Dante und Vergil in der Hölle auch Die Dante-Barke, Eugène Delacroix, 1822, Apokalypse, Camille Flammarion
Deutsch

Apokalypse (deutsche Version) – Camille Flammarion

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Apokalypse (ASIN: B00IODLND8) von Camille Flammarion, herausgegeben von Parkstone International.

Hier dürfte der Ort sein, um einen Augenblick zu verweilen und dieses erneuerte Warten auf den Untergang der Welt mit allen früheren Erwartungen zu vergleichen. Lassen wir daher die eigentümliche Geschichte der Jahrhunderte hindurch gehegten Vorstellung von dem Weltuntergang vor unserm Geiste vorüberziehen. Überdies kannte man auf dem ganzen Erdball, in allen Ländern und in allen Zungen keinen andern Gegestand der Unterhaltung mehr.

Die Reden der Väter des Konzils in Rom wurden in der Sixtinischen Kapelle noch fortgesetzt und führten in ihrer Gesamtheit bezüglich des Dogmas: „Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches“ zu der von dem Kardinal-Erzbischof von Paris gedrängten, schließlichen Deutung. Der Schluss: „und an ein ewiges Leben“ wird stillschweigend den späteren Entdeckungen der Astronomen und Psychologen überlassen. Jene Reden hatten gewissermaßen die geschichtliche Darstellung der seit Jahrhunderten herrschenden christlichen Lehre von dem Ende der Welt gebildet.

Man hat Jahrhunderte lang mit fester Überzeugung diesem Glauben angehangen. Ein sehr beachtenswertes Moment ist, dass außerhalb der christlichen Lehre alle Religionen dieselbe Aussicht auf die uns verborgene äußerste Zukunt des irdischen Lebens eröffnet haben. Es ist die in der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri eröffnete Aussicht auf das Paradies, auf die Hölle und das Fegefeuer, wenn auch nicht alle jene Aussicht geschildert haben.

Die Apokalypse (Detail), Albrecht Dürer, 1498, Apokalypse, Camille Flammarion
Die Apokalypse (Detail)
Albrecht Dürer, 1498
Farbholzschnitt
Museo Correr, Venedig

Zoroaster und die Zend-Avesta lehren, dass die Welt durch das Feuer untergehen sollte. Dieselbe Idee findet man in der Epistel Petri. Es schien, dass die zweite Vernichtung des Menschengeschlechtes durch einen entgegengesetzten Vorgang stattfinden sollte, nachdem die Traditionen von Noah und Deukalion andeuten, dass eine erste durch eine große Flut bewirkt worden war.

Bei den Römern führen Lukrez, Cicero, Vergil und Ovid dieselbe Sprache und verkünden die nächste Zerstörung der Erde durch Feuer.

Im vorigen Kapitel wurde gezeigt, dass sogar in der Auffassung Jesu seine Zeitgenossen nicht vor der von ihm angekündigten Katastrophe sterben sollten. Der Hl. Paulus, der eigentliche Begründer des Christentums, stellt jenen Glauben an die Wiederauferstehung und an das bevorstehende Ende der Welt als ein fundamentales Dogma der neuen Kirche dar.

Apokalyptische Stadt, Ludwig Meidner, 1913, Apokalypse, Camille Flammarion
Apokalyptische Stadt
Ludwig Meidner, 1913
Öl auf Leinwand, 81,3 x 115,5 cm
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster

Der Glaube an dieselbe verschwand aber deshalb doch nicht. Man musste also aufhören, die Vorhersagung des Meisters wörtlich zu nehmen, und in ihren Geist einzudringen suchen. Es war dies darum ein nicht weniger bedeutungsvoller Schritt für den evangelischen Glauben. Man begrub die Toten pietätvoll, man bettete sie ehrfurchtsvoll in den Sarg, statt sie von dem Feuer verzehren zu lassen, und man schrieb auf ihre Gräber, dass sie hier ruhten in der Erwartung der Auferstehung.

