Dessous
Art,  Deutsch,  Erotic

Dessous: Mehr als nur Unterwäsche

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Dessous (ISBN: 9781780424804) von Klaus Carl, herausgegeben von Parkstone International.

Die Unterwäsche ist eng und unmittelbar mit der Intimität der Frau verbunden. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Männer immer der Meinung gewesen, dass die Dessous ausschließlich dem Zweck dienten, sie zu verführen. Der Wunsch, verführerisch zu wirken, besteht ganz ohne Zweifel. Dennoch handeln die Frauen, wenn sie schöne und verführerische Unterwäsche auswählen, für sich selbst und um sich selbst zu gefallen. Denn die Dessous können einer Frau helfen, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen, ihn mehr zu lieben und anzunehmen, dadurch glücklicher zu sein und vor allem echtes Selbstbewusstsein auszustrahlen. Dies hat einen einfachen Grund: Obwohl niemand unsere Unterwäsche sieht, trägt diese erstaunlicherweise dazu bei, unsere Silhouette wirksam zur Geltung zu bringen und sie manchmal zu unserem Vorteil zu modellieren.

Viel zu oft ist in der Unterwäsche ein reines Mittel der Verführung gesehen worden. Dieses Phänomen haben die Männer bewirkt: Eine Frau zu betrachten, die lediglich mit Unterwäsche bekleidet ist, hat eine unendlich sinnlichere und erotischere Wirkung, als eine völlig nackte Frau zu sehen. Man könnte Dessous mit High Heels vergleichen: Die Letzteren verändern den Gang einer Frau, lassen ihn verführerischer und provokanter erscheinen. In Verbindung mit Nylonstrümpfen üben hohe Absätze eine unleugbar fetischistische Anziehungskraft aus, und zwar im selben Maße für die Frau wie für das männliche Geschlecht.

Einband des Comptoir des Corsets für den Verkaufskatalog der Grands Magasins du Louvre. A. Rapeno, Winter 1913-1914, Dessous
Einband des Comptoir des Corsets für den Verkaufskatalog der Grands Magasins du Louvre. A. Rapeno, Winter 1913-1914. Galliera Museum, Paris

Wahrnehmung und Wertschätzung des weiblichen Körpers sind einem ständigen Wandel unterworfen, was etwa der Vergleich unserer Gegenwart, des Beginns des 21. Jahrhunderts, mit den 1960er und 1970er Jahren beweist. In den 60er Jahren musste der Körper einer Frau nicht länger verführerisch sein, wenn sie geheiratet hatte und erst recht nicht mehr, wenn sie Kinder bekam. Heute gilt diese Einstellung als vollkommen überholt und veraltet. Stattdessen legen die Frauen Wert darauf, in jedem Alter attraktiv zu sein, vor ihrer Hochzeit ebenso wie während der Ehe und sogar in den Jahren danach.

Tatsächlich kann eine Großmutter unserer Tage immer noch eine schöne Frau sein und Gefallen daran finden, ihren Körper durch Reizwäsche, die dessen Schönheit betont, zur Geltung zu bringen. Diese Evolution – oder Revolution? – der Sitten auf dem Gebiet der Dessous ist eng mit den neuen Techniken in der Herstellung der Unterwäsche verbunden, und den historischen Begebenheiten unterworfen. Die Geschichte der Unterwäsche verdient es, dass wir uns ein wenig näher mit ihr befassen.

Silberdruck, Dessous
Silberdruck. 18 x 13 cm. Yva Richard, um 1920. Privatsammlung, Paris

Anders als die sonstige Mode ist Unterwäsche reine Geschmacksache. Man kann sie lieben und Freude daran haben, seinen Körper vom fünfzehnten bis zum fünfundsiebzigsten Lebensjahr mit ihr zu umschmeicheln! Die Welt der Konfektion ist eine völlig andere als diejenige der Dessous. Die Überbekleidung ist immer auf eine ganz bestimmte Altersklasse ausgerichtet. Die Mode für 15- jährige Mädchen ist anders als diejenige für 30-jährige Frauen. Die Unterwäsche ist hingegen eine Frage der persönlichen Einstellung und des jeweiligen Körpers: Eine füllige Frau kann sich in ihrem Körper wohlfühlen, sich so akzeptieren, wie sie ist und Freude daran haben, ihren Körper durch schöne Dessous vorteilhaft zu betonen. Daher muss die Unterwäsche den verschiedensten Ansprüchen genügen und jedem Frauenkörper Rechnung tragen. Dessous sollen im Einklang mit den vielfältigen weiblichen Stilrichtungen stehen.

