Das Jüngste Gericht, um 1450
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Tod und Jenseits in der Kunst – Auf der Suche nach dem Ausdruck des Unendlichen

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Tod und Jenseits in der Kunst (ISBN: 9781783106813), von Victoria Charles herausgegeben von Parkstone International.

Lesen Sie Teil 1 dieses Buches, um mehr über Christus zu erfahren.

Die Hauptkomponenten der Lehre vom Jenseits zu Zeiten der Kirchenväter (um 80-754 n. Chr.) werden im Allgemeinen als ‚orthodoxe‘ Lehre bezeichnet. Man glaubte daran, dass Jesus hinsichtlich des Jenseits eine reine moralische Lehre lehrte, eine Lehre, die frei war von mechanischen, priesterlichen oder willkürlichen Merkmalen. Mit voller Autorität, mit experimentellem Wissen und mit inspirierter Erkenntnis zog er Schlüsse, die mit der menschlichen Hoffnung, dass die Seele im Reich des göttlichen Vaters Unsterblichkeit erwartete, einherging (dies hing natürlich von den ethischen und geistigen Zuständen ab).

Tizian, Adam und Eva, um 1550, Christi
Tizian (Tiziano Vecellio), Adam und Eva, um 1550. Öl auf Leinwand, 240 x 186 cm. Museo Nacional del Prado, Madrid.

Dieser von Jesus verkündeten einfachen und erhabenen, rationalen und zufriedenstellenden Lehre fügten die Apostel verschiedene Vorstellungen hinzu, wie zum Beispiel das Hinabsteigen Christi in die Gefangenenwelt der Toten, seine zweite Ankunft, die körperliche Auferstehung, das universelle Jüngste Gericht und andere damit verbundene Auffassungen. Dieses besondere theologische Werk der Apostel konzentrierte sich auf das Leben Christi und verknüpfte damit gleichfalls die jüdische Lehre der Pharisäer.

Das theologische Werk der Väter war in Anbetracht der Lehre der Apostel zweigleisig: Einerseits waren sie unzufrieden mit der raschen zweiten Ankunft Christi und entschieden, den dazwischenliegenden Zustand der Toten auszubauen. Andererseits riet man ihnen als Ergebnis der dadurch entfachten langen und stürmischen Diskussionen, ihre Theologie zu systematisieren, ihre Begriffe festzulegen, ihre Lehren zu erklären und zu verteidigen, sie miteinander zu vergleichen und sie sowohl mit Ethik, Vernunft und Geschichte als auch mit der Schrift und Überlieferung in Einklang zu bringen. Beim Definieren und Systematisieren verfestigten sich bisher lockere Ideen zu strengen Dogmen, der freie Gedanke wurde durch die Autorität gefesselt. Dieses System maßte sich den Titel ‚orthodox‘ an und verfluchte alle, die ihm widersprachen. Es entwickelte sich daraus schließlich das Grundkonzept der patristischen Eschatologie. Um dieses Glaubensmodell zu verstehen und darzustellen, gibt es drei entscheidende Hilfsmittel.

Théodore Géricault, Das Floß der Medusa, 1819, Christi
Théodore Géricault, Das Floß der Medusa, 1819. Öl auf Leinwand, 491 x 716 cm. Musée du Louvre, Paris.

Als erstes untersuchen wir die Symbole oder Glaubensbekenntnisse, die von den führenden Theologen oder Konzilen zu jener Zeit hervorgebracht und als Autoritäten in vielen Kirchen öffentlich verkündet wurden. Glaubensbekenntnisse, die fälschlicherweise als apostolisch betrachtet wurden und noch vom Ende des dritten Jahrhunderts stammten: den Arianismus und die Bekenntnisse von Kyrill und Nicäa, das fälschlicherweise als athanasisches Glaubensbekenntnis betrachtet wurde.

Zweitens besitzen wir die wegweisenden Beobachtungen aus den Abhandlungen der Bischöfe Irenäus von Lyon (um 135-202 n.Chr.), Epiphanius von Salamis (um 315-403 n.Chr.) und Augustinus von Hippo (354-430 n.Chr.) sowie des Schriftstellers Tertullian (um 150-um 230 n.Chr.) und anderen hinsichtlich der in den Kirchen aufgekommenen Häresie. Es sind Abhandlungen, die es uns durch Vergleiche und Ausführungen leicht machen, daraus zu schließen, was als orthodox und was als häretisch betrachtet wurde.

