Der Ozean, 1865
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James McNeill Whistler – Geboren unter einem wandernden Stern

Einleitung Video Kredit: Creme Farbe Farbe Video von Artem Podrez von Pexels

Vom 3. Juli bis 10. Oktober 2022 präsentiert die National Gallery of Art außerdem die Ausstellung: The Woman in White: Joanna Hiffernan and James McNeill Whistler. Joanna Hiffernans enge berufliche und persönliche Beziehung zum Künstler James McNeill Whistler dauerte mehr als zwei Jahrzehnte – doch wer war sie? Sie ist auf zahlreichen Werken Whistlers zu sehen, darunter seine drei berühmten Gemälde der “Symphonie in Weiß”, die zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten gemeinsam gezeigt werden.

Vom 26. Februar bis 22. Mai 2022 präsentiert die Royal Academy of Arts die Ausstellung: Whistlers Frau in Weiß: Joanna Hiffernan. In vielen Werken von James McNeill Whistler ist die rothaarige Joanna Hiffernan zu sehen. Ihre enge berufliche und persönliche Beziehung zu dem Künstler dauerte zwei Jahrzehnte, doch ihre Rolle und ihr Einfluss auf sein Leben wurden bisher kaum erforscht. In dieser reichhaltigen Ausstellung erkunden wir ihr Leben und ihre Rolle als Freundin, Modell, Geliebte und Mitarbeiterin.

Whistler exhibition

Oder Sie können die Ausstellung erkunden: James McNeill Whistler (1834-1903), Chefs-d’œuvre de la Frick Collection, New York im Musée d’Orsay, Paris, Frankreich vom 08. Februar – 08. Mai 2022. Diese außergewöhnliche Präsentation vereint 22 Werke, darunter 4 Gemälde, 3 Pastelle und 12 Radierungen aus der Frick Collection sowie 3 Gemälde aus den Sammlungen des Musée d’Orsay.

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In einer Zeit, in der eine Strömung von der nächsten rasch abgelöst wurde, in welcher jede Künstlergruppe erregt die vorhergehende befehdete und der Streit und Wider streit umso allgemeiner wurde, weil die Auseinandersetzungen nicht eigentlich zwischen Persönlich keiten ausgetragen, sondern Prinzipien ausgefochten wurden, weil außerdem nicht nur die Schaffenden selbst, sondern die Zu schauer in den Kampf gingen, ließ Whistler seine Kunst erblühen, die weit über jedem Kampf steht, ja die nicht einmal irgendeinen Streit herausfordert.

Denn selbst die berühmte Nocturne in Schwarz und Gold, die fallende Rakete, welche Ruskin zu jener flegelhaften Kritik veranlasste, hat ihn ja nicht als Kunstwerk, sondern als Kaufobjekt so sehr in Aufregung versetzt. Er ärgerte sich nur darüber, dass jemand für ein kleines Bild, an dem nicht einmal die Schweißspuren ıder redlichen Arbeit„ glänzten, zweihundert Guineen verlangen konnte. Selbst hier war es also nicht eine sensationelle Auffassung der Kunst, sondern eine sensationelle Auffassung des Markt wertes, die Whistler geliefert hat.

Symphonie in Weiß, Nr. 2: Das kleine weiße Mädchen, 1864, Whistler
Symphonie in Weiß, Nr. 2: Das kleine weiße Mädchen, 1864. Öl auf Leinwand, 76,5 x 51,1 cm. Tate Britain, London.

Seine Kunst wusste nie etwas von den Sensationen des Tages, von der orientalischen und der sogenannten naturalistischen religiösen Malerei, von dem Impressionismus und der Armeleutmalerei, von dem Freilicht und dem Pointillismus, von den mancherlei anderen geräuschvollen Losungen der verstrichenen vierzig Jahre, die Tausenden und Abertausenden den Kopf verdreht haben. Sie lebte in der Ruhe eines Feingefühls, das sie von vornherein dem Interesse der großen Menge entzog.

Wäre Whistler als Mensch ein zurückhaltender Charakter gewesen, seine Kunst allein hätte seinem Na men nie zu Ruhm verholfen. Wenigen Vor nehmen und Gleichgesinnten wäre sie aufgegangen und diese hätten sie der Menge wohl bis zur ehrfurchtsvollen Scheu, aber nicht bis zum liebevollen Verständnis nahebringen können. Denn sie gipfelt in Werken wie etwa denjenigen, die Geoffroy und Duret so schön be schrieben haben.

Die Frau sitzt in einem strengen Zimmer, an dessen Wand sich das letzte Licht der Dämmerung hinschleicht. Sie verharrt im Profil, unbeweglich und in Nachdenken versunken, in einer jener langen Ruhepausen des Alters, jener Ruhepausen, die äußerlich so friedlich erscheinen, die aber innerlich wohl von dem ganzen Leben, das durchlaufen wurde, be wegt sind.

Es gibt viel Düsteres, es gibt viel Schwarzes an dieser sanften Frau und um sie herum. Der beblümte Vorhang, der Sessel, der Rahmen an der Wand, ein andrer Rahmen, von dem man nur den Rand ein wenig sieht, die Bodenleiste, das Schuhwerk an den auf einem Bänk chen zusammengestellten Füßen, das weitfaltige Ge wand, alles das ist schwarz; schwarz wie das Leid, schwarz wie der Schmuck des Katafalks, schwarz wie der Trauerrand.

