
Das erotische Foto
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Das erotische Foto (ASIN: B016XN13A8) von Alexandre Dupouy, herausgegeben von Parkstone International.
Der Veröffentlichung dieser Geschichte der erotischen Fotografie liegt der Gedanke zugrunde, bisher unveröffentlichte Bilder zu zeigen und dabei ganz bewusst jene auszuschließen, die als weltweit bekannte Aufnahmen berühmter Fotografen schon häufig zu Monografie– oder Werbezwecken gedient haben. Die hier vorliegende Auswahl beruht auf rein subjektiven Kriterien und hat keinen enzyklopädischen Wert; sie erstrebt weder, das Thema erschöpfend zu behandeln noch hegt sie einen Anspruch auf Objektivität: Denn das Auswählen von Bildern bedeutet in erster Linie auch, dem eigenen Geschmack Ausdruck zu verleihen, seinem Faible für die Frauen mit diesem oft schon gestrigen Charme, der im Bann des Wunders Fotografie vor den Klauen des Alters und der Zeit gerettet werden konnte.

Man muss feststellen, dass die ersten Jahrzehnte der erotischen Fotografie im Wesentlichen unter französischem Einfluss stehen. Dies liegt hauptsächlich darin begründet, dass die Geburtsstunde der Fotografie in Frankreich schlug, wo bereits seit dem 18. Jahrhundert nach neuen Reproduktionsmethoden von Bildern geforscht wurde. Im Übrigen herrschte im Frankreich des 19. Jahrhunderts ein liberaleres Klima als anderswo. Italien, Spanien, die Vereinigten Staaten, Deutschland und Großbritannien importierten anrüchige Fotos aus Frankreich, denn ihre eigene Produktion war viel unbedeutender, weil sie strenger geahndet wurde.

Sämtliche Sammlungen zur Geschichte der Fotografie im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1839 bis 1939) umfassen, ob internationale, zeitgenössische oder schon bejahrte Sammlungen, in ihrer Mehrheit französische Bilder. Auch wenn die Engländer Graham Ovenden und Peter Mendes ihr Werk Victorian Erotic Photography betiteln, so handelt es sich eigentlich meistens um Werke aus Paris von Belloc, Braquehais, Durieu oder Vallou de Villeneuve. Und auch wenn der Amerikaner Richard Merkin, Professor an der Rhode Island School of Design von New York, seine Sammlung im Werk Velvet Eden präsentiert, so stammt doch der Großteil der Bilder ebenfalls aus Frankreich. Die ersten von ihm ausgewählten amerikanischen Bilder entstanden 1920, die deutschen erst 1930 und ihr Anteil am Gesamtwerk ist nur minimal. Gleiches gilt für andere, gut bestückte Sammlungen, wie die von Uwe Scheid vom Kinsey Institute oder auch die französischen, sei es auf institutioneller (Grafikkabinett der Nationalbibliothek Frankreich) oder auf privater Ebene.
Das Werk Die Erotik in der Fotografie vereint als eines der ersten Nachschlagewerke (drei Bände, die im Jahre 1931 in Wien von einem halben Dutzend angesehener Doktoren veröffentlicht wurden) das Beste aus den deutschen Sammlungen dieser Zeit und umfasst mehrere hundert Reproduktionen, wobei die vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Bilder überwiegend aus Frankreich und lediglich zu einem minderen Anteil aus Deutschland und Österreich stammen.
Diese eigene, ganz spezifische französische Note verhallt im Laufe des 20. Jahrhunderts und ist nunmehr ganz und gar verschwunden. Im Übrigen trifft dies auf alle von der Fotografie behandelten Themen zu.
Wie dem auch sei, sicher ist, dass die Geschichte dieser spezifischen französischen Note nicht hätte zurückverfolgt werden können, wenn dieses Erbgut nicht von einer Reihe passionierter Sammler bewahrt worden wäre (gewiss, ein lüsternes und fantasievolles, aber auch ein für die Sitten und Mentalitäten jener Epoche repräsentatives Erbgut). Dabei muss ganz besonders folgenden Personen Ehre erwiesen werden:
◦ Pierre Louys (1870–1925). Als Schriftsteller, Bücherliebhaber, Grafikfanatiker und nimmermüder Erforscher der Sexualität dienten ihm seine erotischen Fotografiesammlungen zur Erstellung von sonderbaren Gemälden und Berichten zu den ethnologischen Beobachtungen über die Pariserinnen aus den unteren Schichten.
◦ Paul Caron (19. Jahrhundert), über den uns bis heute nur wenig bekannt ist, hinterließ den Großteil seiner Sammlung der französischen Nationalbibliothek; seine Bilder hatte er, sobald er Näheres darüber wusste, auf der Rückseite mit zahlreichen Beschreibungen versehen.

◦ André Dignimont (1891–1965) war Kunstmaler der freizügigen Pariserin, Entwerfer von Theaterkostümen, eklektischer Illustrator von Oscar Wilde bis hin zu Francis Carco, und großer Sammler verschiedenster historischer Dokumente. Er schaffte sich ein „geniales, heilloses Durcheinander“, ein eindrucksvolles Wirrwarr, dessen Glanzstück das Schild eines ehemals in der Avenue Suffren 106 gelegenen Liebestempels war. Dieser mit Cherubinen dekorierte Gegenstand, Symbol für die hartnäckigen Nostalgiker großer Bordelle, ging dank des Fotografen Eugène Atget und gefolgt vom Maler Clovis Trouille in die Geschichte ein. In dieser umfangreichen Sammlung gebührt der erotischen Fotografie ein Spitzenplatz.
◦ Michel Simon (1895–1975). Der berühmte Schauspieler machte keinen Hehl aus seiner Begeisterung für das Sexuelle und gab sich bedenkenlos als Freund der Zügellosigkeit aus. Nach seinem Tod fanden seine Erben in seinem Haus in Noisy-le-Grand eine wahre Schatzkammer vor, die vollauf mit Büchern, Gegenständen und Fotografien gefüllt war. Michel Simon war auch ein Teil des Erbes von Pierre Louys zugefallen.
Dieses lange Zeit von den Institutionen verschmähte Erbe konnte dank der Neugierde und der Obsession dieser Sammler bewahrt warden…
Um einen besseren Einblick in Das erotische Foto zu erhalten, setzen Sie dieses spannende Abenteuer fort, indem Sie auf Amazon US, Amazon Australia, Amazon Italy, Amazon UK, Amazon French, Amazon German, Amazon Canada, Amazon Mexico, Amazon Spain, Kobo, Ebook Gallery, Parkstone International, Barnes&Noble, Google, Scribd, Bookshout, Overdrive, Ellibs, Ebooks.com

