
Utamaros Kunst
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Utamaro (ASIN: B016XN18OY) von Edmond de Goncourt, herausgegeben von Parkstone International.
Die japanischen Alben zu durchblättern kommt einer wahren Initiation gleich, in deren Verlauf man ganz besonders von Utamaros herrlichen Arbeiten verzaubert wird. Seine prächtigen Holzschnitte erregen durch seine Liebe zu den Frauen die Fantasie, die Frauen, die er auf so sinnliche Weise in fallende Konturen, Faltenwürfe und Wellen großartiger japanischer Stoffe von derart ausgewählten Farben hüllt, dass dem Betrachter der Atem stockt, wenn er sich vorstellt, welch wundervolle Freuden sie dem Maler bedeuten. Denn in der weiblichen Kleidung offenbart sich die Vorstellung, die sich ein Volk von der Liebe macht, und diese Liebe ist wiederum nur der Ausdruck einer höheren Idee, die um einen Quell der Freude kreist.

Oban, Nishiki-e, 35,8 x 24,3 cm. Sammlung Henri Vever.
Utamaro, der Maler der japanischen Liebe, stirbt übrigens an dieser Liebe, wobei man aber nicht vergessen darf, dass die japanische Liebe vor allem erotisch ist. Die Shunga veranschaulichen das Interesse, das der große Künstler diesem Thema entgegenbringt. Die zauberhaften Bilder von Frauen füllen Hunderte von Alben und Büchern und erinnern, sollte es denn notwendig sein, an die unzähligen Gemeinsamkeiten zwischen Kunst und Erotik. Aus diesem Grund konnte Utamaros Lehrer, der Maler Toriyama Sekien, über dessen wunderbares Insektenbuch sagen: „Dies sind die ersten mit Leidenschaft geschaffenen Werke.“ Utamaros Leidenschaft erkennt man im gleichen Überschwang der Gefühle bei der Suche nach der Schönheit der Tiere, mit dem er auch die Frauen aus dem Yoshiwara zu Papier brachte: Die Liebe eines Künstlers zur Schönheit ist nur dann echt, wenn er in der Lage ist, sie sinnlich zu erfassen. Liebe und Sexualität sind die Grundlagen des ästhetischen Gefühls und werden zum besten Ausdrucksmittel für die Kunst, die sich ja nur dann über das wahre Leben erhebt, wenn sie es stilisiert, schematisiert.

(Ogiya uchi Hanaogi), 1793-1794. Oban, Nishiki-e, 36,4 x 24,7 cm.
Musée national des Arts asiatiques – Guimet, Paris.
Utamaro gehört zu den Künstlern der in Europa bekanntesten japanischen Bewegung, der „fließenden Welt“ (Ukiyo). Er gilt, wie Edmond de Goncourt es formulierte, als „… der Maler der ’grünen Häuser’“. Mit Utamaro assoziiert man sofort die Farbdrucke (Nishiki-e) mit den großen, langgliedrigen und in kostbare Stoffe gehüllten Kurtisanen mit schwarzer Haarpracht, die Paradestücke des Druckkünstlers.

Verliebter Umgang mit musikalischer Begleitung
(Ongyoku koi no ayatsuri), 1801-1802. Oban, Nishiki-e, 37,3 x 25,3 cm.
Staatliche Museen, Preußischer Kulturbesitz, Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin.
Tatsächlich preisen die Japaner eher die Vornehmheit der großen Schönheit als die Beobachtungsgabe oder den Geist der Bilder. Auf unaussprechliche Weise wird die Schönheit heraufbeschworen und erblüht, werden dem Auge ihre tausend Facetten offenbart, staunt man über die Komplexität eher angedeuteter als tatsächlicher Haltungen und wird mit der Wahrheit frei und spielerisch, jedoch sehr tiefsinnig umgegangen. Über das Leben von Utamaro ist nur wenig bekannt. Ichitaro Kitagawa, wie sein richtiger Name lautet, ist vermutlich Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wahrscheinlich 1753, in Edo geboren worden, wohl in Kawagoe in der Provinz Musashi. Es ist unter japanischen Künstlern eine alte Sitte, ihre Familiennamen zugunsten eines Künstlernamens abzulegen. Ichitaro Kitagawa nahm als privaten Namen zuerst Ju-suke an, als Schüler im Atelier nannte er sich Murasakiya, und nachdem er seine Ausbildung beendet hatte und als Künstler seiner eigenen Inspiration folgte, verwendete er den Namen Utamaro.

Tusche und Farbe auf Seide, 39,4 x 55 cm.
The British Museum, London.
Utamaro kam sehr jung nach Edo. Nach einigen Jahren des Umherziehens wohnte er bei Tsutaya Ju-zaburo, dem zu dieser Zeit berühmten Verleger illustrierter Bücher, dessen Siegel, das Blatt eines wilden Weinstocks vor dem Gipfel des Fujiyama, auf Utamaros vollkommensten Drucken zu sehen ist. Er wohnte nur einen Steinwurf von dem großen Tor entfernt, hinter dem sich das Yoshiwara erstreckte. Als Tsutaya Ju -zaburo umzog und sein Geschäft im Zentrum eröffnete, folgte ihm Utamaro dahin und blieb auch bis zum Tod des Verlegers im Jahr 1797 bei ihm. Danach wohnte Utamaro nacheinander in der Kyu- emoncho-Straße und in der Bakuro-cho-Straße, bevor er sich in den Jahren vor seinem Tod in der Nähe der Benkei-Brücke niederließ.
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