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Die Ukrainischen Ikonen: Künstlerische Reisen des Glaubens und der kulturellen Identität

Credit-Einführungsvideo: Religiöses Kirchenvideo von Vimeo von Pixabay

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Die Ukrainischen Ikonen (ISBN: 9781639198993) von Liudmila Miliayeva, herausgegeben von Parkstone International.

Bei den Ostslawen, wie bei allen anderen christlichen Völkern, ist Byzanz der Ursprung der Verehrung der Ikonen. Byzanz war ein grandioses mittelalterliches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel, auch «Neues Rom» genannt. Zum politischen und religiösen Einflußbereich Byzanz’ gehörte ab dem 4. Jh. das gesamte christianisierte Europa. Die Ikonenverehrung wurde im Byzantinischen Reich zu einem unabdingbaren Teil der «Göttlichen Liturgie», obwohl ihrer offiziellen Bestätigung die dramatischen Geschehnisse der Bilderstürmerei vorausgegangen waren.

Der Kampf zwischen Bilderstürmern und Ikonenverehrern im 8. und in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts hat nicht nur die dogmatische Begründung der Rolle des Heiligenbildes in den religiösen Zeremonien begünstigt, sondern bildete jene Ästhetik der Bildenden Kunst heraus, die als «Byzantinischer Stil» bezeichnet wird. Er veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte merklich, doch hat die religiöse Malerei aller orthodoxen Länder die byzantinische Tradition bewahrt. Jedes Volk hat in diesem Prozeß jedoch seine eigenen chronologischen Grenzen in unterschiedlicher Weise gesteckt.

Erzengel Gabriel (Goldhaar-Engel). 12.Jh, Die Ukrainischen Ikonen
Erzengel Gabriel (Goldhaar-Engel). 12.Jh. Russisches Museum, St. Petersburg.

Die Einordnung der Ostslawen in die byzantinische Kultur vollzieht sich im 10. Jh. Die Zeit ihrer Taufe fällt in die markanteste Epoche der byzantinischen Kunst. [2] Dies äußert sich in der künstlerischen Kultur des jungen feudalistischen Staates der Kiewer Rus im Stadtbild Kiews mit seiner ersten Steinkirche. Diese Kirche (989-996) wurde Desjatinnaja (Zehnt-) genannt, weil ein Zehntel des fürstlichen Gewinns zum Nutzen des Gotteshauses gegeben wurde. Der Großfürst von Kiew, Wladimir (?-1015), hat mit der Taufe den Eintritt der Kiewer Rus in die europäische Zivilisation, in der Byzanz die führende Rolle spielte, begünstigt. Die Kiewer Rus nahm einen bedeutenden Platz in der byzantinischen Kirchen-Hierarchie ein, geriet jedoch nicht in absolute Abhängigkeit vom Reich, sondern behielt ihre besondere politische Stellung bei.

Der Flußweg «Von den Warägern zu den Griechen», von solchen Städten wie Nowgorod und Kiew gesäumt, verband das Baltische mit dem Schwarzen Meer. Diese Handels-Arterie half allen slawischen Stämmen, die dieses weite Territorium besiedelten, stark und mutig zu werden, wobei das Christentum ihre Konsolidierung begünstigte. Sie eigneten sich die byzantinische Kultur auf ganz eigene Art an, wobei das Fehlen einer Sprachbarriere die Assimilation der theologischen Begriffe erleichterte.

Erzengel Michael, Hagiographische Szenen. Zweite Hälfte 17. Jh, Die Ukrainischen Ikonen
Iwan Medytzkij (?). Erzengel Michael, Hagiographische Szenen. Zweite Hälfte 17. Jh. Kreuzerhöhungskirche. Drogobytsch (Region Lwiw).

Das in der Mitte des 11. Jahrhunderts gegründete Kiewer Petschersky-Kloster hatte sein Statut vom Konstantinopeler Studios-Kloster übernommen. Unter Jaroslaw dem Weisen (987-1054), dem Sohn des Fürsten Wladimir, erlebte die Kiewer Rus ihren kulturellen Aufstieg. In Kiew, Tscherni- gow und im fernen Tmutarakan wurden steinerne Kirchen gebaut. Besonders majestätisch und beeindruckend aber waren die mit Mosaiken und Fresken verzierten Kirchen von Kiew. Mit Hilfe byzantinischer Erfahrungen entwickelte man in Kiew eine ganz eigene Tradition, die von anderen historischen Voraussetzungen und einem anderen sozialen Auftrag bestimmt wurde.

In der Metropolitan-Kathedrale der heiligen Sophia in Kiew (1017-1037/1051), wie auch in der erwähnten Desjatinnaja-Kirche erscheint die für byzantinische Kirchen nicht charakteristische mehrköpfige Kombination der Fresken mit den Mosaiken. Die monumentale Malerei wurde mit dem komplizierten theologischen Programm verwoben, in dem das Thema der göttlichen Erwählung des Kiewer Großfürsten und seiner Dynastie anklingt. In seiner Predigt wendet sich Metropolit Illarion, einer der Kiewer Schriftsteller des 11. Jahrhunderts, an den verstorbenen Fürsten Wladimir: «Steh auf! Schau auf die voller Ruhm erstrahlende Stadt, auf die blühenden Kirchen… auf die mit Heiligenbildern gesegnete Stadt… berühmt durch das Lob und den göttlichen Gesang.» Ein Chronist jener Zeit sagt über den Nutzen des Lesens und Schreibens (Jaroslaw hatte eine Schule eröffnet): Die Bücher sind «die Flüsse, die das Universum speisen, sie sind die Quelle der Weisheit».

Christus in der Glorie. Zweite Hälfte 15. Jh, Die Ukrainischen Ikonen
Christus in der Glorie. Zweite Hälfte 15. Jh. Museum für Volksarchitektur und Brauchtum, Kiew.

Der Kiewer «Petschersky Paterik», ein Sammelwerk von Erzählungen aus der Geschichte des Klosters und seiner Bewohner, berichtet, wie die Kiewer Künstler die Malerei bei den griechischen Meistern erlernten, wie sie sich unter Verwendung der durch die Jahrhunderte bewährten Etalonen (das sind Muster, die den religiösen Kanon beinhalten) die Grundlagen der Komposition und der Zeichnung aneigneten und zu professioneller Meisterschaft gelangten.

Die Zusammenarbeit mit den Byzantinern erfüllte sie mit tiefster Ehrfurcht, sie drangen in die Geheimnisse der schöpferischen Entwicklung ein, erlernten die unterschiedlichen Techniken der Malerei: Fresken, Heiligenbilder, Miniaturen und Mosaiken. In Kiew und anderen russischen Städten finden wir Emailmalerei, Juwelierarbeiten aus Gold, Silber und Glas aus jener Zeit. Bereits im 11. Jh. erlangten Kiewer Mosaiken, Fresken und mit Miniaturen verzierte Manuskripte aus Pergament einen verdientermaßen guten Ruf. Zu letzteren gehören das «Ostromirowo-Evangeliar» (1056-1057) und «Swjatoslaws Sammelwerk» (1073)…

Höllenfahrt Christi. Ende 16. Jh
Höllenfahrt Christi. Ende 16. Jh. Nationalmuseum, Lwiw.

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Die Ukrainischen Ikonen 11. bis 18. Jahrhundert (Von den byzantinischen Ursprüngen bis zum Barock)

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