
Eine Kulturgeschichte mit Bikini Story
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Bikini Story (ASIN: B016XN12AE), von Patrik Alac, herausgegeben von Parkstone International.
Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends erwachte auch das Bedürfnis, einen Überblick über das vergangene Jahrhundert zu gewinnen. In den verschiedenen Versuchen, eine Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zu schreiben, bürgerte sich schnell die Formel vom „Jahrhundert der Kriege und Grausamkeiten”, vom „Jahrhundert der Barbarei” ein, während die Betrachtung vieler durchaus positiver Ereignisse und Errungenschaften außer Acht gelassen wurde. Diese konnten natürlich, neben dem Gewicht der unheilvollen Ereignisse, nur nebensächlich und frivol erscheinen, doch ist nicht auszuschließen, dass eine künftige Geschichtsschreibung zu einer umfassenderen Sicht der vergangenen hundert Jahre finden wird, in der das „Historische” nicht allein durch die Häufung der verursachten Leiden, das Ausmaß der Katastrophen und Kriege, die Zahl der Getöteten und die Liste der zerstörten Städte bestimmt wird. Zu den positiven Ereignissen dieser Art gehört zweifellos die durch den Niedergang des Christentums ermöglichte Rückbesinnung auf den Körper, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine die ganze westliche Welt umfassende Bewegung zur Befreiung des Körpers hervorrief. An diesem Prozess, der längst überholte, aber noch nicht abgeschaffte Moralvorstellungen und -gebote endgültig zur Seite brachte, war der Bikini in entscheidender Weise beteiligt.

Die Mode, als Ausdruck dieser neuen Körperkultur, bot dabei von Beginn an auch eine Projektionsfläche für politische Ideen: Oft erteilt die „Kleiderordnung” am genauesten Auskunft über den augenblicklichen Freiheitszustand einer Gesellschaft. Andererseits stellt sie das ursprünglichste und einfachste Kommunikationsmittel dar: Während sie früher Stand, Rang und Bedeutung zum Ausdruck brachte, signalisierte sie spätestens seit den sechziger Jahren die ideologische Anhängerschaft. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass auch die unreglementierte, „lockere” Kleidung plötzlich zu einer Uniform wird, die die Gruppenzugehörigkeit andeutet. Am Anfang dieser revolutionären Kleidermoden, die alle aus Skandalen hervorgingen, findet sich der Bikini und die durch ihn verursachte moralische Entrüstung.

Ein anderer Aspekt der Umwälzungen nach 1945 lässt sich am besten mit dem Wortpaar „Konsumation und Kommunikation” fassen, das beinahe die Gesamtheit der gesellschaftlichen Aktivitäten bezeichnet. Die Bedeutung von Ware und Werbemittel nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich deutlich an der Geschichte des Bikinis ablesen. So ist beispielsweise die gegenseitige Förderung von Bikini und Film zu erwähnen: In den frühen fünfziger Jahren bedienen sich die Filmemacher der „entblößenden Eigenschaften” des kleinen Badekostüms, um mehr Zuschauer in die Kinosäle zu locken; die von diesen Filmen ausgehende Mode wird von den Bikiniherstellern wiederum zur Steigerung ihrer Verkaufszahlen gebraucht. Man ahnt hier schon die kommende Verschränkung von Ware und Kommunikation zum perfekten Werbeclip, der Konsumanreiz und Kunstwerk zugleich sein will. Doch die Verbreitung des „kleinsten Badekostüms der Welt” ist nicht nur die Folge einer neu erwachten Körperkultur, sondern selbst wiederum in der Form der Mode Ursache eines verstärkten Körperbewusstseins: Man muss über einen perfekten Körper verfügen, um ihn in einem Bikini präsentieren zu können.

Schlankheitszwang und -wahn, Sportfanatismus und Bodybuilding sind nur die letzten Ausläufer einer in den fünfziger Jahren einsetzenden Befreiung des Körpers, die sich manchmal eher als Normierung und Disziplinierung denn als Freiheit ausnimmt. Dieses Buch erzählt die Geschichte des Bikinis: seine Geburt in einem Pariser Schwimmbad während eines glühend heißen Julinachmittages 1946, den darauf folgenden Skandal (der ihn für zehn Jahre in die Herrenmagazine verbannt), seinen überraschenden Durchbruch im Kino, das plötzlich erwachende Interesse der Modeschöpfer und schließlich seine triumphale Präsenz an den Stränden der ganzen Welt. Denn von den Küsten Brasiliens über die Seebäder am Mittelmeer bis zu den langgezogenen Stränden Kaliforniens gehört der Bikini heute zu den unumgänglichen Erscheinungen unserer Badelandschaft.
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