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Kunst ist da, wo die Bärte sind

Warum fahren eigentlich ausgerechnet Jan und Hein und Klaas und Pit mit? Weil sie Bärte haben! Das leuchtet unmittelbar ein. Mit Männern mit Bärten ist zu rechnen. Sie sind knallhart, furchtlos und trinkfest. Ihrem Wort kann man trauen, denn ein Mann mit Bart hat keine Geheimnisse. Bärte sind, nicht nur des gerade abgelaufenen Movembers und des Nikolauskultes wegen, hip. Prinzessin Leia trägt einen. Justin Bieber… na, sagen wir, er versucht sein Bestes. Und kein Geringerer als Gott hat den Trend schließlich erfunden. Auch einige der größten Künstler aller Zeiten trugen Bärte, Leonardo da Vinci, Dalí oder – der Witz darf in keiner Aufzählung fehlen – Bob Ross. Was aber hat der Hang zum Bartwuchs mit großer Kunst zu tun?

Gott trägt Bart: Michelangelo, Die Erschaffung Adams, 1508-1512. Fresko. Sixtinische Kapelle, Vatikanstadt.
Gott trägt Bart: Michelangelo, Die Erschaffung Adams, 1508-1512. Fresko. Sixtinische Kapelle, Vatikanstadt.

Es verwundert nicht, dass der deutsche Bart vor allem in Berlin beheimatet ist. Denn um Mode zu machen, bedarf es einer gewissen Exzentrik, eines avantgardistischen Dranges. Und wo ist die Exzentrik und der Wille zum Avantgardismus in Deutschland zuhause, wenn nicht in Berlin? (So sehr, dass all die Exzentriker und Avantgardisten aufpassen müssen, nicht in ihrem selbst geschaffenen Mainstream zu versinken.) Die Bärte wucherten daher von Berlin aus über die ganze Republik. Und da es den Hipster nach Berlin drängt, wuchern sie auch beständig wieder dorthin zurück.

Leonardo da Vinci, Selbstporträt, um 1512. Zeichnung, 33,3 x 21,3 cm. Biblioteca Reale, Turin.
Leonardo da Vinci, Selbstporträt, um 1512. Zeichnung, 33,3 x 21,3 cm. Biblioteca Reale, Turin.

Der Grund, weshalb auch die Meister der Kunstgeschichte zum Bart neigten (Überraschung, Bob Ross ist an Nummer eins…), ist genau hier zu suchen. Kunst ist, ebenso wie Musik und Literatur, qua Definition exzentrisch. Ihr Schöpfer ist mitteilungsbedürftig, er wendet sich nach außen, er zeigt sich durch sein Werk. Und er hält es doch irgendwie auch für sehenswert. So besitzt noch der manisch-depressivste Künstler ein gewisses Vertrauen in seine eigene Besonderheit, zumal dann, wenn er Erfolg hat. Der Bart nun grenzt, wenn man nicht gerade in Berlin wohnt, vom Gemeinen ab. Zu Zeiten eines da Vinci oder Rembrandt war er Statussymbol, bis heute ist er eines jedenfalls immer geblieben: haargewordene Exaltiertheit. Und somit das vollendete Gesichtsdekor für alles, was sich da Kunstschaffender nennt.

Das Neue Museum in Berlin widmet dem Bart eine ganze Ausstellung. Ab morgen bis zum 28. Februar. Den neuesten Barttrend findet ihr hier. Die Klassiker unter den Bärten hingegen bei uns: Michelangelo und Leonardo da Vinci aus der Art Gallery-Kollektion.

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