Die Küste der Bretagne, 1861, Whistler
Die Küste der Bretagne, 1861. Öl auf Leinwand, 87,3 x 115,8 cm. Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford (Connecticut).

Aber das Leben hat sich mitten in diesen Grabes schmuck geflüchtet, das Leben eines warmen Herzens und eines abgeklärten Gemüts. Die zierlichen Hände, halb in den Manschetten verloren, sind im Schoß über ein Spitzentaschentuch zusammengelegt, das schmale Antlitz, fein, sinnend, ist auf den Boden gesenkt, wäh rend die Augen sich hinauf nach unsichtbaren und doch so lebendigen Gesichtern wenden.

Diese Hände und dies Gesicht zeichnet die weichste Wirklichkeit, die seidig ste, beseelteste Fleischfarbe aus, das je ein Künstler zu bannen vermocht hat – ein Künstler, erfüllt von zärtlicher Ehrfurcht vor dem Greisenalter, das sich aus seiner Jugend die Anmut erhalten hat, jene berauschende Erinnerung an die Schönheit.

Jene Anmut, jene Schönheit, jene Jugend sind zu gegen. Sie huschen überall umher und verklären hier die Krümmungen des eingezogenen Mundes, dort die Innerlichkeit des Blicks, da die rote Rose, die noch immer auf den schmächtigen Wangen blüht.

Diese Rose ist es, mehr noch als das rötlich-sil berne Licht, die das Zimmer erfüllt; diese Rose ist es, die jene Wände, jene Behänge, jene Kleidung, in denen sich so viel Schatten anhäuft, erhellt. ,Seitdem es Maler gibt’, schrieb d’Aurevilly so feinsinnig, ,ist es nicht stets auf einer schwarzen Farbgebung, dass sie das Rosa am zartesten verreiben?’

Dämmerung in Fleischfarbe und Grün: Valparaiso, 1866, Whistler
Dämmerung in Fleischfarbe und Grün: Valparaiso, 1866. Öl auf Leinwand, 58,6 x 75,9 cm. Tate Gallery, London.

Und er sagte auch: ,Die Liebe, die Schönheit, die erste Trun kenheit der Jugend, alles das ist so herrlich, wenn es nicht mehr besteht, alles das dämmert so glorreich gol den in uns, wenn das Schwarz der Nacht sich über un sere Häupter zu senken beginnt.’

Eine solche ist die wundervolle Bedeutung dieses Gemäldes, von dem eine Kunst der Schlichtheit aus strahlt, eine Kunst großer Linien, nur mit derjenigen der allergrößten Meister vergleichbar und von einer ganz persönlichen, neuen Bedeutsamkeit. Bewunde – rungswürdiges, harmonisches Werk, ernstes und tiefes Bild, in dem der Genius des Nordens aus dem Halbdunkel mit unvergleichlichem Stolz und unendlicher Süße hervorstrahlt. Zugleich mit dem Bildnis der Mutterschaft, so wie es nur der zum großen Künstler gewordene Sohn, den diese Frau gebar, schaffen konnte, stellt es auch das hohe Lied dar, zum Lob der Frau gesungen!

Arrangement in Grau und Schwarz Nr. 1, oder Porträt der Mutter des Künstlers, 1871, Whistler
Arrangement in Grau und Schwarz Nr. 1, oder Porträt der Mutter des Künstlers, 1871. Öl auf Leinwand, 144,3 x 162,5 cm. Musée d’Orsay, Paris.

Es ist am Ende gar zu naheliegend, ein junges, holdes Geschöpf mitten in der Entfaltung und dem Erblühen zu nehmen und es, auf eine Lein wand geworfen, der allgemeinen Bewunderung darzu bieten. Whistler hat bewiesen, dass es ihm ebenso leicht ist, es zu nehmen, wenn seine Gestalt, schmieg sam und beweglich, sich in der Haltung leise gehen zu lassen beginnt, wenn das Haar silbern zu erbleichen an fängt und das zarte Rot der Wangen, immer noch anmutig, doch schon wehmutsvoll, der Auflösung des Leibes und der Weltenflucht der Gedanken im Alter den Abschiedsschmuck weiht…

Annabel Lee, 1885-1887, Whistler
Annabel Lee, 1885-1887. Kreide und Pastell auf braunem Papier, 32,3 x 18 cm. Freer Gallery of Art, Smithsonian Institution, Washington, D.C.

Drei der berühmten Gemälde von James McNeill Whistler:

Harmonie in Grau und Grün: Miss Cicely Alexander, 1872-1874
Harmonie in Grau und Grün: Miss Cicely Alexander, 1872-1874. Öl auf Leinwand, 190,2 x 97,8 cm. Tate Gallery, London.
Nocturne: Blau und Gold – Die alte Battersea Bridge, um 1872-1875
Nocturne: Blau und Gold – Die alte Battersea Bridge, um 1872-1875. Öl auf Leinwand, 68,3 x 51,2 cm. Tate Britain, London.
Arrangement in Pink, Rot und Purpur, um 1885
Arrangement in Pink, Rot und Purpur, um 1885. Öl auf Tafel, 30,5 x 22,9 cm. Cincinnati Art Museum, Cincinnati (Ohio).

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