
Der Teufel hält die Fäden, die uns bewegen!
Der untenstehende Text ist ein Auszug aus dem SATAN, BEELZEBUB, LUZIFER – Der Teufel in der Kunst (ISBN: 9781783106684), von Arturo Graf, herausgegeben von Parkstone International.
Die Erforschung Satans und… Der Teufel in der Kunst mehr.
NUR mit größten Schwierigkeiten, wenn überhaupt, gelingt es den Menschen, sich eine Vorstellung von einem nicht-körperlichen Wesen zu machen, das grundlegend anders ist als das, was ihre Sinne erfassen können. Für sie bedeutet das Körperlose gewöhnlich eine abgeschwächte Form, eine Verdünnung des Körperhaften, ein Stadium minimaler Dichte, vergleichbar dem der Luft oder der Flamme, wenn auch von geringerem Wert. Für alle unzivilisierten Menschen und für die überwiegende Mehrheit derjenigen, die sich zivilisiert nennen, ist die Seele ein Hauch oder ein leichter Nebel, den man sich wie eine Art Schatten vorstellen kann.
Die Götter aller Mythologien sind mehr oder weniger körperlich. Die der griechischen Mythologie ernähren sich von Nektar und Ambrosia, und für den Fall, dass sie sich in die Raufereien der Sterblichen einmischen (wie sie es mitunter zu tun pflegen), laufen sie Gefahr, eine gehörige Tracht Prügel zu beziehen. Es sollte also nicht verwundern, dass die pneumatologischen Lehren der Christen und Juden den Engeln und den Dämonen im Allgemeinen Körper zuweisen.

Im Allgemeinen können wir davon ausgehen, dass die Körper der Dämonen in der Regel eine menschliche Gestalt hatten. Das sollte uns auch nicht verwundern, da der Mensch, der sich die Götter nach seinem Bilde schuf, auch die Engel und die Teufel nach seinem Bilde schuf. Wenn wir von einer menschlichen Gestalt sprechen, ist damit jedoch nicht gemeint, dass die Form in jeglicher Hinsicht unserer eigenen gleicht. Als Folge seiner Sünde und seines Sturzes mussten Satan („… die Kreatur, die einst so schön war“, wie Dante Alighieri ihn nennt) und mit ihm die anderen Aufrührer zusehen, wie ihre Körper nicht nur dichter und gröber wurden, sondern auch, wie sich die unübertreffliche Schönheit, mit der Gott sie zunächst ausgestattet hatte, in eine schmähliche Hässlichkeit verwandelte. Die Physiognomie der Teufel ist also eine menschliche, aber entstellt und scheußlich; hier vermischt sich das Tierische mit dem Menschlichen, nicht selten überwiegt es. Wollten wir den Dämonen (mit Zustimmung der Zoologen) aufgrund dieser Gestalt einen Platz im zoologischen System zuweisen, müssten wir den überwiegenden Teil von ihnen in eine entsprechende Familie der Menschenähnlichen einordnen.

Eine übermäßige Hässlichkeit, manchmal schrecklich und Furcht einflößend, manchmal schimpflich und lächerlich, war also die deutlichste und hervorstechendste der, ich möchte sagen, physischen Merkmale des Teufels. Und das nicht ohne Grund, denn selbst wenn es nicht stimmte, dass das Schöne, wie der griechische Philosoph Platon (427 v. Chr. bis 348/347 v. Chr.) lehrte, die Herrlichkeit des Guten ist, ist es doch sehr wohl wahr, dass die Menschen durch irgendeinen Instinkt, dessen Ursprung wir hier nicht ergründen wollen, Schönheit mit Güte und Bosheit mit Hässlichkeit assoziieren.
Satan übermäßig viel Hässlichkeit angedeihen zu lassen, wurde als verdienstvolles, der Seele zugute kommendes Werk betrachtet, durch das ein legitimes Ventil für den Hass auf einen Feind gefunden wurde, den man nie genug fürchten konnte. Verfasser von Legenden, Maler und Bildhauer gaben bei der Darstellung des Satans ihr Bestes und all ihre Erfindungsgabe; und sie stellten ihn so gut, oder um es korrekt auszudrücken, so schlecht dar, dass Satan selbst sich über ihre Mühe geärgert haben muss – wobei es unwahrscheinlich ist, dass er besonders großen Wert auf seine eigene Schönheit gelegt hat.