Dafür sind die Materialien sehr wesentlich: Da die Unterwäsche eng am Frauenkörper anliegt, in unmittelbarem Kontakt mit dessen Intimsphäre steht, müssen die Gewebe und Spitzen angenehm zu tragen sein – aber nicht nur dies. Sie muss heute gleichermaßen praktisch wie bequem sein. Während die französischen Frauen (anders als beispielsweise die Amerikanerinnen) noch vor dreißig Jahren sehr empfindliche Spitzenunterwäsche ohne weiteres akzeptierten, die sie mit der Hand waschen und manchmal sogar bügeln mussten, wäre dies heute undenkbar. Die Dessous müssen nicht nur waschmaschinenfest und knitterfrei sein, sondern auch Bequemlichkeit mit Schönheit vereinen. Die Entwicklung der unterschiedlichen Textilien, die in der Gestaltung und Anfertigung der Unterwäsche Verwendung finden, sind ein durchaus wesentlicher Aspekt.

Chantal Thomass, Dessous
Chantal Thomass. Kollektion Herbst / Winter 2001-2002

Neben den Stoffen spielen die Farben eine wichtige Rolle für die Unterwäsche. Schwarz und Weiß nehmen sich auf der Haut in jedem Fall sehr schmeichelhaft aus. Insbesondere Schwarz kaschiert die Schönheitsfehler, die wir alle haben. Auch die warmen Farben wie Rosé, Rot oder Himbeer lassen den Körper vorteilhaft wirken. Kalte Farben hingegen bereiten manchmal Schwierigkeiten. Grün- und Blautöne sind zwar wunderschön, lassen die Dessous aber häufig wie Badeanzüge erscheinen.

Die Frauen müssen sich in der Unterwäsche wohlfühlen. Dennoch bleibt der Aspekt der Verführung, vor allem im Hinblick auf bestimmte Wäschestücke, die keine unbedeutende Rolle spielen. Einige davon sind sehr reizvoll und üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus: Die Seidenstrümpfe und Strapse lassen eine Frau ausgesprochen verführerisch oder gar zauberhaft erscheinen. Die Bustiers, Guêpières und BHs können unter einer durchsichtigen Bluse getragen werden.

Die Wirkung auf die Betrachter ist unfehlbahr mehrdeutig, spannungsreich und reizvoll, zugleich aber auch sehr schmeichelhaft für die Frau, die sie hervorruft. Es lassen sich zwei Arten von Dessous unterscheiden: Zum einen diejenigen, die man gerne zeigt, also hauptsächlich die Guêpières, die Strapse und Strümpfe, zum anderen diejenigen, die man ausschließlich zu seinem eigenen Wohlbefinden trägt. Die zweite Kategorie muss gefällig aussehen und zugleich bequem sein. Eine Strumpfhose beispielsweise sollte bequem genug sein, um sie jeden Tag tragen zu können und dennoch verführerisch wirken, wenn man sich vor einem Mann auszieht.

Strumpfhose Plumetis, Dessous
Strumpfhose Plumetis. Chantal Thomass. Kollektion Herbst / Winter 2003

Die Dessous sind eine Sache der Individualität und der persönlichen Einstellung. Drei Begriffe sind untrennbar mit der modernen Unterwäsche verbunden: Raffinesse, Verführung und Bequemlichkeit. Man muss diese drei Qualitäten vereinen, wenn man Dessous entwerfen will, und alles Vulgäre unbedingt ausschließen. Damit man diese Klippe umfahren kann, sind Humor und Erfindungsgeist gefragt.

Niemand bleibt gegenüber Damenunterwäsche gleichgültig. Die Frauen, als ihre Trägerinnen, ebenso wenig wie die Männer, die von jeher glauben, dass die Frauen sie tragen, um sie zu verführen. Die Dessous verdienen durchaus, dass wir uns ein wenig mehr mit ihrer Geschichte beschäftigen – und mit den kleinen Geschichtchen darum herum.

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