
Christus in der Kunst – Collection Temporis
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Christus in der Kunst (ASIN: B016XN1344) von Ernest Renan, herausgegeben von Parkstone International.
Jesus kam, wie wir gesehen haben, niemals aus dem jüdischen Kreis heraus. Obwohl seine Sympathie für alle von der Orthodoxie Geächteten ihn dazu hinzog, auch die Heiden in das Reich Gottes einzulassen, obwohl er mehrere Male in heidnischen Gegenden gewesen und ein oder zwei Mal wohlwollende Beziehungen zu Ungläubigen gehabt hatte, kann man doch sagen, dass sein ganzes Leben in der kleinen, sehr abgeschlossenen Welt verlief, in der er geboren war. Die Länder der Griechen und Römer hatten nie etwas von ihm gehört; sein Name kommt bei profanen Autoren erst etwa einhundert Jahre später vor und auch da nur auf ganz indirekte Weise: bei den durch seine Lehre entstandenen aufrührerischen Bewegungen, bei denen seine Schüler Gegenstand von Verfolgungen wurden.
Das Wesentlichste an der Tätigkeit Jesu war, dass er einen Kreis von Schülern um sich scharte, denen er eine schrankenlose Hingebung einzuflößen wusste und in deren Herz er den Keim seiner Lehre niederlegte.

Jesus ist kein Begründer von Glaubensartikeln, kein Symboliker; er ist ein Mann, der einen neuen Geist über die Welt gebracht. Diejenigen Menschen, die am wenigsten Christen gewesen sind, waren einerseits die Gelehrten der griechischen Kirche, die vom vierten Jahrhundert ab das Christentum in die Bahn kindischer, metaphysischer Erörterungen hineindrängten und andererseits die Scholastiker des lateinischen Mittelalters, die aus dem Evangelium die tausend Spitzfindigkeiten einer kolossalen ‘Summa’ herausklügeln wollten. Zu Anfang aber hieß es, ein Christ zu sein, wenn man hinsichtlich des Reiches Gottes ein Anhänger Jesu war.
Auf diese Weise kann man begreifen, wie durch ein ganz besonderes Geschick das reine Christentum sich noch heute nach zwanzig Jahrhunderten mit dem Charakter einer ewigen und universalen Religion darstellen kann. Die Religion Jesu ist wirklich in mancherlei Hinsicht eine definitive Religion.
Das Reich Gottes, wie wir es auffassen, weicht merklich von der übernatürlichen Erscheinung ab, die die ersten Christen in den Wolken zu sehen hofften. Aber das Gefühl, das Bewusstsein, das Jesus der Welt einverleibt hat, ist auch heute noch das unsrige. Sein vollendeter Idealismus ist die höchste Vorschrift des in sich selbst gekehrten und tugendhaften Lebens.

Jesus hat für die reinen Seelen den Himmel geschaffen, in dem man alles findet, was man auf Erden vergebens sucht: den vollkommenen Adel der Kinder Gottes, die absolute Reinheit, der gänzliche Abstand vom Schmutz der Welt; mit einem Wort: die Freiheit, die die wirkliche Gesellschaft als eine Unmöglichkeit ausschließt, die aber ihre ganze Fülle auf dem Gebiete des Gedankens besitzt. Der Großmeister all derer, die sich in das ideale Reich Gottes hineinflüchten, ist immer noch Jesus. Er hat zuerst die Herrschaft des Geistes proklamiert, dann mindestens durch seine Handlungen gesagt und bestätigt: „… Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Die Gründung einer wahren Religion ist sein ureigenstes Werk. Nach ihm gibt es nur noch zu entwickeln und fruchtbringend zu machen. Das ‘Christentum’ ist auf diese Weise mit ‘Religion’ fast synonym geworden. Alles, was außerhalb dieser großen und guten christlichen Tradition geschieht, wird stets unfruchtbar bleiben. Jesus hat in der Menschheit die Religion gestiftet wie Sokrates die Philosophie oder wie Aristoteles die Wissenschaft. Seit Sokrates und Aristoteles haben Philosophie und Wissenschaft ungeheure Fortschritte gemacht, aber alles ist nur auf ihrer Grundlage aufgebaut worden.

Ebenso hatte der religiöse Gedanke vor Jesus vielerlei Umwälzungen erlebt, nach Jesus hat er große Eroberungen gemacht, aber man ging nie und wird nie über den wesentlichen Begriff hinausgehen, den Jesus geschaffen hat, denn er hat für immer die Idee des reinen Kultus festgestellt. In diesem Sinne ist die Religion Jesu ohne Schranken. Seine Symbole sind keine feststehenden Dogmen, sondern Bilder, die unendlich vieler Auslegungen fähig sind.
Wie mannigfaltig auch die Umgestaltungen des Dogmas sein können, Christus bleibt auf dem religiösen Gebiet immer der Schöpfer der reinen Gesinnung. Die Bergpredigt wird niemals übertroffen werden. Keine auch noch so gewaltige Umwälzung wird bewirken können, dass wir uns hinsichtlich der Religion von der großen moralischen und intellektuellen Richtung abwenden, an deren Spitze der Name Jesu leuchtet. In diesem Sinne sind wir alle Christen, selbst wenn wir in fast allen Punkten uns von der Christlichen Tradition losgesagt haben, die vor uns geherrscht hat.
Wir aber, die wir zur Ohnmacht verurteilt sind, die wir arbeiten ohne zu ernten und niemals die Frucht sehen von dem, was wir gesät haben, wir verneigen uns vor solchen Halbgöttern. Sie wussten, was wir nicht verstehen: zu schaffen, zu befestigen, zu handeln. Werden dergleichen Originale wieder erscheinen oder wird die Welt sich jetzt begnügen, auf dem von diesen kühnen Schöpfern der alten Zeit eröffneten Bahnen weiter zu gehen? Niemand weiß es.

Aber was sich auch noch für unerwartete Erscheinungen im Schoß der Zukunft verbergen mögen, Jesus wird niemals übertroffen werden. Sein Kultus wird sich stets verjüngen, seine Legende wird ewig Tränen hervorrufen; seine Leiden werden die besten Herzen rühren; alle Jahrhunderte werden es laut aussprechen, dass unter den Söhnen der Menschen kein größerer geboren worden ist als Jesus.
On comprend de la sorte comment, par une destinée exceptionnelle, le christianisme pur se présente avec le caractère d’une religion universelle et éternelle. C’est qu’en effet la religion de Jésus est, à quelques égards, la religion définitive. Le royaume de Dieu, tel que nous le concevons, diffère notablement de l’apparition surnaturelle que les premiers chrétiens espéraient voir éclater dans les nues. Mais le sentiment que Jésus a introduit dans le monde est bien le nôtre. Son parfait idéalisme est la plus haute règle de la vie détachée et vertueuse. Il a créé le ciel des âmes pures, où se trouve ce qu’on demande en vain à la terre, la parfaite noblesse des enfants de Dieu, la pureté absolue, la totale abstraction des souillures du monde, la liberté enfin, que la société réelle exclut comme une impossibilité, et qui n’a toute son amplitude que dans le domaine de la pensée. Le grand maître de ceux qui se réfugient dans ce royaume de Dieu idéal est encore Jésus. Le premier, il a proclamé la royauté de l’esprit ; le premier, il a dit, au moins par ses actes : « Mon royaume n’est pas de ce monde. » La fondation de la vraie religion est bien son oeuvre. Après lui, il n’y a plus qu’à développer et à féconder. « Christianisme » est ainsi devenu presque synonyme de « religion »…
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