
Die Renaissance: die Wiedergeburt von Kunst, Wissen und Kultur
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Die Malerei der Renaissance (ISBN: 9781683257059) von Victoria Charles, herausgegeben von Parkstone International.
Für die gesamte europäische Wirtschaft stellt die Renaissance eine entscheidende Epoche dar. Im 15. Jahrhundert treiben große europäische Familien wie die Medici aus Florenz die Entwicklung des internationalen Handels voran. Zeitgleich zum Anstieg der aus dem Handel stammenden Reichtümer erfährt die Kunst eine neue Zeit des Überflusses, besonders dank innovativer Techniken und Materialien, derer sie sich bedient. In den 1440er Jahren entwickelt Johannes Gutenberg den modernen Buchdruck mit beweglichen Lettern, eine effizientere und kostengünstigere Methode als die Holzschneidekunst.
Parallel dazu wenden sich die Maler von der auf Ei basierten Temperamalerei ab, um sich der Ölmalerei zuzuwenden. Filippo Brunelleschi entdeckt die Prinzipien der Perspektive, eine revolutionäre Methode, die es erlaubt, den Mangel an Tiefe in mittelalterlichen Gemälden zu überwinden, indem sie einen dreidimensionalen Raum simuliert. Schließlich, im Jahr 1452, kommt der Mann zur Welt, der auf ewig den Typus des Renaissance-Gelehrten verkörpern wird, der Humanist, Wissenschaftler und Künstler unvergleichbarer Genialität Leonardo da Vinci.

Das 16. Jahrhundert markiert die Blütezeit der Renaissance. Zu Beginn stehen die Auslöser der protestantischen Reformation: der Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 und Johannes Calvins Absicht, die katholische Kirche zu reformieren. Diese Bewegungen ziehen die Gründung des Protestantismus nach sich, der das Hauptaugenmerk mehr auf den persönlichen Glauben als auf die Kirchenlehre richtet. Die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg im vorangegangenen Jahrhundert hatte die Bibel allen zugänglich gemacht; das Wissen der Heiligen Schrift stellt ein Hauptmerkmal der protestantischen Reformation dar. Zur gleichen Zeit, in den 1530er Jahren, führt die von König Heinrich VIII. vorangetriebene englische Reformation zum Bruch mit Rom und schließlich zur Gründung der anglikanischen Kirche.

Auf diese stürmischen Entwicklungen reagiert die katholische Kirche mit extremen Maßnahmen, um die Kontrolle über den Glauben zurückzugewinnen: die Heilige Inquisition und das Konzil von Trient (1545-1563), das die Gegenreformation einleitet. Tatsächlich ist die zweite Hälfte der Renaissance wesentlich von eben diesen religiösen Umwälzungen gekennzeichnet, die das Ende des Manierismus besiegeln.
Die genialsten Künstler der Kunstgeschichte, wie Botticelli, Raphael, Michelangelo oder Leonardo da Vinci verbinden ihren Namen mit der Epoche und deren opulenter Produktivität. Ihre Werke werden in den Museen der ganzen Welt bewundert.
Wichtige Künstler
Leonardo da Vinci (geb. 1452 in Vinci – gest. 1519 in Le Clos-Lucé)
Leonardo verbrachte seine Jugend in Florenz, seine Mannesjahre in Mailand und die letzten drei Jahre in Frankreich. Sein Lehrer Verrocchio (um 1435/1436-1488) war erst Goldschmied, dann als Maler ein Vertreter der wissenschaftlichen Schule und später war er als Bildhauer sehr berühmt (von ihm stammt das Reiterstandbild von Colleoni in Venedig). Der sehr attraktive Leonardo war im Umgang charmant, redegewandt und von hoher Intelligenz. Er war nicht nur ein ausgezeichneter Mathematiker und Naturwissenschaftler, sondern auch ein talentierter Musiker. Seine Begabung als Zeichner, und dies geht nicht nur aus seinen zahlreichen Zeichnungen, sondern auch aus den wenigen Gemälden hervor, sucht ihresgleichen. Seinen Werken liegt ein sorgfältiges Studium der Natur und des menschlichen Körpers zugrunde.
Leonardo war der erste in einer Reihe von Künstlern, die in einem Gemälde eine Art mystischer Einheit zwischen Geist und Materie erzielen wollten. Geboren in eine Zeit, da die Meister der Gotik und der Frührenaissance ihre Experimente abgeschlossen hatten, war er im Stande, auszusprechen, was fortan als das Losungswort für alle Künstler gelten sollte: Malen ist eine geistige Sache, eine cosa mentale. Eines seiner Gestaltungsmittel ist die Erweiterung der Planperspektive um eine Farb– und Lichtperspektive, bei der sanfte Übergänge von Licht und Schatten Bildtiefe erzeugen.

