Marquesa de Santa Cruz, 1805, Goya
Art,  Artist,  Deutsch

Goya: Blut, Tragödie und ewiges Spanien

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Goya (ISBN: 9781644618486) von Sarah Carr-Gomm, herausgegeben von Parkstone International.

Goyas Talent als Porträtmaler lag in seiner Fähigkeit, über ein exaktes Abbild hinaus etwas von der Persönlichkeit seines Modells im Bild festzuhalten. Er wurde schon früh in seiner Laufbahn für seine Porträtmalerei berühmt und die königliche Protektion sicherte ihm einen beständigen Strom an Aufträgen. Über 200 dieser Porträts sind uns erhalten geblieben, eine beträchtliche Anzahl selbst für eine Zeit, in der die Porträtmalerei Hochkonjunktur hatte, und sie vermitteln einen exzellenten Überblick über die spanische Gesellschaft zu jener Zeit.

General Nicolas Guye, 1810, Goya
General Nicolas Guye, 1810, Öl auf Leinwand, 106 x 84,7 cm, Marshall Field Sammlung, New York.

Goya hielt für die Nachwelt drei aufeinander folgende Könige mit ihren Familien im Bildnis fest, ebenso ihre Höflinge und viele der spanischen Aristokraten. Außerdem malte er politische Potentaten – darunter Staatsmänner, Freigeister und Offiziere des Heeres, die dazu beitrugen, die spanische Geschichte zu gestalten – und er malte seine Freunde und Gefährten.

Velázquez Einfluß

Goya war ein großer Bewunderer der Bilder Diego Velázquez‘, dem herausragenden spanischen Porträtmaler des 17. Jahrhunderts. Als Goya im Jahre 1774 damit beauftragt wurde, Teppichkartons für den künftigen König, Karl IV., zu entwerfen, nutzte er die Gelegenheit, um in den königlichen Sammlungen die Meisterwerke Velázquez’ zu studieren. Vier Jahre später druckte Goya elf Radierungen nach Velázquez, darunter auch Prinz Balthasar Carlos (1656); dies waren die ersten Kopien, die überhaupt von Velázquez Werken angefertigt wurden.

Marquesa de Santa Cruz, 1805, Goya
Marquesa de Santa Cruz, 1805, Öl auf Leinwand, 124,7 x 207,9 cm, Prado, Madrid.

In dem Bild Meniñas (‘Hoffräulein, die Infantin Margarita mit ihrem Gefolge’) platziert Velázquez die kleine Gestalt der Infantin Doña Margarita in die Bildmitte; gleichwohl verkehrt er auf höchst geniale Weise den Schwerpunkt derart, dass anstelle der Infantin der Betrachter zum Mittelpunkt des Bildes wird. Zur Linken tritt der Künstler gerade von seiner Leinwand zurück, um seine beiden Modelle prüfend anzusehen, den König und die Königin, die vom Spiegel im Hintergrund des Raumes, dem Standort des Betrachters, reflektiert werden.

Die Infantin ist mit ihren Hofdamen und dem Hofzwerg erschienen, um ihre Eltern zu unterhalten. In einer ungewöhnlich informativen Szene zeigt sich Velázquez, wie er dabei ist, seine königlichen Gönner und deren Tochter zu malen. Goya übernahm und verwendete diesen Kunstgriff, sich selbst als Künstler in das Bild zu integrieren, recht häufig.

Protektion durch Könige und Aristokraten

Mehr als ein Jahrhundert nach Velázquez’ Tod übernahm Goya die Nachfolge des Meisters und wurde zum führenden Porträtmaler am Spanischen Hofe. Als er im Jahre 1786 zum ersten Mal zum „Maler des Königs“ ernannt wurde, saß Karl III. auf dem Thron. Der König war ein aufgeklärter, hart arbeitender Herrscher, der es als seine Aufgabe betrachtete, sein Land, das sich noch kaum einen Schritt aus dem Mittelalter heraus entfernt hatte, zu reformieren. Er führte ein asketisches Leben; die Jagd, mit der er mehrere Stunden täglich verbrachte, war sein einziger Zeitvertreib. Karl III. hatte in der Kunst keine besonderen Vorlieben. Anton Mengs hatte ihn 1761 im formalen klassizistischen Stil, in Rüstung und mit den Insignien seiner Königswürde, gemalt.

Der Winter, 1786-87, Goya
Der Winter, 1786-87, Öl auf Leinwand, 275 x 293 cm, Prado, Madrid.

