
Rausch in der Literatur: von Gautier bis Cocteau
Der Drogenkonsum vieler Künstler ist ein offenes Geheimnis. Was oftmals als Quelle der Inspiration oder als reiner Zeitvertreib zum bloßen Vergnügen beginnt, endet für viele in der Abhängigkeit und der finalen Katastrophe. Es wäre müßig, die Namen der zahlreichen Künstler aufzuzählen, die den Drogentod gestorben sind. Viele darunter ließen sich nicht nur von der Wirkung des Rausches inspirieren, sondern verarbeiteten ihren Drogenmissbrauch thematisch in ihren Werken.
Der französische Schriftsteller, Maler und Regisseur Jean Cocteau schildert in seinem Journal d’une désintoxication (‚Opium/Ein Tagebuch‘) aus dem Jahr 1930 seine Opiumsucht während eines Entzugsaufenthalts von 1928 in einer Klinik in Saint-Cloud.

Cocteau beschreibt darin die Droge als „extremen Schlaf“; Opium, das sei die „Femme fatale“, das seien „Pagoden und Laternen“. Wie auch die mysteriöse Fremde, von der man nicht mehr loskommt, sei es, so schreibt er, „schwierig, ohne Opium zu leben, wenn man es erst einmal gekannt hat, denn es ist schwierig, nachdem man es gekannt hat, die Welt noch ernst zu nehmen“.
Der französische Schriftsteller Théophile Gautier schilderte seine Erfahrungen bereits 1860 in der Revue des deux mondes in einem Artikel mit dem Titel Club des Hashischins (‚Klub der Haschischesser‘). Der Pariser Klub versammelte Wissenschaftler, Literaten und Künstler, die sich intensiv mit der Auswirkung ihres eigenen Drogenkonsums beschäftigten. Zu den Mitgliedern zählten berühmte Persönlichkeiten wie Victor Hugo, Alexandre Dumas, Charles Baudelaire und Honoré de Balzac.

Gautier, einer der beiden Gründer des Ende der 1840er bestehenden Klubs, führt in dem Artikel aus:
„Sicherlich vermuteten die Leute, dich mich sahen, wie ich mein Haus zu einer Zeit verließ, zu der Normalsterbliche essen, nicht, dass ich auf dem Weg zur Île Saint-Louis war, einem tugendhaften und altväterlichen Ort, um eine seltsame Speise zu konsumieren, die vor Jahrhunderten von einem betrügerischen Scheich genutzt worden war, um Erleuchtete zu einem Mordanschlag zu bringen. Nichts an meiner perfekt bürgerlichen Erscheinung ließ mich dieses orientalischen Exzesses verdächtig erscheinen, ich wirkte vielmehr wie ein Neffe, der zu seiner alten Tante dinieren geht, als wie ein Gläubiger, der kurz davor war, zusammen mit einer Gruppe von zwölf sehr französischen Arabern die Himmelsfreuden Mohammeds zu genießen.“
Die Geschichte des Opiums, der Mythos des Konsums und die (künstlerischen) Folgen der Abhängigkeit werden in unserem Titel Opium aus der Reihe Mega Square beleuchtet.



One Comment
Klaus H. Carl
wer immer den Blog geschrieben hat: bitte darauf achten, dass für die deutsche Version auch der deutsche Umschlagtitel genommen wird. Besten Gruß Klaus
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