadt sollte Monsieur de Geymüllers Berechnungen zufolge aus einem künstlichen Berg, dessen Durchmesser an seinem Fuß etwa 200 Meter betragen sollte, und einem runden Tempel bestehen, dessen Boden sich auf gleicher Höhe wie die Turmspitzen des Kölner Doms befinden sollte, während der Innenraum dieselbe Breite wie das Hauptschiff von St. Peter in Rom aufweisen sollte. Bei einer anderen Gelegenheit schlug er der florentinischen Regierung, veranlasst durch das Beispiel des berühmten bolognesischen Ingenieurs Aristotele di Fioravante, der einen Turm von einem Ort an einen anderen verlegt hatte, ohne ihn zu zerstören, vor, das Baptisterium mit Hilfe von Maschinen anzuheben und es auf einen Sockel auf Stufen zu stellen. Dieses Projekt wurde natürlich nicht freundlich aufgenommen. Einmal mehr erwies sich der große Künstler und Gelehrte als Visionär.

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