Andrea Mantegna, Hl. Sebastian, um 1470-1475, Christi
Andrea Mantegna, Hl. Sebastian, um 1470-1475. Tempera auf Holz, 68 x 30 cm. Kunsthistorisches Museum, Wien.

Drittens werden wir mit ausreichenden Quellen in den noch vorhandenen theologischen Dissertationen und historischen Dokumenten der wichtigsten kirchlichen Autoren der Zeit versorgt, eine Reihe bekannter Namen, die von Theophilus von Antiochia (bis um 183 n.Chr.) bis zum Patriarchen Photios I. von Byzanz (um 820-891) und vom Bischof Cyprian von Karthago (um 200/210-258 n.Chr.) bis hin zum Erzbischof Rabanus Maurus von Mainz (um 780-856 n.Chr.) reichen.

Dabei wird angenommen, dass jede angesehene Person, die diese Informationsquellen im dargestellten und anspruchsvollen Licht des ausreichenden Wissens über die vorherigen und nachfolgenden verwandten Ansichten bewältigt, im folgenden Abschnitt eine deutliche Darstellung der Lehre vom Jenseits der orthodoxen Väter der christlichen Kirche in der Zeit zwischen dem ersten und zehnten Jahrhundert findet. Bevor nun begonnen wird, das verbreitete patristische Modell auszuführen, sind hinsichtlich der herausragenden Merkmale der Theologie des Gelehrten und Theologen Origenes (um 185-253/254 n.Chr.) sowie der rivalisierenden Modelle von Augustinus und Pelagius einige einleitende Bemerkungen notwendig.

Marc Chagall, Die weiße Kreuzigung, 1938, Christi
Marc Chagall, Die weiße Kreuzigung, 1938. Öl auf Leinwand, 154,3 x 139,7 cm. The Art Institute of Chicago, Chicago.

Origenes war ein Mann, der unermesslich viel lernte und leidenschaftlich an der Philosophie interessiert war; er verband und veränderte verschiedene östliche und platonische Gedanken mit seiner Theologie und glaubte, dass in der Vergangenheit bereits unzählige untergegangene Welten existiert hatten und dass zukünftige Welten ebenfalls in dieses Muster fielen. Er vermutete auch, dass alle Seelen, ob die von Engeln, Menschen oder Teufeln, gleichwertig und zur Bestrafung für die in einem vorherigen Leben begangenen Sünden im Körper gefangen seien.

Der graduelle Ab- und Aufstieg der Seelen wurde bildlich durch die Jakobsleiter dargestellt; alle Belohnungen und Bestrafungen richteten sich nach dem Verdienst oder der Schwere der Sünde ohne die Möglichkeit des Scheiterns; jedes Leiden, sogar das in der untersten Hölle, ist wohltätig und rehabilitierend. Damit kommen sogar die bösesten Geister, Satan eingeschlossen, nach einer gewissen Zeit in den Himmel; die Wechselfolge vom Fall und der Wiederherstellung bis zur Übersättigung des himmlischen Glücks wird entweder so weitergeführt oder die vorherrschende Macht der Versuchung führt den freien Willen in die Sünde.

Illustration aus Dantes Göttlicher Komödie: Charon und der Totenfluss Acheron (Hölle Gesang III), 1857/ Druck 1890
Gustave Doré, Illustration aus Dantes Göttlicher Komödie: Charon und der Totenfluss Acheron (Hölle Gesang III), 1857/ Druck 1890. Stich. Bibliothèque des Arts décoratifs, Paris.

Origines erklärte, dass es unmöglich sei, das Phänomen und die Erfahrung des menschlichen Lebens zu erklären oder die Wege Gottes zu rechtfertigen, außer, wenn man sich eingestand, dass die Seele in einem vorexistenziellen Zustand gesündigt hatte. Er verschmähte die Vorstellung der stellvertretenden Abbitte und vertrat die Ansicht, dass die Leiden Christi dieselbe Wirkung hatten wie der Tod jedes unschuldigen Menschen – nur dass sie bekannter waren. Origines sieht die Mission Christi als Mittel, um die Wege aufzuzeigen, mit denen Gott vergibt und die Menschheit von der Sünde, der Hölle und der Verbannung freispricht, zusätzlich zur Darstellung der Macht der Erlösung…

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