
Hiroshige – Der letzte große Meister der Kunst des Ukiyo-e
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Hiroshige (ISBN: 9781781609125), von Mikhail Uspensky herausgegeben von Parkstone International.
“Während einer Reise nach Azumaji lege ich den Pinsel nieder – Werde ich wohl die schönen Stätten des Westens sehen?”
– Hiroshiges Todeslied, rasch von ihm auf Briefpapier geschrieben.
In der japanischen Kunst des 17. bis 19. Jahrhunderts bildete sich ein neuer Stil heraus – Ukiyo-e (Bilder der schwimmenden, vergänglichen Welt). Es handelt sich dabei um eine Kunstströmung der Edo-Periode (1603/1868), die vor allem das Alltagsleben der Städter zum Thema hatte. Im Jahr 1811 ging Hiroshige bei Utagawa Toyohiro, einem der angesehensten Holzschnittmeister der damaligen Zeit, in die Lehre. Etwa Ende der 1830er Jahre wird die Landschaft zum Hauptthema seiner Arbeiten.

Im Verlauf von über 20 Jahren schuf er mehrere Serien von Holzschnitten, in denen seine Begabung als Landschaftsmaler voll zur Geltung kam. In den 1850er Jahren kündigte sich in Hiroshiges Schaffen ein Umbruch an. In den Serien dieser Zeit wird das Narrative durch die starken kompositionellen und farblichen Kontraste verdrängt. Seine Landschaften bilden die letzte Entwicklungsstufe der Ukiyo-e– Landschaft und der traditionellen Landschaftskunst Japans. In Übereinstimmung mit der am Alltag orientierten Ukiyo-e-Kunst stand Hiroshige dem alltäglichen Leben nicht ablehnend gegenüber, es gab für ihn keine “vulgären” Themen.
Frühling
Wahrscheinlich steht dieser Holzschnitt in der Serie deshalb an erster Stelle, weil die Darstellung der Nihonbashi (Brücke Japans; 1603) als ein Symbol Edos für die Hauptstadt Japans und des Landes im Ganzen auftritt. Ein Jahr nach der Errichtung dieser Brücke gibt der Shogûn Tokugawa Ieyasu (1543 bis 1616) einen Erlass heraus, der für alle Zeiten das Schicksal Nihonbashis bestimmte. Die Mitte der Brücke wurde zum “Kilometer Null“ bestimmt, von dem aus alle Entfernungen im Land vermessen wurden. Die Gegend um Nihonbashi war das wichtigste Wirtschafts- und Handelszentrum von Edo. Auf dem Holzschnitt von Hiroshige bewegen sich die Ruderboote der Fischer (Oshifune), beladen mit den in der Nacht gefangenen und von Matten bedeckten Fischen auf das nördliche Ufer zu.

Der Blick auf den Meerbusen mit den Segeln der Boote bei Sonnenaufgang eröffnet sich von einem hohen Hügel, dem Kasumigasekizaka (Hügel des Grenzpostens der Nebel). Nach der Umwandlung Edos in die Hauptstadt stellte Tokugawa Ieyasu den Hügel Kasumigaseki für die Villen der mächtigen Lehnsherren (Tozama-daimyo) zur Verfügung. Auf der Straße sind viele Menschen, es herrscht eine fröhliche Atmosphäre. Hiroshige stellte den Grenzposten der Nebel zum ersten Mal zu den Neujahrsfeiern dar.
Dieser Holzschnitt zeigt die Ortschaft Hibiya im Gebiet Soto-Sakurada, einen der aristokratischsten Teile der Östlichen Hauptstadt. Hiroshige platziert den Betrachter direkt gegenüber dem Landsitz: das rote Tor des Hauses zieht zuallererst die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Darstellung gilt als die detaillierteste Wiedergabe eines Daimyo-Landsitzes im Ukiyo-e-Holzschnitt. Zwei Details fallen auf: im Vordergrund die Kiefer (Kadomatsu), der traditionelle und wichtigste Neujahrsschmuck, und die am Himmel schwebenden Drachen. Sie lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier der Jahresbeginn dargestellt ist.
Hier befindet sich der Betrachter gleichsam in einem unter der Eitaibashi-Brücke verankerten Boot. Eitaibashi war eine der ältesten (1698) und zugleich die größte Brücke über dem Sumidagawa. Der Blick von der Brücke war eines der traditionellen Themen der japanischen Lyrik. Überschwemmungen fügten der Brücke jedoch so großen Schaden zu, dass die Regierung wegen der kostspieligen Instandsetzung beschloss, die Brücke wieder abzureißen.

Vor dem glutroten Streifen der Dämmerung erhebt sich der weiße Gipfel des Fujiyama. Die den Hintergrund des Holzschnitts bildende Linie der Häuser des normalen Volkes wird lediglich durch den leichten Bogen der Brücke unterbrochen, die an der Stelle über den Kanal Yagembori gespannt ist, an der er sich mit dem Sumidagawa vereint. Diese Brücke heißt Moto-Yanagibashi (Wahrhafte Weidenbrücke). Am frühen Morgen fahren die vielen mit Waren für die noch vor Tagesanbruch ihre Arbeit beginnenden Märkte beladenen Boote den Sumidagawa entlang.

Zu Beginn der Edo-Periode wurde hier, so wie im ganzen Viertel Bakurocho, lebhafter Handel mit Pferden getrieben. Vor dem Hotelviertel liegt die die älteste Rennbahn von Edo, Hatsune-no baba. Dieser Ort steht in direkter Verbindung zu der Schlacht von Sekigahara (1600), die das Haus Tokugawa an die Macht brachte. Mit der Zeit änderte sich der Charakter dieses Ortes, er wurde zusammen mit Bakurocho zum Zentrum des Stoffhandels und der Stoffverarbeitung…
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