Diese Technik wird als Sfumato bezeichnet. Dank seiner hohen zeichnerischen Begabung, seiner Plastizität und dem Hell–Dunkel–Effekt gelang es ihm nicht nur, die äußere Form des menschlichen Körpers in bisher unerreichter Manier wiederzugeben, sondern auch die Geheimnisse des inneren Lebens zu ergründen. In der Mona Lisa, der Heiligen Anna und anderen Meisterwerken verwendete er sogar die Landschaft nicht nur als eine pittoreske Dekoration, sondern als eine Art Echo dieses inneren, beseelten Lebens – und als ein Element perfekter Harmonie.
Beruhend auf den noch immer recht neuen perspektivischen Gesetzen, ersetzte Leonardo, dieser Universalgelehrte und erste Vertreter der Neuzeit, die diskursive Manier seiner Vorgänger durch das die Grundlage der klassischen Kunst darstellende Prinzip der Konzentration. Ein Bild ist nicht mehr bloß eine zufällige Anreihung von Details oder Episoden, sondern ein zusammenhängender Organismus, dessen Elemente – Farben und Linien, Licht und Schatten – alle zusammenwirken, um ein spirituelles, sinnliches Ganzes zu bilden.

In der Mona Lisa malte Leonardo ein universelles Symbol: die Frau als das ewige Ideal des Menschen, Inbegriff der vollkommenen Schönheit, Ziel allen Strebens, höchste Perfektion der Natur mit all ihrer Kraft und ihren Geheimnissen. Hinter dem liebreizenden, ruhigen Antlitz, hinter dieser Stirn, so jung und doch so weise, erscheinen Berge, Felsen, Gletscher und Wasserfälle. Allein in diesem kleinen Ausschnitt der bemalten Fläche offenbart sich das ewig Weibliche, die Mutter Erde.
Es waren nicht die Äußerlichkeiten der Objekte, die Leonardo in Bann hielten, sondern ihre innere, geistige oder gar metaphysische Bedeutung. Neben der Mona Lisa sind seine Hauptwerke: Maria, die Hl. Anna und das Kind (1510), Jungfrau in der Felsengrotte (1493) und Das Letzte Abendmahl (1495–1497).
Andrea Mantegna (geb. 1431 in Isola di Carturo – gest. 1506 in Mantua)
Als Humanist, Geometer und Archäologe ein Mann von herausragender Intelligenz und Fantasie, übte Mantegna dank seiner imposanten Persönlichkeit eine starke Wirkung aus. Er experimentierte mit optischer Illusion und war ein Meister der Perspektive. Seine Ausbildung als Maler erhielt er an der Schule von Padua, zu deren früheren Schülern Donatello und Uccello gehörten. Schon im jungen Alter wurde er mit Aufträgen überhäuft. Berühmt aus dieser Zeit sind seine Ovetari-Fresken in der Eremitani–Kirche in Padua. Innerhalb kürzester Zeit fand Mantegna dank seiner originellen Ideen eine Nische als „moderner” Maler. Seine Eheschließung mit Nicolosia Bellini, Schwester von Giovanni, öffnete ihm die Tore nach Venedig.

Seine künstlerische Reife erreichte er mit seinem Triptychon für die Kirche von San Zeno in Verona. Er wurde zum Hofmaler einer der berühmtesten Familien Italiens, der Gonzaga in Mantua. Als sein Hauptwerk und Geniestreich gilt die Ausmalung der Camera degli Sposi im Schloss von Mantua. Dies ist die erste illusionistische Raumdekoration mit einem Deckenbild. Trotz seiner Kontakte zu Bellini und Leonardo da Vinci weigerte sich Mantegna, deren innovativen Umgang mit Farbe zu übernehmen oder seine eigene Technik als Kupferstecher aufzugeben.
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