
Die Kunst des Krieges – Die berühmtesten Schlachten von Gettysburg bis Kyiv in der Ukraine
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Der Krieg In Der Kunst (ISBN: 9781783106820) von Victoria Charles und Sun Tzu, herausgegeben von Parkstone International.
Krieg. Krieg bleibt immer gleich.
Obwohl die meisten der in diesem Buch vertretenen Schlachten um ihrer Rolle in der Menschheitsgeschichte willen ausgewählt wurden, hing die Auswahl zu einem gewissen Teil auch merklich von der „Leinwand“ ab – sprich, ein Teil der Schlachten wurde eher aufgrund der Tatsache ausgewählt, dass ihre jeweilige künstlerische Darstellung dazu beiträgt, den Zweck kriegsinspirierter Kunst zu verstehen, selbst wenn den dargestellten Schlachten der Großteil jener Merkmale fehlt, die anderen Schlachten Eingang in dieses Buch verschafft haben. Gehen wir davon aus, dass visuelle Kriegskunst eben nicht bloß l’art pour l’art ist, liegt nahe, dass beim Erstellen von Schlachtenbildern stets eine gewisse Absicht verfolgt wurde: ob es sich dabei nun um Glorifizierung, Kritik, bloße Dokumentation oder künstlerische Selbstdarstellung handelt.

Natürlich hat sich die Darstellung des Krieges im Laufe der Jahrhunderte grundlegend verändert, was neben der Entwicklung der Darstellungsmedien – von Wandreliefs über Mosaike über Buchmalerei etc. – auch auf eine sich über die Jahrhunderte wandelnde Wahrnehmung des Krieges zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz war und bleibt der „Propagandawert“ eine der wenigen Konstanten in der Kriegsdarstellung. Seien es die bereits erwähnten Wandreliefs wie z.B. die Darstellung des siegreichen Ramses II. bei der Schlacht von Qadeš und die in Stein gehauenen Kampfszenen auf der Trajanssäule oder das Ölgemälde von Napoleon I. in der Schlacht bei den Pyramiden, der Zweck bleibt derselbe: die Glorifizierung eines Heerführers oder die Zelebrierung militärischer Heldentaten. Dieses Charakteristikum birgt auch ein gewisses Maß an Verfälschung, wofür sich einmal mehr die Schlacht von Qadeš als Beispiel heranziehen lässt: Die einzige überlieferte visuelle Darstellung der Schlacht ist ägyptischen Ursprungs und somit sicherlich nicht unparteiisch. Zudem stellt das Relief Ramses II. als den Eroberer des hethitischen Volkes dar, eine Darstellung, die sich bei genauerer historischer Betrachtung als Halbwahrheit herausstellt. Obwohl die Schlacht insbesondere für die damalige Zeit von gewaltigem Ausmaß war, vermochte sie es nicht, den Konflikt zwischen den beiden Völkern ein für alle Mal beizulegen.

Tatsächlich ist Ramses keinesfalls als der glorreiche Architekt des Untergangs des hethitischen Reiches anzusehen. Es waren vielmehr die ständigen Überfälle nicht näher bestimmbarer Seevölker, die das Reich in solch einem Maße schwächten, dass die Hethiter ihre Macht innerhalb der Region nicht aufrechterhalten konnten.
Im Gegensatz dazu bedurften Napoleons Taten keinerlei Übertreibung. Sein militärisches Genie ist unbestritten und lässt sich anhand seiner Feldzüge durch Europa nur allzu gut beweisen. Gemälde, die seine Heldentaten zum Thema haben, weisen jedoch noch einen weiteren Aspekt auf, der sich durch Jahrhunderte der Kriegskunst zieht. In der Mehrheit der Bilder zu den Koalitionskriegen steht Napoleon im Mittelpunkt der Komposition. Die Art der Darstellung seiner Person lässt sich als ehrfürchtig, ja beinahe liebevoll bezeichnen. Er wird stets ruhig und gelassen porträtiert – als unerschütterlicher Heerführer. Die in denselben Gemälden dargestellten Feindfiguren neigen wiederum dazu, auf die Knie zu fallen, sich auf den Rücken zu werfen und voller Schrecken und Ehrfurcht vor diesem herrlichen und unbezwingbaren Gegner zurückzuweichen. Kurzum, er wird zu einer Art Messias, der Frankreich seinem Schicksal zuführt.

