Venedig, Blick auf den Markusplatz, 1723
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Erkunden Sie wunderschöne Landschaften mit Marco Polo in “Das Buch der Wunder”

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Das Buch der Wunder (ASIN: B016XN1380), von Marco Polo, herausgegeben von Parkstone International.

Vorwort

Nie haben sich günstigere Umstände und eigentümlichere Verhältnisse für einen Reisenden bei Ausführung seiner Unternehmungen vereinigt als bei Marco Polo (um 1254-1324). Der Aufenthalt und die Reisen des venezianischen Händlers in Asien fallen in die merkwürdigste Geschichtsepoche dieses Erdteils, der damals den Europäern noch eine Terra incognita’ war. Dschingis Khan (um 1155/1162 oder 1167-1227) und seine Nachfolger hatten die weiten Länderstrecken West- und Hochasiens der Mongolenherrschaft unterworfen, sein Enkel Kublai Khan (1215-1294) vollendete die Eroberung Chinas, des damals kultiviertesten, menschen- und schätzereichsten Staates der Welt, und begründete für die Dauer seiner Regierung ein Reich, das in seinem ungeheuren Umfang einzig in der Geschichte blieb.

Sultan Sanjar aufgelauert von einer alten Frau, die sich über das Fehlverhalten seiner Truppen beschwert, Das Buch der Wunder, Marco Polo
Sultan Sanjar aufgelauert von einer alten Frau, die sich über das Fehlverhalten seiner Truppen beschwert, aus dem Buch Khamsa, um 1539-1543. British Library, London.

Marco Polo kam mit seiner Familie an den Hof des Großkhans der Tartaren; der mächtige scharfblickende Herrscher erkannte die Kräfte des reichbegabten Jünglings und vertraute ihm vielerlei Sendungen in verschiedene Länder seines Reiches an. In eigenem Forschertrieb benutzte der Venezianer die Gunst der gebotenen Stunde, sich überall umzuschauen und die Sitten und Gebräuche der Völker, die Einrichtungen der Staaten, die physischen Eigentümlichkeiten der Länder und die Verhältnisse der Städte zu erkunden um von alledem, ein scharfgezeichnetes Bild zu entwerfen. Fast alles, was der Europäer erlebte, musste ihm neu und ungewöhnlich erschienen sein, und in der strengen einfachen Darstellung der Dinge, wie seltsam und unerhört sie auch waren, besteht die Größe Marco Polos. Wie sehr auch die Zeitgenossen und die nachkommenden Generationen die Wichtigkeit der Mitteilungen des Venezianers fühlten, so war ihnen doch alles, was darin abgehandelt wurde, so neu, seltsam und fremd, dass sie den Autor vielfach verkannten. Das Werk wurde von unkundigen Abschreibern sehr verstümmelt und von den Lesern lange missverstanden. Erst durch die Forschungen und Erklärungen bedeutender orientalischer Sprachforscher, Historiker und Geografen sind die Reisen Marco Polos zu der Würdigung und Anerkennung gekommen, die sie in so reichem Maße verdienen.

August Brück

Innenansicht und Aussicht zum Innenhof des Ukhaydir Palastes, 2, Das Buch der Wunder, Marco Polo
Innenansicht und Aussicht zum Innenhof des Ukhaydir Palastes, 2. Hälfte des 8. Jh. Kufa, Irak.

Einleitung

Völker, die seit mehr als fünf Jahrhunderten den meisten mahomedanischen Ländern Asiens und Afrikas Herrscher gegeben haben. Die östlichen Gegenden, im Morgen der Berge Hingan, wo der Fluss Eongar seine Quellen hat, gehörten Nationen der Tungusischen Rasse, die damals den nördlichen Teil Chinas inne hatten und deren Nachkommen heutzutage die Herren dieses ganzen Reiches sind. Die zwischenliegenden Gegenden, im Norden der großen Wüste Schamo, waren besetzt von Völkern der Tartarischen Rasse, die unter den Fahnen Dschingis Khans vereinigt, fast ganz Asien und den Osten Europas mit Blut und Ruinen bedeckten.

Diese Tartarischen Nationen, die dem Reiche Kin tributbar waren, hatten unter einander eine große Ähnlichkeit in ihren Gesichtszügen, Sprachen, Sitten, Gebräuchen und ihrem Aberglauben. Die Herrschaft der Mongolen reichte vom Japanischen Meer bis an die Grenzen Deutschlands, das ganze Russland war ihr unterworfen; doch waren sie nach der furchtbaren Schlacht bei Liegnitz, wo sie das deutsch-polnische Heer, aber erst nach langem tapferen Widerstand, vernichtet hatten, nicht weiter vorgedrungen. Man hatte von den ungeheuren Schätzen gehört, welche an dem Herrschersitz der Horden, namentlich am Hof des Großkhans, angehäuft waren. Nach den ersten gräuelvollen Unterwerfungskämpfen war einige Ruhe in dem weiten Reich eingetreten und Neugier und Gewinnsucht mochte Einzelne aus zivilisierten Staaten antreiben, den Gefahren zu trotzen und an die Höfe der Mongolenhorden zu kommen; so die Venezianer, deren Reisen und Beobachtungen den Inhalt unseres Buchs abgeben.

