
Die poetische Einsamkeit des Menschen gegenüber dem “American Way of Life” bei Hopper
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Edward Hopper (ISBN: 9781783106523), von Gerry Souter, herausgegeben von Parkstone International.
„Mein Ziel bei der Malerei hat stets in der möglichst exakten Übertragung meiner intimsten Eindrücke von der Natur bestanden. Wenn dieses Ziel erreichbar ist, dann gilt dies, könnte man sagen, auch für die Vollkommenheit jeder anderen Idealvorstellung von der Malerei oder jeder anderen menschlichen Tätigkeit.“
— Edward Hopper
Edward Hopper wurde am 22. Juli 1882 in der mittelgroßen, wohlhabenden Stadt Nyack, New York, am Hudson geboren. Seine Mutter, Elizabeth Griffiths Smith Hopper, hatte englische und walisische Vorfahren, während sein Vater, Garrett Henry Hopper, englische und holländische Wurzeln hatte. Hoppers Vater versuchte sein Glück als Händler und eröffnete schließlich einen Kurzwarenladen, der allerdings kein großer Erfolg wurde. Edward kam zwei Jahre nach seiner Schwester Marion als zweites Kind der Familie auf die Welt.

Während sich Hopper senior mit Knöpfen, Stoffballen und Zelluloidkragen abmühte, versorgte Edwards Mutter ihren Sohn und ihre Tochter mit kreativen Werkzeugen aus der Welt der Kunst und des Theaters. Kreide und eine Schiefertafel stellten für den jungen Edward schon früh ein wertvolles Besitztum dar. Er konnte nach Herzenslust zeichnen und auswischen, aber dafür mangelte es auch gelungenen Schöpfungen an Dauerhaftigkeit. Er begann früh damit, Skizzen zu zeichnen und zu malen und nahm sein Skizzenbuch auf seinen häufigen Ausflügen in die nahe gelegene ländliche Umgebung mit.
Das Haus der Hoppers am North Broadway 82 gehörte Elizabeths verwitweter Mutter, Martha Griffiths Smith, und war 1879 der Schauplatz der Heirat von Liz und Garrett gewesen. Es handelte sich um ein zweistöckiges, von Bäumen geschütztes, mit Simsen dekoriertes Haus, das an der Vorderseite eine Veranda hatte und dessen Wände unter tief sitzenden Dachvorsprüngen Fenster mit Fensterläden aufwies. Für Edward verkörperte dieser Ort mit seinen dunklen Fenstern, die nichts von dem Leben innen verrieten, sein Zuhause, persönliche Einsamkeit und einen Zufluchtsort in seinen frühen Jahren. In seinen Bildern sollten häufig Pendants dieses Hauses zu sehen sein.

Die Tatsache, dass Edwards Vater es sich nicht leisten konnte, mit seiner Familie in ein eigenes Haus umzuziehen, hatte Auswirkungen auf Edwards Kindheit, da man in der damaligen Zeit von den Männern erwartete, allein für den Unterhalt ihrer Familie aufzukommen. Edwards Großmutter Smith gehörte nicht nur das Haus, sondern sie beanspruchte auch die moralische Führung in der Gemeinde, in der ihr Vater, der Reverend Joseph W. Griffiths, 1854 die Nyack Baptist Church gegründet hatte. Die weibliche Seite der Familie Hopper sorgte durch Einnahmen aus Mieten und Hypothekenzahlungen für andere Immobilien in Nyack auch für den Unterhalt der Familie.
Edward und seine ältere Schwester Marion besuchten Privatschulen und kamen heim in die von einer irischen Dienstmagd geputzten Räume. Botenjungen brachten Lebensmittel und andere in der Stadt getätigte Einkäufe ins Haus. Während der gesamten High School hatte Edward überdurchschnittliche Zensuren. Französisch war eines seiner Lieblingsfächer und er erlernte diese Sprache so gut, dass er sein ganzes Leben hindurch Französisch lesen konnte.

Zu einer Zeit, als der durchschnittliche erwachsene Mann gut 1,70 m groß wurde, war der junge Edward schon mit zwölf Jahren über 1,80 m groß. Er schien nur aus Armen und Beinen zu bestehen, so dass seine Freunde ihm den Spitznamen „Grashüpfer“ gaben. Er liebte Scherze auf Kosten anderer und war oft genug wütend, wenn er bei Spielen verlor. Viele Freunde erinnerten sich an seinen Hang, andere Menschen zu hänseln, ein Charakterfehler, der, noch dazu häufig mit einer gewissen sadistischen Note, bis in das Erwachsenenalter anhielt. Er war von Natur aus schüchtern, ragte stets über die Köpfe seiner Mitschüler hinaus und stand auf Fotografien immer in der letzten Reihe.
Hopper verbrachte seine Kindheit und die Pubertät mit Spaziergängen am Ufer eines nahe gelegenen Sees, an dem im Winter Eis abgebaut wurde. Er skizzierte die Boote, die Menschen und die Landschaft. Die Bootsindustrie florierte in Nyack und die Docks am Fluss wurden für Edward und seine Freunde beliebte Aufenthaltsorte. Sie gründeten den Boys Yacht Club und segelten mehr oder weniger gut. Edward erhielt sich sein ganzes Leben hindurch eine Liebe zum Meer und zu Booten.

Gemeinsam mit elektrischem Licht und gepflasterten Straßen war die Eisenbahn eingeführt worden und veränderte insofern das Aussehen der Stadt, als sie mehr Verkehr, kleine Geschäfte und vor allem irische Einwanderer brachte. Die eleganten viktorianischen Häuser am Hudson gehörten den reichen Industriebaronen, deren holländische Vorfahren große Vermögen angehäuft hatten. Edward lebte am Ende des 19. Jahrhunderts in einer idyllischen Jungenwelt.
Hoppers religiöse Erziehung in der baptistischen Sonntagsschule bildete einen Kontrast zu der Freiheit seiner Jugend. Er sog die Lehren über den Lohn einer bescheidenen Lebensführung und die rechtschaffene Notwendigkeit auf, sich von den Freuden der Lust und Sexualität und anderem „unmoralischen Verhalten“ fern zu halten. Die Baptisten hielten bei schlechtem Benehmen viel von der Hickorygerte, aber Edward wurde scheinbar nur selten für seine Missetaten bestraft. Er war der junge Prinz, der talentierte Unantastbare. Er entwickelte jedoch eine sehr introvertierte Persönlichkeit, so als schäme er sich angesichts der bescheidenen Situation seines Vaters inmitten des in der oberen Mittelschicht etablierten matriarchalischen Smith-Clans für diese Position.

Diese Zurückhaltung und sein häufig lang anhaltendes Schweigen gingen später in Phasen tiefer Depression über, wenn seine von ihm selbst erkannten Fähigkeiten ihn im Stich ließen und seinen Ehrgeiz nicht länger stützen zu können schienen. Er hatte schon in seiner Jugend eine gelassene Maske entwickelt, hinter der er sich verstecken konnte und hinter der er die seine Karriere prägenden Dämonen scheinbarer Unzulänglichkeit einsperren konnte…
Einige der ausgestellten Kunstwerke von Edward Hopper:



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Informieren Sie sich unten über Edward Hoppers Kunst:
Thyssen-Bornemisza National Museum Madrid
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