
Die Dessous (Teil 2)
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Die Dessous (ASIN: B016XN13JO) von Muriel Barbier und Shazia Boucher, herausgegeben von Parkstone International.
Die Unterwäsche ist eng und unmittelbar mit der Intimsphäre der Frau verbunden. Im Lauf der Jahrhunderte sind die Männer immer der Meinung gewesen, dass Dessous ausschließlich dazu dienen, sie zu verführen. Der Wunsch, verführerisch zu wirken, besteht zwar ganz ohne Zweifel, gleichwohl handeln die Frauen, wenn sie schöne und verführerische Unterwäsche auswählen, vor allem für sich selbst und um sich selbst zu gefallen. Denn die Dessous können einer Frau helfen, sich in ihrem Körper wohl zu fühlen, ihn mehr zu lieben und anzunehmen, dadurch wiederum glücklicher zu sein und vor allem wahres Selbstbewusstsein auszustrahlen. Dies hat einen einfachen Grund: Obwohl niemand unsere Unterwäsche sieht, trägt sie erstaunlicherweise dazu bei, unsere Silhouette wirksam zur Geltung zu bringen und sie manchmal sogar zu unserem Vorteil zu modellieren.

Viel zu oft ist in der Unterwäsche, ein reines Mittel der Verführung gesehen worden. Dieses Phänomen haben die Männer bewirkt: eine Frau zu betrachten, die lediglich mit Unterwäsche bekleidet ist, hat eine unendlich sinnlichere und erotischere Wirkung, als eine völlig nackte Frau. Man kann Dessous sogar mit High Heels vergleichen, die den Gang einer Frau verändern, ihn provokanter und verführerischer erscheinen lassen. In Verbindung mit Nylonstrümpfen üben hohe Absätze eine unleugbar fetischistische Anziehungskraft aus, und zwar im selben Maße für das weibliche, wie für das männliche Geschlecht.
Wahrnehmung und Wertschätzung des weiblichen Körpers sind, ein Vergleich unserer Gegenwart zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit den 1960er- und 70er-Jahren beweist dies nachdrücklich, einem ständigen Wandel unterworfen. In den 60er Jahren musste der Körper einer Frau nicht länger verführerisch sein, nachdem sie geheiratet hatte und erst recht nicht mehr, wenn sie Kinder geboren hatte. Heute gilt diese Einstellung als völlig überholt die Frauen legen immer mehr Wert darauf, in jedem Alter attraktiv zu sein: vor ihrer Hochzeit ebenso wie während der Ehe und auch in den späteren Jahren. Tatsächlich kann eine Großmutter heute immer noch eine schöne Frau sein und Gefallen daran finden, ihren Körper zur Geltung zu bringen. Diese Evolution – oder Revolution – der Sitten auf dem Gebiet der Dessous ist eng mit den neuen Techniken in der Herstellung der Unterwäsche verbunden und den historischen Begebenheiten unterworfen.

Anders als die Haute Couture ist Unterwäsche Geschmacksache. Man kann sie lieben und Freude daran haben, seinen Körper vom fünfzehnten bis zum fünfundsiebzigsten Lebensjahr damit zu umhüllen. Die Welt der Oberbekleidung ist eine völlig andere als diejenige der Dessous, da sie immer auf eine ganz bestimmte Altersklasse ausgerichtet ist. Die Mode für 15-jährige Mädchen ist anders als die für 30-jährige Frauen. Unterwäsche ist hingegen eine Frage der persönlichen Einstellung und des jeweiligen Körpers: Auch eine füllige Frau kann sich in ihrem Körper wohl fühlen, sich so akzeptieren, wie sie ist und Freude daran haben, ihren Körper durch schöne Dessous vorteilhaft zu betonen. Daher muss die Unterwäsche den verschiedensten Ansprüchen genügen und jedem Frauenkörper Rechnung tragen.
Die Materialien sind dabei von wesentlicher Bedeutung: Da die Unterwäsche eng am Körper anliegt und in unmittelbarem Kontakt mit den intimstem Bereichen steht, müssen die Gewebe und Spitzen angenehm zu tragen sein – aber nicht nur das, heute sollen sie gleichermaßen praktisch und bequem sein. Während noch vor dreißig Jahren die Französinnen (anders als beispielsweise die Amerikanerinnen) sehr empfindliche Spitzenunterwäsche, die sie mit der Hand waschen und manchmal sogar bügeln mussten, ohne weiteres akzeptierten, wäre dies heute undenkbar. Die Dessous müssen nicht nur knitterfrei und waschmaschinenfest sein, sondern auch Komfort mit Schönheit vereinen. Die Entwicklung der unterschiedlichen Textilien, die in der Gestaltung und Anfertigung der Unterwäsche Verwendung finden, sind ein durchaus wesentlicher Aspekt.
Neben den Stoffen spielen für die Unterwäsche die Farben eine wichtige Rolle. Schwarz und Weiß nehmen sich in jedem Fall auf der Haut sehr schmeichelhaft aus. Insbesondere Schwarz kaschiert unsere Schönheitsfehler, und die warmen Farben wie Rosé, Rot oder der Himbeere lassen den Körper vorteilhaft wirken. Die kalten Farben bereiten größere Schwierigkeiten. Grün- und Blautöne sind zwar wunderschön, lassen die Dessous aber häufig wie Badeanzüge aussehen.

Nach meinem Verständnis lassen sich zwei Arten von Dessous unterscheiden: zum einen diejenigen, die man gerne zeigt, also hauptsächlich Mieder, Strapse und Strümpfe, zum anderen diejenigen, die man ausschließlich für seinem eigenen Wohlbefinden trägt. Die zweite Kategorie muss gefällig aussehen und zugleich bequem sein. Die Strumpfhosen zum Beispiel versuche ich reizvoll und delikat zu gestalten, damit man sie jeden Tag tragen kann und dennoch verführerisch wirkt, wenn man sich vor einem Mannauszieht.
Die Dessous sind eine Sache der Individualität und der persönlichen Einstellung. Drei Begriffe sind untrennbar mit der modernen Unterwäsche: Komfort, Verführung und Raffinesse. Diese drei Eigenschaften müssen vereint werden, wenn man Dessous entwerfen und unbedingt alles Vulgäre ausschließen will. Damit man diese Klippe umschiffen kann, sind Humor und Erfindungsgeist gefragt.
Niemand bleibt gleichgültig gegenüber der Damenunterwäsche. Die Frauen als ihre Trägerinnen ebenso wenig wie die Männer, die von jeher glauben, dass die Frauen sie tragen, um sie zu verführen. Die Dessous verdienen durchaus, dass wir uns ein wenig mehr mit ihrer Geschichte beschäftigen – und mit den kleinen Geschichtchen drum herum.
Um einen besseren Einblick in Die Dessous zu erhalten, setzen Sie dieses spannende Abenteuer fort, indem Sie auf Amazon US, Amazon German, Apple, Google Books, Parkstone International, Ebook Gallery, Leslibraires, Overdrive, Kobo, Barnes&Noble, Bookbeat, Casadellibro, Scribd klicken.


You must log in to post a comment.