Dadurch wird die Frage aufgeworfen, ob eine durch den Krieg inspirierte Kunst jemals reinen Dokumentationszwecken gedient hat bzw. überhaupt dienen könnte. Da die meisten zeitgenössischen Beschreibungen und Darstellungen von der Siegerseite stammen bzw. in Auftrag gegeben wurden, ist darin sicherlich eine Perspektive enthalten, welche die siegreiche Partei eines Konflikts in einem positiveren Licht präsentiert.
Dann gibt es da noch jene Darstellungen, die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurückliegende Ereignisse zum Gegenstand haben. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass sich Künstler, die Schlachtenszenen aus der Vergangenheit wählen, auf alte Berichte verlassen müssen, liegt fast immer auch ein künstlerischer Grund für das Wiederaufgreifen von Vergangenem vor: So hat sich beispielsweise die Klassik die Idealisierung der Kunst und Geschichte des antiken Griechenlands auf die Fahnen geschrieben, wohingegen sich Maler des russischen Realismus’ für Szenen aus der Landesgeschichte entschieden haben, um eine patriotische Ästhetik zu schaffen, die den Geist und die Errungenschaften des russischen Volkes feiert.
Dieser Umstand mündet in einer gewissen „Romantisierung“ der Ereignisse, die weniger schöne (oder schlichtweg entsetzliche) Details unberücksichtigt lässt und sich lediglich auf die glorreiche Seite des Krieges konzentriert. Man nehme beispielsweise jenes Meisterwerk eines Ilja Repin, das an sich kein echtes Schlachtengemälde ist, sondern eine bekannte Kriegsschar Kosaken zeigt, die sich im Russland des 18. Jahrhunderts äußerster Beliebtheit erfreute: Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief (1880-1891, Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg) zeigt eine fröhliche Bande ukrainischer Kosaken, die um einen Tisch herum versammelt sind und einen humorvollen, vor Obszönitäten wimmelnden Antwortbrief an den Sultan Mehmed IV. verfassen, der ihnen kurz zuvor eine Mahnung hat zukommen lassen.

Die ehrenhaften Krieger sind ein sympathischer Haufen – frei, wild und unzähmbar. Des Weiteren widersetzen sie sich einem Herrscher, der sich die Eroberung des unter ihrem Schutz stehenden Gebiets zu einem festen Vorhaben gemacht hat. Der hier vermittelte Eindruck ist jedoch bei Weitem kein vollständiger. Wenn die Saporoger Kosaken auch in Wahrheit einen unzähmbaren Haufen abgaben, so neigten sie bei ihren Überfällen doch auch zu Vergewaltigung und Plünderei. Obwohl diese Art des Übergriffs für ein Heer von Raubzüglern zur damaligen Zeit keineswegs ungewöhnlich war, stimmt sie dennoch nicht mit dem Eindruck überein, der in dem Gemälde erzeugt werden sollte. Es soll hier nicht darum gehen, die Idealisierung oder Verklärung in Kriegsbildern zu verurteilen, sondern lediglich darum, aufzuzeigen, dass die künstlerische Verarbeitung des Krieges nicht notwendigerweise den Anspruch einschließt, Ereignisse so exakt oder so getreu wie möglich wiederzugeben – ein Umstand, der im Übrigen für Kunst im Allgemeinen gilt: So sehr die Kunst im Allgemeinen höchst individuell und subjektiv ist, wenn es um die Wahl eines Motivs und dessen Ausführung geht, so sehr – oder vielleicht umso mehr – trifft dies auf den Krieg in der Kunst zu. Wir können damit schließen, dass der dokumentarische Aspekt der Kriegskunst eine jüngere Entwicklung ist, auf die in dem Abschnitt „Die Künstler des Krieges“ noch näher eingegangen werden wird…

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