Anonym, eiweißhaltige, auf Pappkarton gezogene Abzüge, Das erotische Foto
Art,  Deutsch,  Erotic

Die Schönheit und Sinnlichkeit der menschlichen Form erforschen: Erotische Fotografie

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Das erotische Foto (ISBN: 9781783106264) von Alexandre Dupouy, herausgegeben von Parkstone International.

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Beleg hierfür ist, dass Félix Moulin 1851 strafrechtlich verfolgt und zu einem Monat Gefängnisstrafe und hundert Francs Geldbuße verurteilt wird mit der Begründung, dass er mit seinen „pornografischen“ Daguerreotypien die öffentliche Moral gekränkt habe. Allem Anschein nach fügt er sich den Umständen, legt aber im Jahr darauf ca. sechzig Abzüge beim Grafikkabinett der kaiserlichen Bibliothek nieder und ist so berechtigt, seine Bilder kommerziell zu vertreiben. Der Künstler ist ja noch relativ geschützt, da das Schaffen an sich kein Delikt ist. Die Modelle und Wiederverkäufer werden häufiger und strenger verurteilt: Im Jahr 1857 wird vier Modellen eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten und hundert Francs Geldstrafe auferlegt.

Trotz dieser Hindernisse werden die Bilder in Frankreich, wo ihr Umlauf noch freier ist als im Rest der Welt, hergestellt und von dort aus in die anderen Länder Europas exportiert, vor allem ins viktorianische England, das immer mehr unter einen puritanischen Einfluss gerät. Die meisten erotischen Daguerreotypien bestehen aus zwei fast identischen Bildern, die in einem Stereoskop ein optisches Relief aufweisen. Dieses Verfahren, das u. a. die weiblichen Formen des Modells hervorhebt, erfreut sich großer Beliebtheit.

Verlag A. Noyer, Nr. 204, Das erotische Foto
Verlag A. Noyer, Nr. 204, Postkarte mit unbedruckter Rückseite, 14 x 9 cm, um 1925

Im Zuge des Bildeindrucks auf Papier entwickeln sich Produktion und Nachfrage. Mit der Zeit verbessert sich auch die Papierqualität durch neue Entdeckungen. Zuerst benutzte man das gesalzene, ein in Natriumchlorid getauchtes Papier – einfaches Küchensalz in einer fünfprozentigen Dosierung–, zu der Wäschestärke oder Gelatine gefügt wird. Nach einer ersten Trockenlegung tränkt man das Blatt in einer fünfzehnprozentigen Silbernitratlösung. Anschließend folgen eine erneute Trocknung, dann direktes Einschwärzen und damit der direkte Kontakt des Blattes mit dem Negativ, während das Ganze in der Sonne ausgelegt wird. Bei bedeckter Witterung kann der Prozess mehrere Stunden dauern. Zum Schluss wird das Bild in einem Natrium-Hyposulfid-Wasserbad fixiert. Manchmal wird es im Vorfeld schon mit einer Goldsalzlösung verfärbt und daraufhin mit fließendem, vorzugsweise nur leicht mineralisierten Wasser gewaschen. Vergrößerungen sind bei diesem Verfahren mit direktem Kontakt nicht möglich, denn das Abzugsformat ist mit dem Negativ identisch.Wenn die Fotografen große Formate haben wollen, müssen sie von großformatigen Dunkelkammern Gebrauch machen.

Das 1850 von Louis-Désiré Blanquart-Evrard in der Académie des Sciences vorgestellte Eiweißpapier war bis Ende des 19. Jahrhunderts sehr geschätzt. Das Verfahren scheint einfach. Das Papier wird – daher auch sein Name – nur mit einer Schicht Eiweiß bedeckt. In dem daraus gewonnenen Bild sind die Kontraste schärfer und die Rasterfeinheit und der Glanz in besserer Qualität als bisher, denn beim gesalzenen Papier ist das Bild leicht gelblich, etwas fahl und verschwommen und liegt direkt auf dem Papier, während es beim Eiweißpapier ins Innere der Schicht eingelegt ist. Die Bilder erscheinen in ähnlicher Klarheit wie bei der Daguerreotypie, darüber hinaus wird damit eine unbegrenzte Verteilung möglich.

Anonym, eiweißhaltiger Abzug, Nr. 530, Das erotische Foto
Anonym, eiweißhaltiger Abzug, Nr. 530, 9,5 x 13,5 cm, um 1880

Im Jahre 1854 führt der Fotograf André Adolphe Eugène Disdéri das Visitenkartenformat ein und bringt auf diese Weise die Fotografie unter die Massen.

Hierfür werden auf einer Platte mehrere Ansichten im Kleinformat erstellt, die dann auf Pappkarton geklebt werden (Format 8,44 x 5,69 cm auf einem Pappkarton von 11,5 x 6,5 cm). Dieses hauptsächlich für Porträts angewandte Verfahren erinnert an das Konzept der Miniaturmalerei des 18. Jahrhunderts, da jetzt jedermann ein Bild seiner Schönen oder eines nahen Verwandten bei sich tragen konnte. Auch für Aktfotos eignete sich dieses Format gut, denn nunmehr war es für Ehrenbürger wie für Militärs ein Leichtes, das Foto in aller Diskretion im Portefeuille zu verbergen. Wie bei der Daguerreotypie lässt dieses winzige Format kaum Platz für weitere Anekdoten, es ist ein schlichter Akt, umgeben von einem Minimum an Accessoires. Im selben Jahr, hinterlegt Louis-Camille d’Olivier etwa sechzig „Studien zur Aktzeichnung“ auf gesalzenem Papier.

[Verlag Corona?], Nr. C 150, Das erotische Foto
[Verlag Corona?], Nr. C 150, Abzug mit Silberjodid, 24 x 18 cm, um 1925

Ein Jahr später sind es noch mehr. Die größeren Formate der Papierabzüge sowie die unter dem Deckmantel des künstlerischen Alibis erbrachten Studien zur Anatomie und dem Akt machen nach und nach den Weg für ausgeklügeltere Bilder frei, deren Kompositionen meist malerischen und theatralischen Inszenierungen entnommen wurden. Dann treten alle fantastischen Rekonstruktionen in geballter Form auf und bezaubern das ausklingende 19. Jahrhundert: Die Antike mit ihren mythologischen Allegorien und der Orientalismus werden von konventionellen und emphatischen Malern der pseudoklassischen Richtung wie Jean-Léon Gérome oder Schriftstellern wie Pierre Louys oder Félicien Champsaur ausgeschöpft…

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