
Heiße Sommerzeit, heißer Bikini
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Bikini Story (ISBN: 9781783106226), von Patrik Alac, herausgegeben von Parkstone International.
Am 1. Juli 1946, um 9 Uhr morgens, explodierte über dem bisher kaum bekannten Bikiniatoll im Südpazifik eine Atombombe von 23.000 Tonnen Sprengkraft, versenkte gut ein halbes Dutzend abgetakelter Kriegschiffe, die in der japanischen, bzw. amerikanischen Flotte gedient hatten und beschädigte mindestens doppelt so viele schwer.
Die atmosphärischen Bedingungen für den Test waren ideal, der Himmel unbedeckt, und es herrschte vollkommene Windstille. Eine gigantische Rauchsäule, die aus einer zunächst blendend weißen, dann sich orange und bordeaux und schließlich gräulich-grün verfärbenden Feuerkugel zu entstehen schien, stieg über der Inselgruppe auf. Die nach Schätzung der Piloten zehntausend Meter hohe Rauchwolke wurde sofort von unbemannten, ferngelenkten Flugzeugen durchflogen, die hochempfindliche wissenschaftliche Messgeräte und Apparaturen sowie einige Versuchstiere an Bord trugen.

Dies war der erste „offizielle” Atomtest seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den verheerenden Bombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki. Alle wichtigen Tageszeitungen berichteten über die Versuche im Südseeparadies, deren Wirkung bedacht propagandistisch sein sollte. Die USA, als einzige Atommacht jener Zeit, wollten vor allem ihrem sowjetischen Gegenspieler die Wirkung dieser einzigartigen Waffe, in deren Besitz sie sich befanden, demonstrieren.
So wurden absichtlich Gerüchte über die allweltzerstörende Wirkung der Bombe in Umlauf gesetzt, die inoffizielle Stellen, die um die wirkliche Bedrohung wussten, zusätzlich nährten. Als aber die Zeitungen den 2. Juli titelten und die Welt sich nach wie vor in der gewohnten Richtung drehte, stellte die Menschheit beschwichtigt fest, „dass die Erde sich nicht verflüssigt, der Himmel nicht in Flammen aufgegangen und der Ozean nicht zu Stein geworden war” (Le Monde vom 2. Juli 1946).

Militärisch galt der Versuch den nautischen Einsatzmöglichkeiten der Atombombe als ein vollkommener Misserfolg. Nur wenige der insgesamt vierundzwanzig der Explosion ausgesetzten Schiffe, die man für diesen Anlass gelb und grell orange angemalt hatte, waren gesunken. Zugleich hatte die Bombe ihr eigentliches Ziel, den amerikanischen Zerstörer „Nevada”, deutlich verfehlt. Die russischen Beobachter, die von den Amerikanern auf das Atoll geflogen worden waren, verließen das Testgebiet kaum beeindruckt, und ein amerikanischer Admiral bemerkte enttäuscht, dass die Bombe gegen Schiffe nur in Verbindung mit einer anderen, zielsicheren Waffe einsetzbar sei, beispielsweise einem Torpedo.
So blieb die von den Amerikanern erhoffte Wirkung des Atomtests aus, und der Name „Bikini” ging nicht als ehrfurchtvolles Raunen um die Welt. Doch vier Tage später, am 5. Juli, ereignete sich in einem öffentlichen Schwimmbad in Paris, in dem gerade ein Wettbewerb unter den anwesenden Badeschönheiten abgehalten wurde, ein kleiner, scheinbar unbedeutender Skandal, der den Namen „Bikini” nun tatsächlich in der ganzen Welt und für lange Zeit bekannt machen sollte. Ein französischer Modedesigner, Louis Réard, stiftete den Preis des Schönheitswettbewerbs und nutzte die Gelegenheit, um seine neueste Badekreation vorzuführen.

Unter den dicht um den Swimmingpool gedrängten Besuchern mochte einigen schon vor der Endausscheidung eine ausgesprochen knapp bekleidete Frau aufgefallen sein, die sich scheinbar gedankenverloren durch die Menge wand. Als sie dann aber aufs Podium gerufen wurde, auf dem man der Jury die Finalistinnen präsentierte, ging ein Raunen durch die Zuschauer. Dies lag nicht an der außergewöhnlichen Schönheit der Badenden oder daran, dass man in ihr eine berühmte Persönlichkeit wiedererkannt hätte, sondern am speziellen Badekostüm, das sie trug.
Es war, wie bei ihren Konkurentinnen, ein Zweiteiler, nur zu solchen Dimensionen geschrumpft, dass man das Gefühl hatte, sie sei eher nackt als angezogen. Zwei geizige Dreiecke bedeckten die Brüste, die ein dünner, um den Nacken gewundener Faden festhielt, und das Unterteil, vorne zu einem Dreieck ausgeschnitten, endete abrupt auf Hüfthöhe und ließ die Seiten der Oberschenkel und Hüften frei. Nur ein dünner Faden bog sich nach hinten, deutlich unter dem Bauchnabel, der sichtbar blieb.
Diese für uns heute gewöhnliche Erscheinung, die an jedem Strand anzutreffen ist, wurde an diesem heißen Sommernachmittag im Schwimmbad Molitor in Paris von den Anwesenden als ein Gipfel der Schamlosigkeit und Obszönität empfunden.

Es war der Augenblick, in dem der Bikini geboren wurde, in dem ein fast zwanzig Jahre dauernder Skandal begann und in dem ein bisher nur wenig beachteter Modemacher, der sich auf Badekostüme spezialisiert hatte, den Höhepunkt seines Ruhmes erlebte. Louis Réard, der in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts geboren worden war, hatte seit den dreißiger Jahren seine Aktivität auf die Bademode eingeschränkt; es war sein erklärter Ehrgeiz, die Stars der Stunde in Réard-Kostüme zu kleiden, und das gelang ihm auch teilweise, zum Beispiel bei Maurice Chevalier…
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