Pablo Picasso, Stillleben mit Klavier, 1911.
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Les Demoiselles d’Avignon – Der Durchbruch zum Kubismus

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Kubismus (ISBN: 9781783103485) von Guillaume Apollinaire, Dorothea Eimert and Anatoli Podoksik, herausgegeben von Parkstone International.

Ein Gemälde signalisierte 1907 den Auftakt für eine Wende in der Malerei: Les Demoiselles d’Avignon. Als Pablo Picasso diese Bordellszene mit fünf Frauenfiguren erstmals ausstellte, empfanden selbst der Sammler Sergej Schtschukin und sein Freund Georges Braque das Bild als „… einen Verlust für die französische Malerei.“ Doch bald schon wurde Braque die Bedeutung dieser neuen Sicht der Wirklichkeit klar. Picasso formulierte hier erstmals eine klare, rationale Optik, fern von jedem ästhetischen Anspruch. In Fortführung der Formanalyse Cézannes splitterte Picasso die Formen in kleine Kuben.

Georges Braque, Der große Nackte, 1907-1908, Kubismus
Georges Braque, Der große Nackte, 1907-1908. Öl auf Leinwand, 142 x 102 cm. Privatsammlung.

Der Betrachter hatte die Aufgabe, dieses Puzzle unterschiedlichster räumlicher Ansichten zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Die Farbe war gedämpft. Auch das war neu. Aber neu war vor allem die Unabhängigkeit dieses Bildes von der Naturvorgabe. Zugleich war es die Antwort des Künstlers auf die veränderten Vorgaben der Wissenschaft von Raum und Zeit. Cézannes Forderung, man solle in der Natur die Kugel, den Kegel und den Zylinder suchen, war Ausgangsbasis seiner Bildüberlegung. Auf der Ausstellung der Indépendants von 1909 sprach der Kritiker Louis Vauxcelles von cubes. Der Kubismus war geboren.

Pablo Picasso, Die Brücke Pont-Neuf, 1911, Kubismus
Pablo Picasso, Die Brücke Pont-Neuf, 1911. Öl auf Leinwand, 33 x 24 cm. Privatsammlung.

Wichtige Künstler des Kubismus

Pablo Picasso (1881, Málaga – 1973, Mougins)

„… Picasso betrachtete sich selbst immer als Poet,

der eher dazu neigte, sich mittels Skulptur,

Malerei und Zeichnung auszudrücken.“ (Pierre Daix).

Der große spanische Künstler bewegte sich schon seit frühester Kindheit in der Welt der Kunst. Er lernte von seinem Vater, einem Maler und Professor an der Kunstgewerbeschule, die Grundlagen der formellen akademischen künstlerischen Ausbildung. Dann studierte er an der Kunstakademie in Madrid, aber schon bevor er achtzehn Jahre alt war, gesellte er sich zu jenen, die sich als Modernisten und nicht-konforme Künstler und Maler betrachteten.

Seine auf blauen Ton gestimmten und von einer Reise durch Spanien sowie den Tod seines Freundes Casagemas beeinflussten frühen Werke werden als so genannte „blaue Periode“ (1901 bis 1904) zusammengefasst. Aber bereits gegen Ende des Jahres 1901 brachte ihn das Verlangen, die Gefühle der Traurigkeit direkter auszudrücken, auch zur Bildhauerei. Die Dominanz der Form in seinen Bildern beweist unbestreitbar dieses Interesse. Picasso begann mit der Bildhauerei, weil es zu seiner Neigung passte, für sich selbst strenge Grenzen zu setzen und die asketischste Form des Ausdrucks zu erreichen.

Pablo Picasso, Gitarre und Violine, um 1912, Kubismus
Pablo Picasso, Gitarre und Violine, um 1912. Öl auf Leinwand, 65,5 x 54,3 cm. Eremitage, Sankt Petersburg.

Anschließend, zwischen 1905 und 1907 trat Picasso in eine neue malerische Phase ein, erkennbar an einem fröhlicheren Stil mit reicherer Farbskala, in der viel Rosa und Orange enthalten war und die man folglich die „rosa Periode“ nannte.

Im Herbst 1907 verbrachte der Künstler viele Stunden mit dem Schnitzen seltsamer, fetischartiger Figurinen und primitiver Puppen und dem skizzieren zukünftiger Skulpturen. Um diese Zeit hatte Picasso im ethnografischen Museum des Palais du Trocadero die afrikanische Holzskulptur entdeckt, und, wie viele andere Künstler, auch mehrere Statuen und Masken gekauft. Diese „schwarze“ Kunst beeinflusste seine Arbeit und vor allem seine Vorstellung der malerischen Darstellung. Allerdings wurden am Jahresende die inzwischen in seiner Arbeit sehr wichtig gewordenen weiblichen Akte zum Objekt des großen Gemäldes Les Demoiselles d’Avignon. Dieses Bild, ohne Zweifel eines der wichtigsten des 20. Jahrhunderts, war eine Antwort auf den Blauen Akt von Henri Matisse (1869 bis 1954) und auf die Badenden von André Derain (1880 bis 1954).

