
Verziert Objekte: Wo die Kreativität keine Grenzen kennt
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem 1000 Meisterwerke der Angewandten Kunst (ISBN: 9781783109555), von Victoria Charles und unter Mitwirkung von Eugénie Vaysse, herausgegeben von Parkstone International.
Im 14. und am Anfang des 15. Jahrhunderts wurden vor allem die die Bänke, Möbel und Sitzgelegenheiten bedeckenden edlen Stoffe und Teppiche mit elegantem Luxus versehen. Die fließenden Stoffüberwürfe auf den Betten waren Teil dieses im Laufe der Kreuzzüge entstandenen Geschmacks, der zunächst durch den Anblick der prächtigen orientalischen Stoffe inspiriert wurde. Dennoch entwickelte sich auch die Skulptur weiter, und sogar die italienischen Holzarbeiten begannen, orientalische Elemente aufzuzeigen. Zu dieser Zeit expandierte auch die gotische Architektur mit ihren Möbeln.
In den gotischen Kreuzgängen fielen die mit feinen, nadelförmigen Stützen, Blättern und Blüten bekrönten Möbel auf, in den Nischen standen elegante Figuren und die Altarbilder, Reliefplatten und religiöse Triptychen von komplizierter Verarbeitung übertrafen sich gegenseitig an Perfektion. Dementsprechend war kein Bereich dieser Möbelstücke abgedeckt, sodass die genialen Darstellungen des Künstlers leicht erkannt werden konnten, es sei denn, eine Abdeckung war absolut notwendig gewesen. Ein großer Teil dieser Möbel diente allein der luxuriösen Ausstattung, während das, was für Reisen bestimmt war, in seiner Form einfach und bescheiden gehalten war, ähnlich wie die für den privaten Wohnraum vorgesehenen Gegenstände.

Im nachfolgenden Text werden zunächst die Renaissancemöbel behandelt. Der Kunsthistoriker H. Havard schrieb dazu in der Zeitschrift Les Styles:
„… Alle Möbel, deren Form nicht nur für den täglichen Gebrauch bestimmt sind, besitzen bestimmte äußere Merkmale von Palastmöbelstücken: Stuhlbeine werden runder und säulenartiger, Schränke, Regale, Vitrinen und Kredenztische sehen aus wie kleine Gebäude, die mit Giebeln gekrönt und mit Gebälk, Nischen, Pilaster und Rosetten verziert sind. Zwar sind die Variationen abhängig von den Künstlern, aber kein Möbelstück entging dieser allgemeinen Modeerscheinung. Überall wurden die Möbelstücke immer breiter, und horizontale Linien gewannen an beispielloser Bedeutung. Es sind die horizontalen Linien, in die das Einzelstück im Sinne und Bedeutung sowohl in Bezug auf seine Struktur und seine Dekoration investiert.“
Durchsucht man die Liste der Identifikationsmerkmale von Renaissancemöbeln weiter, trifft man auf die Begriffe Eleganz und Vornehmheit, die durch ihre Weiterentwicklung eine eigene Persönlichkeit des Stils schaffen. So werden zweiteilige Schränke mit Intarsien verziert, Vitrinen im klassischen Stil gefertigt, Kirchengestühl mit Arabesken versehen, über denen sich eine Reihe von Bildern mit der Darstellung von Sibyllen befinden, und die Säulen in den Gängen der Kirchen werden mit Engeln und Chimären geschmückt. Über den Bildern befinden sich Reliefs, die von Säulen und Friesen umgeben sind. Darüber gibt es ein Gesims, das auf seinen Außenkanten einen Baldachin mit Zinnen und Maßwerk formt. An kleinen, von Säulen getragenen spitzen Arkaden befinden sich schmale Reliefplatten, die in der Mitte durch eine Säule getrennt und mit Perlen und Maßwerk darüber verziert sind. In dessen Mitte wiederum befindet sich ein Maskaron mit einem Rankenornament. Reihen von Karyatiden halten Obst und Blumen, sie sind durch Nischen mit rückseitig angeordneten Figuren getrennt.

