
Utamaro – Bilder der die schwebenden Welt
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Utamaro (ISBN: 9781783106646) von Edmond de Goncourt, herausgegeben von Parkstone International.
Entdecken Sie die Kunst von Utamaro in Teil 1.
Utamaros umfassendes und vielfältiges Werk schreibt sich in die japanische Tradition ein, die er jedoch auf sehr persönliche Weise interpretiert hat. Sein Werk umfasst Malereien in unterschiedlichen Formen [Drucke in unterschiedlicher Zahl und Größe, Kakemonos, Makimonos, Surimonos und einige Gemälde], aber auch Illustrationen von Alben oder Büchern, sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Farbe, zu denen auch die Illustrationen der berühmten Shungas zählen, gehören dazu. Diese Werke sind im Wesentlichen die nach traditioneller japanischer Technik hergestellten Drucke oder, seltener jedoch, Gemälde.

Die japanische Malerei existiert traditioneller Weise in drei großen Formen: als Kakemono oder Makimono, als Fächer oder als Zeichnung für den Druck, die aussieht wie die Zeichnung für den Holzschneider, die der Meister als Vorlage für den Holzschnitt anfertigt. Die Zeichnung selbst ist stets mit Tusche ausgeführt. Der Meister probiert seine Farbgebung immer nur auf einigen für ihn selbst und seine Freunde bestimmten, als Schwarzdruck abgezogenen Blättern aus. Es existieren noch einige Exemplare von Fächern, die der Meister verziert hat, darunter jener sehr kunstvolle Fächer, der eine Japanerin in Ganzfigur darstellt, dessen Durchführung Flüchtigkeit, aber ebenso sehr Anmut und großes Geschick verrät, ein Fächer, der als Kakemono gedient haben soll. Hingegen existieren keine der Zeichnungen mehr, die Utamaro für die Ausführung des Holzschnitts anfertigte.
Es sind vor allem die Drucke, die Kakemonos und die Surimonos, die vom Werk des Meisters zeugen. Die Kakemonos sind großformatige Werke, die an die Wand gehängt werden. Die Makimonos hingegen sind Werke von kleinem Format, die dafür bestimmt sind, in die Hand genommen zu werden. Die Surimonos schließlich sind die luxuriösen Ausführungen des Holzschnitts. Alle diese Werke werden durch eine komplexe Technik hergestellt, die, im Laufe der Entwicklung des japanischen Holzschnitts immer wieder verbessert und verfeinert, von den Ukiyo-e-Künstlern, in deren Arbeiten Schönheit und Raffinesse des Holzschnitts ihren Höhepunkt erreichten, auf brillante Weise angewendet wurde.

Ab Mitte des achtzehnten Jahrhunderts ermöglichte es die technische Entwicklung, farbige Abzüge herzustellen. Die Drucktechnik des Ukiyo-e ist, wie es Professor Fenollosa formuliert, „… die Vereinigung zweier Oberflächen, die auf wundervolle Weise übereinander gelegt werden, die körnig-raue Oberfläche des Druckstocks aus Maulbeerholz und das Geflecht des Papiers, das von kleinen, pulsierenden Pflanzenfasern durchzogen ist. Auf ersterer wird die Farbe in nahezu trockenem Zustand aufgetragen, auf die zweite wird sie mit einer solchen Zartheit übertragen, dass nur eine hauchdünne Farbspur auf den Spitzen der Fasern zurückbleibt. Und aus den Zwischenräumen zwischen den von Farbe gesättigten Härchen scheint das Wesen des Papiers von ganzem Herzen leuchtend hervor, verleiht den Pigmenten einen köstlichen, goldenen Glanz und bildet auf diese Weise eine zweidimensionale, durch Schwingungen bewegte Oberfläche.“
Vom technischen Gesichtspunkt her betrachtet, erfordert der Prozess des Holzschneidens, der wie eine einfache Kunst erscheint, in Wirklichkeit aber ausgesprochenes Talent. Die Fertigungsschritte eines Farbdrucks, die Zeichnung, das Schneiden, der Druck und die Veröffentlichung werden von verschiedenen Personen durchgeführt, von denen jede hochspezialisiert ist. Die Holzschnitte sind das Ergebnis dreier miteinander kombinierter Elemente: Das auf wundervolle Art geschöpfte Papier auf Basis der Maulbeerbaum-Rinde (Kozo), die in Reiswasser und einem gelatineartigen, aus der Wurzel von Hortensie und Hibiskus gekochten Sud aufgelöst wird; die Farbpigmente, deren geheime Zusammensetzung keinem einzigen modernen Künstler bekannt ist (daher können die ersten Drucke, Tan-e und Beni-e (von Hand kolorierter Druck), nicht mehr reproduziert werden) und schließlich das Auftragen der magischen Farben des Orients durch die Holzschneidemeister, in deren Händen sich die Geheimnisse vergangener Jahrhunderte verbergen.