Goyas weniger schmeichelhaftes Porträt Karls III. im Jagdanzug (1787) zeigt ihn als den Mann, der für seine Häßlichkeit bekannt war und der von einem englischen Diplomaten beschrieben wurde als „… eine äußerst merkwürdige Erscheinung, sowohl was die Person als auch die Kleidung angeht; er ist von kleiner Statur mit einer Hautfarbe wie Mahagoni; in den letzten dreißig Jahren hat er keinen Schneider mehr gesehen, so dass sein Rock wie ein Sack an ihm hängt.“

Karl III. respektierte zwar einerseits die Tradition, unterstützte aber gleichzeitig die Freiheitsbewegung und begrüßte die Ideen der Französischen Aufklärung, die allmählich auch nach Spanien vordrangen. Scharfsichtig wählte er fähige Minister, die einen klaren Blick für die Erfordernisse Spaniens hatten und vom Drang nach wirtschaftlichen und sozialen Reformen im Lande erfüllt waren. Im Jahre 1777 ernannte Karl III. den Grafen Floridablanca, ehemals Magistrat, zum Premierminister. Floridablanca war an einer ganzen Reihe von Projekten beteiligt, die viele Aspekte des Lebens in Spanien verändern sollten; im Besonderen befaßte er sich mit der Entwicklung von Handel und Handwerk und suchte nach Lösungen für Probleme der Landwirtschaft und der Bodenbewässerung.

Das Spiel der Riesen, 1791-1792
Das Spiel der Riesen, 1791-1792, Öl auf Leinwand, 137 x 104 cm, Prado, Madrid.

Das Porträt des Grafen Floridablanca (1783) war Goyas erster bedeutender Porträtauftrag, von dem er sich denn auch den Zugang zu den offiziellen Kreisen Madrids erhoffte. In traditioneller, gebieterischer Haltung steht der Graf in der Bildmitte, umgeben von Utensilien, die auf sein Amt hinweisen. Ein ovales Porträt des Königs beherrscht die Szene und eine deutlich sichtbar auf einem Tisch zur Rechten der Zentralfigur platzierte Uhr gibt die geregelte Ordnung wieder, mit der er seinem König dient. Die auf dem Tisch ausgebreiteten Landkarten und eine Skizze auf dem Boden verweisen auf das wichtige Vorhaben seines Ministeriums, einen Kanal in Aragón zu bauen.

Zur Linken sieht man Goya selbst, eine, wenn auch in untergeordneter Haltung, etwas kühne Miteinbeziehung seiner Person, seinem Gönner gegenüber. Der Graf, offenbar mit Staatsangelegenheiten beschäftigt, ignoriert den Künstler und die Leinwand, die dieser ihm hinhält; zweifellos spielt Goya mit seiner Abbildung darauf an, dass der Minister auch Kunstförderer ist.

La Leocadia, 1820-1823
La Leocadia, 1820-1823, Öl auf Putz, auf Leinwand übertragen, 147 x 132 cm, Prado, Madrid.

Doch hatte allem Anschein nach die Bekanntschaft mit Floridablanca Goya nicht die erhofften Möglichkeiten beschert, aber er hatte immerhin das Glück, durch einen Verwandten in den kleinen familiären Hof des Infanten Don Luis de Borbón, dem jüngsten Bruder Karls III., eingeführt zu werden. In ihm fand Goya zum ersten Mal einen verständnisvollen Förderer. Don Luis war für den Kirchendienst bestimmt worden – bereits im Alter von sechs Jahren hatte man ihn zum Kardinal gemacht und mit zehn Jahren zum Erzbischof von Sevilla – sein Temperament allerdings war seiner Berufung nicht angemessen. Im Jahre 1754 verzichtete er auf den Kardinalshut und führte, sehr zum Mißfallen des Königs, fortan ein gottloses Leben.

Erst im Jahre 1776, im Alter von 49 Jahren heiratete Don Luis die schöne, siebzehnjährige María Teresa Vallabriga. Der König mißbilligte jedoch diese Verbindung, da die Braut nicht von königlichem Geblüt war und zwang Don Luis, den Hof zu verlassen. Im Sommer 1783 verbrachte Goya einige Wochen in Arenas de San Pedro, der Residenz des Paares, wo er mehrere Porträts von Don Luis und seiner Familie malte…

Erfahren Sie mehr über seine Kunstwerke in Museen:

Goya Museum

Museo Nacional del Prado

The Metropolitan Museum of Art

Norton Simon Museum

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