Des Weiteren gibt es zweiteilige Schränke mit vier Flügeltüren, die mit Intarsien aus Marmor oder mit reichen Reliefs auf vergoldetem Hintergrund verziert sind. Kommoden sind mit geschnitzten Figuren versehen, die durch Pilaster, auf denen sich an ihrer Spitze kleine Geister und groteske Figuren befinden, und durch klassische Formteile wie Maßwerk, Balustraden, Godronierungen, Eierstab-Muster usw. voneinander getrennt.
Ein im 16. Jahrhundert besonders beliebtes Möbelstück war ein großer Schrank, der aus einer Art rundbekrönter Kommode mit vier Beinen, die mit vielen kleinen Schubladen versehen war, die aber nur dann sichtbar waren, wenn die hinter den großen Holztüren versteckten Schubladen, die dieses Schrankteil fast wie einen Kleiderschrank aussehen ließen, geöffnet waren. Dazu gab es noch Rolltüren und weitere Schließmöglichkeiten. Während in der Gotik die Möbel und ihre Verkleidung aus Holz gearbeitet wurden, bestanden in der Renaissance die Verkleidungen meist aus bearbeitetem oder geprägtem Leder, das entweder aus Flandern oder Spanien bezogen wurde. Selbst die Kamine und Dächer wurden elegant geformt und liebevoll verziert. Dies war typisch für die Renaissance, da die Künstler dieser Zeit immer alles ausschmücken wollten.

Ohne die äußerst originellen Schnitzarbeiten in den verschiedenen Reliefs der französischen Renaissancemöbel (im Gegensatz zu den durch ihre seltsam anmutenden Mosaike aus farbigen Steinen und Kupferfiguren gekennzeichneten italienischen Renaissancemöbeln) wären sie eher eintönig, da sie nur aus einer Holzart hergestellt wurden. Das Angebot an Möbeln blieb begrenzt. Sie waren auch, obwohl sie ansprechend aussahen, nicht besonders komfortabel. So markiert die Renaissance die Blütezeit der Kunsttischlerei, der Werkzeugbereitstellung und der Einbandarbeiten, der Goldund Silberarbeiten sowie der Glasmalerei. Die Emaillierung wurde wie Farbe (Émail de Limoges) verwendet, Keramik von Luca della Robbia (1400-1482) in Italien und Bernard Palissy (um 1510- um 1590) in Frankreich geschaffen, die Fayence- Arbeiten stammten aus Oiron (Frankreich) und die anonymen Meisterwerke aus Urbino (Italien).
Diese Zeit markiert den Höhepunkt der Schmuckarbeiten und Türschlossverzierungen und gilt als die Epoche, in der genähte und gewebte Textilien mit hellen, anmutigen Mustern in weichen, schimmernden Farben angefertigt wurden. Letztendlich war dies die Zeit, in der die Gravuren und Zeichnungen von Androuet du Cerceau (1510-1584) in Mode kamen und sich die charakteristischsten dekorativen Motive auf Gebäuden und Möbelstücken verbreiteten. Was insbesondere die Schmuckstücke betraf, wurde ein hoher dekorativer Wert angestrebt, anders gesagt: Nicht mehr allein die edlen Materialien waren das oberste Gebot bei der Schmuckherstellung.

Die bedeutendsten Bildhauer der Renaissance waren u. a.: Jean Goujon (um 1510-1566; er war auch für die Innengestaltung des Pariser Hôtel de Carnavalet mitverantwortlich und führte die Nutzung von Flachreliefs für die allgemeine Dekoration ein); Ligier Richier (um 1500-1567), dem die berühmte Heilige Grab-Gruppe in Saint-Mihiel zu verdanken ist; Michel Colombe (um 1430- um 1513; Bildhauer des Mausoleums des Herzogs der Bretagne (in der Kathedrale von Nantes)); Germain Pilon (um 1537-1590), der das Grabdenkmal Heinrichs II. (1519-1559) schuf; Jean Juste von Tours (1485-1549; Bildhauer des Grabdenkmals Ludwig XII. (1462-1515)) und Pierre Bontemps (um 1505-1568).
Zu den bekanntesten Goldschmieden jener Zeit gehörten Étienne de Laulne (1549-1583) und der auch als Zinngießer bekannte François Briot (um 1550-1615).
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