Die einzelnen Fertigungsschritte sind: der Künstler fertigt mit Tusche eine Vorzeichnung auf Reispapier an. Danach klebt er die Zeichnung auf einen Holzblock und schneidet die Stellen, an denen das Papier weiß geblieben ist, mit einem Messer oder mit kleinen Meißeln aus, wodurch die Zeichnung als seitenverkehrtes Relief auf dem Holzblock zurückbleibt; die Originalzeichnung wird bei diesem Vorgang jedoch vernichtet. Nachdem er den geschnittenen Holzblock in Farbe getränkt hat, legt er ein Stück feuchtes Papier darauf und reibt die Rückseite des Papiers so lange mit einem flachen Gummi ab, bis der Druck gleichmäßig auf das Papier übertragen ist.
Gelegentlich konnte es sich bei dem Papier um mit Blinddruck versehenes Papier (Karazuri) oder um mit Reispulver vermischtes Papier (Hosho) handeln, das das Weiß noch leuchtender machte. Das verwendete Holz war zumeist das Holz des Kirschbaums. Auf diese Weise stellte man Kopien her, die dem Original nahezu exakt entsprachen. Die Standardformate eines Ukiyo-e waren Hosoban, Oban, Chûtanzaku oder Chûban, aber man findet Ukiyo-e-Drucke auch in anderen Formaten.

Die Farbholzschnitte von Utamaro sind, wie Edmond de Goncourt schrieb, „Wunder der Kunst“, bei denen er die Drucke zu einem Grad der Perfektion führte, die absolut und endgültig ist. Der Einfluss, den Utamaro, Hiroshige und andere Meister des Ukiyo-e ausübten, revolutionierte in der ganzen Welt der Kunst das Gefühl für die Farben. Utamaros scharfe Beobachtungsgabe und seine meisterhafte Technik treten vor allem in seinen zauberhaften Frauenstudien zu Tage. Er war der erste japanische Künstler, der sich von der traditionellen Darstellung des Gesichts abwendete.
Der akademische Stil schrieb vor, dass die Nase durch einen leicht gebogenen, kalligraphischen Strich angedeutet wurde, die Augen durch einfache Schlitze und der Mund durch ein gekrümmtes Blütenblatt. Utamaro mischte dieser so wenig menschlichen Konvention eine schalkhafte Anmut bei, ein geistiges Verstehen. Er bewahrte zwar die üblichen Linien, näherte sie aber den menschlichen Zügen an. Nicht ein einziges anatomisches Detail, nicht eine anmutige Linie, nicht eine reizende Kontur dieser liegenden oder stehenden Japanerinnen entgingen seinem Blick. Die Frauenbildnisse wurden zu wahren Individuen, er war ein Idealist, der „… aus einer Kurtisane eine Göttin machte…“
Die ausgestellten Kunstwerke von Utamaro:



Wort | Erläuterung |
Kakemono | wörtlich „hängende Sache“ oder „Sache, die man aufhängt“ (von kake: gehangen und mono: Sache), vertikal aufgehangene Rolle, unten mit einem Gewicht. |
Makimono | horizontale Dekoration in Rollform, die Bilder oder Kalligraphien in den Vordergrund stellt. |
Surimono | Luxusdruck, bestellt von einer Privatperson. |
Shunga | wörtlich „Frühlingsbild“, erotischer Druck. |
Ukiyo-e | wörtlich „Bild der fließenden Welt“ (von Uki: jenes, welches oben schwimmt; yo: Welt, Leben, Gegenwart, e: Bild, Druck). |
Karazuri | wörtlich „trockener Druck“, Technik des Reliefdrucks ohne Tinte, die erlaubt, weiß auf weiß Prägemotive zu gewinnen. |
Hosho | mit Hilfe von Reispuder undurchsichtig gemachter Papiertyp. |
Hosoban | Schmaldruck, ungefähr 33 x 15 cm. |
Öban | „großer Druck“, dessen Ausmaße von 36 x 25 cm bis 39 x 27 cm gehen können. |
Chütanzaku | Druck großen Formats, ungefähr 39 x 12 cm. |
Chüban | Druck mittleren Formats, ungefähr 26 x 19 cm. |
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