Amir Khusraw Dihlavi, Die Entführung auf See, Seite aus einer Khamsa (Quintet), 1496, Das Buch der Wunder, Marco Polo
Amir Khusraw Dihlavi, Die Entführung auf See, Seite aus einer Khamsa (Quintet), 1496. Deckendes Aquarell, Tusche und Gold auf Papier, 27 x 19,3 cm. Freer Gallery of Art, Smithsonian Institution, Washington, D.C.

Andrea Polo da S. Felice, ein Patrizier oder Edelmann von Venedig, aber von dalmazischem Geschlecht, hatte drei Söhne, Namens Marco, Maffeo und Nicolo, von denen der zweite, welcher der Onkel, und der dritte, welcher der Vater unsers Autors ist, Kaufleute der reichen und stolzen Stadt waren, wo der Handel in höchster Achtung stand und in weitester Ausdehnung von ihren ersten Würdenträgern verfolgt wurde. Diese Brüder, die ein gemeinschaftliches Geschäft gehabt zu haben scheinen, getrieben von dem unternehmenden spekulativen Geist, durch welchen ihre Landsleute sich auszeichneten und der vom Staat besonders unterstützt wurde, schifften sich zusammen zu einer Handelsreise nach Konstantinopel ein, zwischen welcher Stadt und Venedig die engste Verbindung zu der Zeit bestand.

Konstantinopel war dem griechischen Kaiser durch die vereinigten Waffen Frankreichs und der Republik entrissen worden, und die Repräsentanten der letzteren hatten in Verbindung mit Balduin II. bedeutenden Anteil an der kaiserlichen Regierung. Über die Zeit, zu welcher unsere beiden Kaufleute dahin kamen, herrscht eine große Verschiedenheit der Angaben. Die größere Zahl der Manuskripte und gedruckten Ausgaben setzt sie in das Jahr 1250, einige 1252 und andere widersinniger Weise 1269; aber das Verhältnis zusammentreffender Umstände zeigt, dass ihre Abreise von Konstantinopel (und es ist nicht gesagt, dass sie Aufenthalt begegnet seien) nicht eher als 1254 oder 1255 stattgefunden haben kann. Ihre Reise und Abenteuer, wie ihre Rückkehr nach Italien und zweite Reise in Begleitung des Sohnes Nicolos, Marco, wird vom Letztgenannten in diesem Werk selbst geschildert. Erst im Jahr 1295 kehrten sie nach vierundzwanzig Jahren Abwesenheit in ihr Vaterland zurück.

Schlussbemerkung

Marco Polo wurde 1254 in Venedig geboren. Sein Vater, Nicolo Polo, entstammte einer venezianischen Adelsfamilie und führte als Teilhaber einer Handelsgesellschaft Geschäfte mit Konstantinopel. Im Jahre 1620 unternahm er gemeinsam mit seinem Bruder und Geschäftspartner Maffeo eine abenteuerliche Handelsreise über das Schwarze Meer in Richtung Krim.

Eingang zum Grab von Timur, Außenansicht, Gur-Emir-Mausoleum, Das Buch der Wunder, Marco Polo
Eingang zum Grab von Timur, Außenansicht, Gur-Emir-Mausoleum. Samarkand, Usbekistan.

Ihre Geschäfte gingen gut voran, allerdings wurden sie von einem kurz zuvor ausgebrochenen Tartarenkrieg daran gehindert, ihre Heimreise anzutreten. Notgedrungen entschlossen sie sich, ihre Reise fortzusetzen und die Wüste nach Buxoro zu durchqueren, wo sie anschließend mehr als drei Jahre verbrachten. Am Ende des dritten Jahres (fünf Jahre nach Beginn ihrer Reise) wurde ihnen empfohlen, den Großkhan Kublai zu besuchen. Es ist schwer, Marco Polo so zu lesen, wie man ein Geschichtsbuch voller Fakten liest. Das Buch Marco Polos gleicht einem Roman und der Orient, von dem er schreibt, ist der Orient der Literatur. Im Orient der Literatur findet man den “Baum der Sonne” (“Trockener Baum”), an dem Marco Polo vorbeikam, eine Art Landmarke oder Markstein am Ende der großen Wüste. Die Äpfel der Sonne und des Monds wachsen darauf. Darius und Alexander kämpften in seinem Schatten. Das sind nach Marco Polo die bedeutenden Fakten über diesen Baum. Der moderne Mensch hat den Sinn für das Wunderbare verloren, indem er den Glauben verloren hat…

Hier erfahren Sie mehr über Marco Polo:

Deutsche Nationalbibliothek

Deutsche Digitale Bibliothek

Regesta Imperii

Curlie

Marco Polos Haus in Venedig, in der Nähe der Kirche San Giovanni Grisostomo

National Geographic Marco Polo

Internet Archive

Glasgow Museums

Smithsonian

National Museum of Asian Art

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