
Von Wandmalereien zu Meisterwerken: Das Vermächtnis von Diego Rivera
Vom 24. Juni bis 17. September 2023 eröffnete die Art Gallery of South Australia (AGSA) die Ausstellung: Frida & Diego: Liebe und Revolution. Die ikonischen Werke von zwei der einflussreichsten und beliebtesten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts – Frida Kahlo und Diego Rivera – werden in dieser exklusiven australischen Ausstellung zusammen mit Werken wichtiger mexikanischer Zeitgenossen gezeigt. Gehen wir auf Entdeckungsreise!

Außerdem hat das Philadelphia Museum of Art noch eine weitere Ausstellung: Diego Rivera: Fresken. In dieser Installation sind zwei von fünf tragbaren Wandbildern zu sehen, die Diego Rivera 1931 in New York für eine Ausstellung im Museum of Modern Art schuf.

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Diego Rivera (ISBN: 9781783106783), von Gerry Souter herausgegeben von Parkstone International.
Rivera gestaltete bewusst sein Leben so, dass selbst sein Geburtsdatum von Mythen umrankt ist. Seine Mutter María, seine Tante Cesárea und die standesamtlichen Dokumente nennen den 8. Dezember 1886 um 19.30 Uhr als sein Geburtsdatum, d.h. den Tag der Feier der Unbefleckten Empfängnis. In den Kirchendokumenten von Guanajuato ist den Unterlagen über seine Taufe allerdings zu entnehmen, dass der kleine Diego María Concepción Juan Nepomuceno Estanislao de la Rivera y Barrientos Acosta y Rodríguez tatsächlich am 13. Dezember das Licht der Welt erblickte.
Riveras eigene, Jahrzehnte später abgegebene Schilderung seiner Geburt beschreibt ein grandioses Melodram. Seine Mutter hatte bereits drei Totgeburten hinter sich. Nun erwartete sie Zwillinge. Nachdem sie Diego auf die Welt gebracht hatte, erlitt sie Blutungen. Diego war dürr und lethargisch und man gab ihm kaum Überlebenschancen. Doktor Arizmendi, ein Freund der Familie, warf ihn deshalb in einen in der Nähe stehenden Dungeimer und wandte sich dem zweiten Kind zu. Diegos Zwillingsbruder kam auf die Welt und schien der zerbrechlichen María, die nun ins Koma fiel, die letzte Kraft geraubt zu haben.

Verzweifelt weinte Don Diego Rivera über seiner leblosen Frau. Es mussten Vorbereitungen für ihre Aufbahrung getroffen werden. Die alte Matha, die Doña María stets geholfen hatte, wollte ihre kalte Stirn küssen. Plötzlich trat die alte Frau zurück. Marías „Leiche“ atmete! Der Arzt entzündete sofort ein Streichholz und hielt es unter Marías Ferse. Es bildete sich eine Brandblase. Doña María lebte tatsächlich noch. Und aus dem Dungeimer kamen Krächzer, die zeigten, dass der kleine Diego ebenfalls noch lebte, woraufhin man ihn aus dem Eimer holte.
Doña María erholte sich, beschäftigte sich später mit der Geburtsheilkunde und wurde schließlich eine professionelle Hebamme. Diegos Zwillingsbruder Carlos starb eineinhalb Jahre später, während der unter Rachitis und schlechter Gesundheit leidende Diego unter die Obhut seiner in den Bergen der Sierra lebenden indianischen Kinderfrau Antonia gestellt wurde. Diego zufolge verabreichte sie ihm dort Kräutermedizin und praktizierte heilige Rituale, während er Ziegenmilch frisch aus dem Euter trank und mit allen möglichen Tieren wild in den Wäldern lebte.
Aber was immer auch die Wahrheit über seine Geburt und frühe Kindheit sein mag, die mexikanischen, spanischen, indianischen, afrikanischen, italienischen, jüdischen, russischen und portugiesischen Wurzeln Diegos statteten ihn mit einem klaren analytischen Intellekt aus. Sein Vater, Don Diego, brachte ihm das Lesen „…nach der Froebel-Methode bei“.