Pablo Picasso, Junge Frau, 1909, Kubismus
Pablo Picasso, Junge Frau, 1909. Öl auf Leinwand, 92,3 x 73,3 cm. Eremitage, Sankt Petersburg.

So wie die afrikanische Kunst gewöhnlich als der Faktor angesehen wird, der 1907 zu Picassos Entwicklung der klassischen Ästhetik führte, wird das Beispiel Paul Cézannes (1839 bis 1906) gleichermaßen als Meilenstein dieser neuen Entwicklung betrachtet. Es war nur ein erster Anfang, denn es brauchte anschließend einen besonderen Anstoß, um über die Analyse des entscheidenden Einflusses Cézannes hinauszugehen. Aber die Asymmetrie der Leinwand, die extreme Geometrisierung der Linien und die gewaltsame Deformierung der Körper trugen in sich die Voraussetzungen für eine Revolution, die des Kubismus, vor allem aber für den Beginn der Moderne. Der Maler Georges Braque (1882 bis 1963) erklärte: „Die Hauptrichtung des Kubismus war die Verkörperung des Raumes.“

Darauf folgte eine intensive Schaffensperiode, in der Picasso, nun mit Braque arbeitend, alle Möglichkeiten erkundete, die ihm dieses neue System der bildlichen Darstellung bot. Collage, Malerei und sogar die Bildhauerei wurden seine schöpferischen Werkzeuge. Von da an waren seine Arbeiten eng miteinander verknüpft und sein Frauenkopf (Fernande) aus dem Jahr 1909, eine als „… erste kubistische Skulptur” bezeichnete Arbeit, veranschaulicht die von Picasso zwischen diesen beiden Medien gezogene Parallele.

Jean Metzinger (Nantes, 1883 – Paris, 1956)

Die kubistische Bewegung ist ohne Jean Metzinger undenkbar. Er war einer der Theoretiker dieser Kunstrichtung. Gemeinsam mit dem Maler und Schriftsteller Albert Gleizes (1881 bis 1953) schuf er 1912 in der Abhandlung Du Cubisme (Der Kubismus) die für die Anerkennung des synthetischen Kubismus’ notwendigen theoretischen Grundlagen. Er fasste die Prinzipien dieser Kunstbewegung in Worte und verwendete als Erster den Begriff „Kubismus“. Damit schuf er einen Wendepunkt, der die moderne Kunst revolutionierte.

Jean Metzinger, Die Nachmittagsmahlzeit (Frau mit Löffel), 1911, Kubismus
Jean Metzinger, Die Nachmittagsmahlzeit (Frau mit Löffel), 1911. Öl auf Leinwand, 75,9 x 70,2 cm. Philadelphia Museum of Art, Philadelphia.

Jean Metzinger wurde 1883 in Nantes geboren, ging 1903 nach Paris und studierte Medizin. Parallel dazu nahm er Unterricht bei dem Porträtmaler Hippolyte Touront. Obwohl seine Ausbildung eher klassisch ausgerichtet war, faszinierten ihn bald die Neoimpressionisten und insbesondere Georges Seurat (1859 bis 1891). Auch mit den Fauvisten und deren Verzicht auf Abstufungen und mit dem Mischen der Farben hat er sich eine Zeit lang beschäftigt.

Als seine ersten avantgardistischen Werke ihm die Türen des Salons des Indépendants geöffnet hatten, ließ er sich dauerhaft in Paris nieder. Metzinger vernachlässigte trotz des Medizinstudiums nicht seine Malerei und arbeitete weiter daran, um seinen Stil zu entwickeln. Zwischen 1905 und 1908 schuf er stark an Mosaiken erinnernde Werke. Er beabsichtigte mit seiner Kunst, die Welt mit ihren vielseitigen, bunt gefärbten Facetten darzustellen.

Jean Metzinger, Der Radrennfahrer (An der Radrennstrecke), 1912
Jean Metzinger, Der Radrennfahrer (An der Radrennstrecke), 1912. Öl und Collage auf Leinwand, 130,4 x 97,1 cm. Peggy Guggenheim Sammlung, Venedig.

Im Salon des Indépendants des Jahres 1910 stellte Jean Metzinger sein Porträt von Apollinaire aus, ein Bild, das ihm die Aufnahme in den Kreis der kubistischen Maler brachte. Tatsächlich ist der künstlerische Austausch mit den Malern Georges Braque (1882 bis 1963), Pablo Picasso (1881 bis 1973) und Juan Gris (1887 bis 1927) für Metzinger der Auslöser, im Kubismus eine neue Ausdrucksart für die Darstellung der Realität zu finden, die seinem mathematischen Geist perfekt entsprach.

Erfahren Sie mehr über den Kubismus:

The Metropolitan Museum of Art

Kunstsammlung NRW

The Guggenheim Museums and Foundation

The Museum of Modern Art

Tate, UK

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