Angriff auf Kronstadt, 1835, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
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Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei (ISBN: 9781683256052) von Victoria Charles, herausgegeben von Parkstone International.

Der Name Iwan Aiwasowski gehört schon über hundert Jahre zu den beliebtesten unter den russischen Künstlern. Selten gelang es einem Maler, zu Lebzeiten solch einen Ruhm zu erwerben, wie ihn Aiwasowski bereits in jungen Jahren genoss. Seine außergewöhnliche Berühmtheit drang in alle Gesellschaftskreise; seine Gemälde begeisterten sowohl seine Berufskollegen und namhafte Kunstkenner als auch das breite Publikum. Ausländische Akademien ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied.

Nach Orest Kiprenski (1782-1836) war er der zweite russische Maler, dem die Ehre zuteilwurde, sein Selbstbildnis für die Pitti-Galerie in Florenz zu malen. Dieser Erfolg war durchaus berechtigt, denn kein anderer Künstler war damals in der Lage, die Unbeständigkeit des Meeres so überzeugend darzustellen und diese schwierige Aufgabe auf so glänzende, freie und leichte Weise zu meistern. Aiwasowski war nicht nur Marinemaler von Beruf. Er kannte das Meer ausge zeichnet und liebte es innig. Wenn er sich auch anderen Landschaftsmotiven und sogar der Porträtmalerei zuwandte, so hatten diese Abstecher nur episodischen Charakter. Bis an sein Lebensende blieb er dem Genre der Seestücke treu.

Meerblick, 1841, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
Meerblick, 1841. Öl auf Leinwand, 74 x 100 cm. Privatsammlung.

Die Marinemaler unterteilen sich in drei Kategorien: diejenigen, die am, auf dem und mit dem Meer leben und das Spektakel, das sie täglich vor Augen haben, wirklichkeitsgetreu wiederzugeben trachten; diejenigen, die mehrere Monate im Jahr an der Küste verbringen und die Eindrücke und Begebenheiten nachbilden, die sie besonders faszinieren; schließlich die Landschaftsmaler, die das Meer nur zufällig malen oder sich seiner bedienen, um ein Gemälde zu verzieren, ihm Tiefe zu geben.

Die Marinemaler wurden zu Beginn des letzten Jahrhunderts seltener, weil das Meer ein undankbares Motiv darstellte, das dem Künstler meist wenig Ruhm einbrachte. Die Kunstliebhaber interessierten sich kaum für Seegemälde, und wenn ein Maler sich in diesem Genre einen gewissen Namen machte, so kauften sie sein Werk meist nur, damit auch dieser Name in ihrer Sammlung vertreten war. In den seltensten Fällen war es das Motiv, das zum Kauf anregte. Die wahre Bewunderung des Meers beschränkte sich auf eine kleine Gruppe von Poeten, Gelehrten und Seeleuten.

Hafen von Valletta auf Malta, 1844, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
Hafen von Valletta auf Malta, 1844. Öl auf Leinwand, 61 x 102 cm. Russisches Museum, Sankt Petersburg.

Die Ausbildung zum Marinemaler ist ebenso mühsam wie schwierig. Um das Meer malen zu können, muss man zu allen Jahreszeiten zur See gefahren sein, Tage und Wochen dort verbracht haben, die Dinge zwischen Himmel und Wasser erforscht haben, und wenn man alles genügend dokumentiert hat, so kann man, zurück im Atelier, glaubwürdige Werke schaffen. Auch muss man imstande sein, ein Schiff ins Wasser zu setzen: Wie viele Gemälde gibt es, auf denen das Schiff, abgeschnitten von den Linien des Meeres, nichts weiter als ein Kinderspielzeug zu sein scheint, das auf einen Spiegel gesetzt wurde, weil das Wasser es nicht befeuchtet – es ist nicht darin, es ist daraufgesetzt. Es ist ebenfalls schwierig, die Anatomie der Wellen zu erfassen und sie in ihren Bewegungen, ihrem Kommen und Gehen wiederzugeben, Felswände in ihren pittoresken Formen, ihrer geologischen Struktur abzubilden. Die Liste könnte beliebig verlängert werden.

Es ist schwieriger, das offene Meer unter guten oder schlechten Wetterbedingungen darzustellen als pittoreske Strandbilder zu malen, auf denen man eine elegante Gesellschaft, Matrosen und Garnelenfischerinnen mit hochgekrempelten Ärmeln sieht. Die ersten Werke verlangen große Mühe, die weiteren gehen leichter von der Hand.

Die Bucht von Neapel, 1845, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
Die Bucht von Neapel, 1845. Öl auf Leinwand, 57 x 81 cm. Staatliches Museum-Naturschutzgebiet Peterhof, Sankt Petersburg.

Im Ganzen lässt sich also sagen, dass ein Marinemaler sein Metier nur erlernen, dieses sich ewig wandelnde, unergründliche Modell, das man Ozean nennt, nur studieren kann, indem er das Leben der Seeleute lebt.

Der Schaffensweg des Iwan Aiwasowski begann zu einer Zeit, als in Russland die romantische Richtung starke Verbreitung fand, die in der Entwicklung der russischen Land schaftsmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte. Der romantische Grundton ist nicht nur in seinem Frühwerk, sondern auch in den meisten Spätarbeiten spürbar.

Die Schlacht in der Meerenge von Chios, 24. Juni 1770, 1848, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
Die Schlacht in der Meerenge von Chios, 24. Juni 1770, 1848. Öl auf Leinwand, 194 x 186 cm. Nationale Kunstgalerie Aiwasowski, Feodossija.

Schiffbrüche, Seeschlachten und Seestürme waren stets beliebte Motive. Aiwasowski setzte die Traditionen der bedeutendsten russischen Landschaftsmaler des beginnenden 19. Jahrhunderts fort, ohne jedoch jemanden nachzuahmen; er schuf eine neue Tradition und eine neue Malschule und übte somit einen merklichen Einfluss auf die damalige und spätere Marinemalerei aus. In seinem Schaffen fanden auch Züge des Nationalcharakters und der alten Kultur des armenischen Volkes ihren Ausdruck, dem der Maler bis zum Ende seines Lebens in Treue verbunden war…

Die ausgestellten Kunstwerke von Ivan Aivazovsky:

Angriff auf Kronstadt, 1835, Iwan Aiwasowski und die Wasserlandschaft in der russischen Malerei
Angriff auf Kronstadt, 1835. Öl auf Leinwand, 124 x 199 cm. Russisches Museum, Sankt Petersburg.
Blick auf die Lagune von Venedig, 1841
Blick auf die Lagune von Venedig, 1841. Öl auf Leinwand, 76 x 118 cm. Staatliches Museum-Naturschutzgebiet Peterhof, Sankt Petersburg.
Die Bergung, 1857
Die Bergung, 1857. Öl auf Leinwand, 79 x 114 cm. Privatsammlung.

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