Friedrich Froebel (1782 bis 1856) gilt als der „Vater des modernen Kindergartens“. Dieser deutsche Pädagoge schuf im Jahr 1839 überhaupt erst diesen Begriff. Froebel wandte sich gegen die Idee, Kinder als kleine Erwachsene zu behandeln und trat für ihr Recht ein, die Kindheit zu genießen, spielen zu können und sich mit Kunst, Musik und dem Schreiben zu beschäftigen. Die Erklärung der Moral einer Geschichte ermöglichte es Froebel zufolge den Kindern z.B. nicht, ihre eigenen Schlüsse aus dem Gelesenen zu ziehen. Es ist auffällig, dass spätere nicht gegenständlich und unabhängig denkende europäische Künstler wie Georges Braque (1882 bis 1963), Wassilij Kandinsky (1866 bis 1944), Paul Klee (1879 bis 1940) und Piet Mondrian (1872 bis 1944) häufig ebenfalls nach Froebels Konzepten arbeitende Kindergärten besucht hatten.
Diego Rivera wurde in eine durch eine auf Abstammung und politische Verbindungen gegründete Klassengesellschaft hineingeboren. Die Epoche wurde nach der Regierung des autokratischen Präsidenten Don Porfirio Díaz (1830 bis 1915) Porfiriato genannt. Diegos Vater war ein gebildeter Mann, ein Lehrer und politischer Liberaler, der bei der herrschenden politischen Partei als Unruhestifter galt. Er war darüber hinaus ein criollo, ein mexikanischer Bürger von privilegierter, „reiner“ europäischer Abstammung. Sein Dienst in der mexikanischen Armee, die die französische Herrschaft unter Maximilian beendet hatte, verschaffte ihm ebenfalls eine quasi kugelsichere Position innerhalb von Díaz’ „loyaler“ Opposition.
Der allgemein verehrte Präsident Benito Juárez (1806 bis 1872) hatte Mexiko mit Díaz an seiner Seite von der französischen Herrschaft befreit. Nach Juárez’ Tod entriss Díaz dem unfähigen gewählten Führer Sebastián Lerdo (1823 bis 1889) im Jahr 1876 die Herrschaft. Juárez’ die Bauern begünstigende Landreformen wurden im Verlauf der Zeit einkassiert und Díaz ging ein Bündnis mit reichen ausländischen Investoren und konservativen, wohlhabenden mexikanischen Familien ein. Er modernisierte Mexiko mit Hilfe der Elektrizität, der Eisenbahn und durch Handelsabkommen und glich den mexikanischen Haushalt unter internationalem Beifall aus. Die obere Schicht der mexikanischen Gesellschaft nahm französische Sitten, die französische Küche, Unterhaltung und Sprache an. Die mexikanischen Landarbeiter am unteren Ende der Pyramide wurden sich selbst und ihrem kargen Dasein überlassen.

Um seine finanzielle Lage zu verbessern, investierte Diegos Vater in die Erzförderung aus den eigentlich längst erschöpften Silberminen in der Umgebung von Guanajuato. Diese einst blühende Industrie konnte aufgrund versiegender Vorkommen jedoch nicht wiederbelebt werden, und die Familie Rivera häufte nur Schulden an.
Diegos Mutter María verkaufte daraufhin das Mobiliar der Familie, die nun in eine ärmliche Wohnung in Mexiko-Stadt ziehen und von neuem beginnen musste. María war eine kleine und zerbrechliche Mestizin mit europäischem und indianischem Blut. Sie verfügte aber über eine gute Ausbildung, die es ihr ermöglichte, ihre medizinischen Studien zu betreiben und eine professionelle Hebamme zu werden.
Durch all diese Schwierigkeiten hindurch wurde der junge Diego jedoch verhätschelt. Er konnte schon mit vier Jahren lesen und hatte damit begonnen, Wände zu bemalen. Der Umzug nach Mexiko-Stadt eröffnete ihm eine völlig neue Welt. Die Stadt erhob sich auf einem Hochplateau oberhalb eines alten Seebettes am Fuße zweier schneebedeckter Vulkane, des Iztacchuatl und des Popocatépetl. Nach den staubigen Landstraßen und den Häusern von Guanajuato mit ihren flachen Dächern die gepflasterten Straßen der Hauptstadt mit ihrer eleganten französischen Architektur und der mit den schönsten Boulevards Europas konkurrierende Paseo de Reforma – Diego war überwältigt.
Einige der ausgestellten Kunstwerke:



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