Blut war die Signatur der Regierung Neros: Der Märtyrertod gehört als das natülichste Los der Tugend. Die Apokalypse zeigt unter dem Druck des allgemeinen Bannes der Geister geschrieben wurde zu sein und zeigt den Antichristen Nero als den Vorläufer der Wiederkunft Christi. Von allen Seiten ereign Wunder: Kometen, Sternschnuppen, Finsternisse, Blutregen, Erdbeben, Hungersnöte, Pest und noch obendrein der Krieg der Juden und die Zerstörung Jersualems.

Alle wider des Weltuntergangs waren auch vorhanden, und nichts fehlte daran. Die Offenbarung Johannis verkündet ihn. Jesus wird auf den Wolken herabkommen, die Märtyrer werden auferstehen. Der Engel des Gerichts befindet sich nur noch den Befehl Gottes.

Engel, Giovanni Boldini, 1924, Apokalypse, Camille Flammarion
Engel
Giovanni Boldini, 1924
Öl auf Leinwand, 82 x 100 cm
Collezione Boldini, Pistoia

Von jener Zeit und Bedurfte einer neuen Deutung des Wortes des Evangeliums. Die Wiederkunft Christi wurde auf den Sturz der alten römischen Welt geführt, war den Deutungen ein wenig Spielraum gehört. Die Schlusskatastrophe bleibt ja zu hören und sogar recht kahl, in novissimo sterben; aber sie wird verhüllt durch unbestimmte Darstellungen, wodurch dem Worte der Prophezeiungen und sogar dem Geiste derselben jede Schärfe verloren geht. Gleichwohl erwartet man sie noch immer.

Es gab mehrere Sekten [von] Chiliasten, welche Rechte, dass Jesus Christus mit seinen Heiligen tausend Jahren vor dem Tag des Gerichtses auf Erden herrschen gehört.

Die Erklärungen der Offenbarung Johannis trieben inmitten der düsteren Zeiten des Mittelalters fortwährend neue Blüten, und die Meinung, dass das Jahr 1000 das Ende der Dinge und ihre Neugestaltung bedeutete, entwickelte sich besonders während des 10. Jahrhunderts.

Es war ganz Sitte geworden, sich gegenseitig aneinander zu vergreifen, sich zu schlagen und auszuplündern. Die Geißeln des Himmels hatten aber das Gute, dass sie der Vernunft zum Durchbruch verhalfen. Die Bischöfe traten zusammen. Man versprach ihnen, sich drei Tage in der Woche nicht zu schlagen, vom Mittwoch abend bis Samstag morgen. Das nannte man den „Gottesfrieden“.

Der apokalyptische Reiter, Salvador Dalí, 1935, Camille Flammarion
Der apokalyptische Reiter
Salvador Dalí, 1935
Öl auf Leinwand, 54 x 64 cm
Sammlung André-François Petit, Paris

Der Untergang einer so erbärmlichen Welt war der Gegenstand der Hoffnung und zugleich des Schreckens in jener entsetzlichen Zeit.

Die Erdbeben und die vulkanischen Ausbrüche nehmen manchmal Dimensionen an, dass der Schrecken vor dem Ende der Welt die ganz natürliche Folge davon ist.

Die Geschichte des Erdballs könnte uns eine bemerkenswerte Zahl von Dramen dieser Gattung bieten. Der Glaube ist zum Teil geschwunden; die mystische und legendenhafte Auffassung, welche die Einbildungskraft unserer Väter gefangen nahm, und von der wir noch so viele eigentümliche Darstellungen an den Portalen unserer schönen Dome, wie in den von der christlichen Tradition eingegebenen Skulpturen und Malereien besitzen – diese theologische Auffassung des „Jüngsten Tages“. Die Auffassung, welche die Erde und den Menschen zum Mittelpunkt des Weltalls machte, und welche den Erdenmenschen als den Mittelpunkt und den Zweck der Schöpfung betrachtete, hat sich Schritt für Schritt umgestaltet und ist endlich verschwunden. Hat denn die Bestimmung des Menschengeistes nicht die genaue Kenntnis der Dinge, die Erforschung der Wahrheit zum höchsten Ziel?…

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