Eine bekannte Geschichte, viele Autoren des Mittelalters haben sie aufgegriffen, ist die von einem Maler, der einen bestimmten Teufel hässlicher gemalt hatte, als es fairerweise notwendig gewesen wäre. Er wurde dafür von eben jenem Dämonen kopfüber vom Gerüst geschleudert, auf dem er gerade arbeitete. Der Maler hatte Glück: eine Madonna, die er besonders schön dargestellt hatte, streckte ihren Arm aus dem Bild, fing ihn auf und hielt ihn mitten im freien Fall fest.
Es war jedoch nicht notwendig, in diesem Zusammenhang irgendetwas zu erfinden, denn schließlich hatten viele Leute den Teufel mit ihren eigenen Augen gesehen und konnten genau sagen, wie er aussah. In den schwindelerregenden Fantasien der Seher nahm er auf die geringste Erschütterung hin aus den Fetzen und Fragmenten der Bilder Form an, so wie sich die bizarren Gebilde des Kaleidoskops aus Teilchen vielfarbigen Glases zusammensetzen.

Die Manichäer, eine Mitte des 3. Jahrhunderts entstandene bekannte heretische Sekte, gaben dem Fürsten der Dämonen eine Gestalt, die nicht nur menschlich, sondern auch riesenhaft war, und sie sagten, dass die Menschen nach seinem Bilde geschaffen seien. Der heilige Antonius der Große (251 bis 356), der ihn in so vielen anderen Gestalten entdecken sollte, sah ihn einmal als gewaltigen Riesen, ganz schwarz, der Kopf die Wolken berührend, bei anderer Gelegenheit sah er ihn jedoch als kleines Kind, nackt und ebenfalls schwarz.
Schwarz erscheint bereits seit den frühesten christlichen Jahrhunderten als die natürliche Farbe der Dämonen. Die Gründe, ihnen gerade diese Farbe zuzuweisen, erklären sich von selbst, so offensichtlich, so selbstverständlich sind sie. So mancher Klausner in der Thebaïs sah den Teufel in Gestalt eines Äthiopiers (eines Teufels) – daran erkennt man wieder einmal, wie sich der Teufel den Orten und Zeiten anpasst, in denen er sich bewegt oder in denen er sich bewegen muss. Zahllose andere Heilige späterer Zeit, von denen der italienische Philosoph und Theologe Thomas von Aquin nicht der Geringste war, sahen ihn jedoch weiterhin in seiner Gestalt.

Auch seine riesige Statur hat ihren Grund, schließlich sind in allen Mythologien die Riesen gewöhnlich böse. In der griechischen Mythologie sind die Titanen die Feinde des Zeus, deshalb steckte Dante sie in die Hölle und machte seinen Luzifer riesengroß; und in der mittelalterlichen französischen Epik sind die Riesen ziemlich oft Teufel oder Söhne von Teufeln. In der Visio Tnugdali, der etwa Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Vision des irischen Ritters Tundalus, ist der ewig auf einem Bratrost schmorende Fürst der Dämonen nicht nur riesengroß, sondern hat auch wie Gaias und Uranos’ Sohn Briareus hundert Arme. Und so wie Briareus wurde er im 14. Jahrhundert mit hundert Armen und hundert Füßen von Birgitta von Schweden (1303 bis 1373) gesehen. Andererseits wird der Teufel gelegentlich auch als Zwerg dargestellt, wahrscheinlich unter dem Einfluss der germanischen Mythologie, die aber an dieser Stelle nicht Gegenstand der Diskussion sein soll…
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