
Schuhe
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Schuhe, von Marie-Josèphe Bossan, herausgegeben von Parkstone International.
Schuhe sind ein unumgänglicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Heute interessieren sich die Menschen vor allen Dingen für die Bequemlichkeit oder Eleganz von Schuhen. In der Kultur- und Kunstgeschichte jedoch spielte der Schuh eine äußerst interessante und wichtige Rolle. Als sich die Menschen von der Natur entfernten, entglitt ihnen nach und nach auch ihr Wissen um die tiefere Bedeutung des Schuhs. Hier soll es unser Anliegen sein, durch eine eingehende Beschäftigung mit dem Schuhwerk auch eben jene Bedeutung wieder aufzuzeigen.

Sammlung Guillen
Internationales Schuhmuseum, Romans
Im Bereich des Sports stellt das Schuhwerk einen nicht wegzudenkenden, ganz besonderen Teil der Sportausrüstung dar, den man mit Sorgfalt auswählt: Ski-, Berg-, Jagd-, Wander-, Fußball-, Tennisschuhe, und Reitstiefel sind wie alle Sportschuhe zum einen für die jeweilige Sportart erforderlich. In früheren Zeiten, als der Mensch noch sehr viel stärker vom Klima, der Vegetation und der Beschaffenheit des Bodens abhängig war und die berufliche Tätigkeit meist hohen körperlichen Einsatz erforderte, war das Schuhwerk für jeden von enormer Wichtigkeit.
Nicht nur nach dem jeweiligen Untergrund, sondern auch der jeweiligen Tätigkeit entsprechend wurden unterschiedliche Schuhe getragen – sei es auf der Jagd, beim Fischfang oder bei sonstiger Arbeit. So gibt uns das damalige Schuhwerk wertvolle Auskünfte über zeitgenössische Kleidung und die Lebensweise jener Zeit.

Eugène Louis Napoleon,
einziger Sohn von Napoleon III. und Eugénie von Montijo
Internationales Schuhmuseum, Romans
In hierarchisch in Schichten, Kasten oder Stände gegliederten Gesellschaften war die Kleidung ein ausschlaggebendes Standesmerkmal. Prinzen, Bürgerliche, Soldaten, Klerus und Diener unterschieden sich auch in dem, was sie trugen. Die Schuhe bringen – zwar weniger spektakulär als die Kopfbedeckung, doch dafür in umfassenderer Weise – den jeweiligen Glanz einer Kultur ans Licht: Sie lassen die soziale Klasse und auch die Besonderheiten eines Volkes erkennen.
Das Aussehen des Schuhs ist von den unterschiedlichsten Gebräuchen geprägt, was uns einen Einblick in diese gewährt: Er unterrichtet uns über die Fußdeformationen, die chinesische Frauen zu erleiden hatten; er zeigt uns, wie die Reiternomaden aus dem Norden ihre Souveränität auf dem indischen Subkontinent beweisen wollten, indem sie in Indien ungebräuchliche Stiefel aufbewahrten.

Manchmal hat der Schuh auch symbolischen oder rituellen Charakter oder ist mit einem einschneidenden Augenblick im Leben verbunden. Man erzählt, dass hohe Absätze dazu dienten, die Frau am Tag ihrer Hochzeit größer zu machen, um sie daran zu erinnern, dass dies der einzige Moment sei, in dem sie über ihren Mann dominieren könne.
Man ist, was man trägt. Und wenn man auch seinen Kopf schmücken muss, um am gehobeneren Leben teilzunehmen, so sind es doch die Füße, die es zu verschönern gilt, sobald es darum geht, sich gewandter fortzubewegen.

Kreation von Sarkis Der Balian
Märchenillustrationen auf einem Schaft aus Samt, mit
verschiedenfarbenen winzigen Pailletten besetzt
1950, Paris
Heißt dies nun, dass der Schuh grundsätzlich über den Fuß, der oft als der bescheidenste und benachteiligste menschliche Körperteil bezeichnet wird, hinausgeht, dass er ihn in Ansehen und Kostbarkeit übertrifft? Vielleicht manchmal, aber nicht immer. Denn der Fuß selbst ist nicht immer seines eigenen Wertes beraubt und kann seinerseits davon dem Schuh etwas verleihen. Der Schuh ist ein kennzeichnendes Kleidungsstück, weswegen er auch dazu dienen kann, denjenigen genauer darzustellen, der ihn getragen hat – vielleicht, weil derjenige verschwunden ist und man dessen Spuren nicht zu verfolgen wagt…

Internationales Schuhmuseum, Romans
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