Der Ursprung der Welt
Art,  Deutsch,  Erotic

Kunst oder Skandal? Das provokative Vermächtnis von Courbets Der Ursprung der Welt

Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem Der Ursprung der Welt (ISBN: 9781783101726) von Jp. A. Calosse und Hans-Jürgen Döpp, herausgegeben von Parkstone International.

Nancy Friday berichtet in ihrem Buch über Die sexuellen Phantasien der Frauen (1973) von einer erstaunlichen Vielfalt der Begleitfantasien, die zur Steigerung sexueller Erregung beitragen. Dabei verwahrt sie sich gegen die Unterstellung, dass sexuelle Fantasien sich nur auf reale Frustrationen zurückführen ließen:

“Einige der glücklichsten, sexuell befriedigten Frauen haben dennoch Phantasien und sind gerade deshalb um so befriedigendere Partnerinnen auf sexuellem Gebiet […] Sex an sich – nicht nur der Mangel daran – kann Phantasien anregen. Für manche Frauen besteht sogar eine Art Kettenreaktion zwischen der sexuellen Wirklichkeit und der Phantasie, da die eine die andere nährt und stimuliert.„

Odaliske mit Sklave, 1842, Sexuelle
Odaliske mit Sklave, Jean-Auguste-Dominique Ingres und Paul Flandrin, 1842. Öl auf Leinwand, 76 x 105 cm. The Walters Art Museum, Baltimore.

Diese Fantasien können selbst die trivialsten Alltagsgegenstände mit einem sexuellen “Mehrwert„ ausstatten. Als Hilfsmittel beim Masturbieren erweisen sich nicht nur Dildos, sondern auch, so Nancy Friday, Gurken, Staubsaugerschläuche, elektrische Zahnbürsten, silberne Haarbürstengriffe und, schlicht, fließendes Wasser als hilfreich. Ebenso erregend wirke die Vorstellung der Anonymität der Sexualpartner.

Wie sehr Gewaltfantasien die sexuelle Erregung anheizen können, legt überzeugend Isabelle Azoulay in ihrer Studie Phantastische Abgründe. Die Gewalt in der sexuellen Phantasie von Frauen (1996) dar. Lust und Schmerz können zu einem Amalgam verschmelzen, das die Intensität des Begehrens steigert. Muss man dabei nochmals betonen, dass Fantasie nichts mit realer Gewalt zu tun hat?

Nr. 563, um 1870, Sexuelle
Nr. 563, Gaudenzio Marconi, um 1870. Albumen-Druck, 21,8 x 16 cm.

In all diesen Fantasien finden Momente lebensgeschichtlicher Szenarien ihren Niederschlag. Jede Koitusbeschreibung erzählt eine andere Geschichte, und jede hat ihre eigne Dynamik und Bedeutung. Jede Frau, wie auch jeder Mann, erlebt den Koitus im Kontext ganz persönlicher Probleme und Erwartungen. Zentralperspektivischer Flucht- und Gipfelpunkt der sich steigernden Erregung aber ist der Orgasmus. Alle vorhergehenden Fantasieszenarien verblassen in diesem “paradiesischen Augenblick„. Was durch noch so unterschiedliche Techniken und Fantasien bisher zum einzigartigen starken Aufbau von Spannungen und Erregungen beitrug, kollabiert in diesem Moment in einer “kleinen Epilepsie.„

Zwar kann der Koitus als Gelegenheit erfahren werden, Intimität und harmonische Verbindung mit dem Partner zu fühlen, die häufig als beruhigend und angstmindernd beschrieben wird, für viele aber ist er vor allem der Weg, über die Orgasmuserfahrung eine Ekstase zu erleben, die einem “Tripp„ gleicht. Diese geht einher mit der ungewohnten Empfindung eines momentanen Bewusstseins- und Identitätsverlustes, einem Augenblick, der auch als religiöse beziehungsweise mystische Erfahrung erlebt werden kann.

Aïta tamari vahine Judith te parari, 1893-1894, Sexuelle
Aïta tamari vahine Judith te parari (Annah die Javaneri), Paul Gauguin, 1893-1894. Öl auf Leinwand, 116 x 81 cm. Privatsammlung.

Die Unzulänglichkeit der Sprache, die immer doch vom Bewusstsein getragen ist, lässt uns auf literarische Äußerungen zurückgreifen, die diesen Augenblick zu erfassen versuchen. So finden wir eine schöne Stelle von Sappho aus Lesbos (ca. 630-612 bis 570 vor Chr.):

Ich liebe ein schönes Mädchen, es ahnt nichts davon

und es drängt mich, ihr zu sagen, was ich fühle,

doch sobald ich sie erblickt habe und sie, ihr Angesicht

schauend, anreden will,

da befinde ich mich auf einmal in meinen Sinnen in einer

Anspannung, ohne dass ich es will,

ein wildes Feuer ist unter meiner Haut entfacht,

mit den Augen sehe ich nichts mehr, es dröhnen die Ohren,

durch Herz und Glieder stürmt in rasender Eile

ein Pochen,

ganz schnell und heftig geht mir der Atem, und ich sinke zu

Boden, da ich in meinem Rasen das Bewusstsein

verloren habe.

Junge Pariserin, um 1900, Sexuelle
Junge Pariserin, um 1900. Fotografie.

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